In der Stimme von Ramona Bachmann liegt viel Entschlossenheit. «Ich gebe alles dafür, dass in einem Jahr die jungen Mädchen in der Schweiz den Fernseher einschalten, uns an der EM spielen sehen und sich sagen können: Das will ich auch erleben!»
In einem Jahr findet in England die Fussball-EM der Frauen statt. Genauer: Vom 6. bis zum 31. Juli 2022. Es ist das grosse Ziel der Schweizerinnen. Ein Sieg trennt sie noch davon, am Dienstagabend im Barrage-Rückspiel gegen Tschechien. Auch ein 0:0 würde reichen.
Nur: Der Weg nach England gestaltet sich mühsamer als erhofft. Die Tschechinnen schafften es beim 1:1 im Hinspiel mit ihrem körperbetonten Spiel, die Schweizerinnen zu frustrieren. Dazu spielte die Schweiz lange behäbig und fehlerhaft. «Ja, das ist so», gibt Bachmann zu. «Nur: Wir wussten genau, dass uns kein Spaziergang erwartet.» Dass die Schweizerinnen nie aufgaben, sich den späten Elfmeter – und damit den Ausgleich – verdienten, spricht für sie.
Es war ein Treffer, dessen Wichtigkeit man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Die Schweizerinnen hatten in den letzten Jahren immer wieder Mühe in entscheidenden Momenten. Mal verspielten sie die sicher geglaubte WM-Qualifikation mit einer Niederlage in Schottland und einem 0:0 gegen Polen. Dann im letzten Dezember die direkte EM-Qualifikation mit einem 0:4 in Belgien. Haben sie ein Problem mit den Nerven? Die Debatte wird sie so lange begleiten, bis sie den Gegenbeweis antreten – ganz egal, ob sich das Team seither verändert hat oder nicht.
Ramona Bachmann sagt, angesprochen auf die flatternden Nerven: «Ich finde das ein unfaires Urteil. Immerhin haben wir uns ein Resultat erkämpft, das sehr gut ist. Manchmal läuft eben nicht alles so, wie man sich das wünscht.»
Die Frustration war auch ihr anzusehen. Dass Bachmann eine Verwarnung wegen Reklamierens erhielt, war folgerichtig. Die Tschechische Bank glaubte gar, es wäre schon die zweite gewesen, forderte die Schiedsrichterin auf, Bachmann vom Platz zu stellen. «Keine Sorge, wenn ich schon verwarnt gewesen wäre, dann hätte ich mich zurückgenommen», stellt Bachmann klar. «Früher habe ich die Kontrolle durchaus mal verloren, heute braucht es sehr viel.» Auch Nationaltrainer Nielsen sagt: «Man darf im Urteil über sie nicht vorschnell sein. Ihr Ausdruck und Engagement sind Zeichen dafür, wie sehr sie den Erfolg für die Schweiz will.»
Das Problem ist nur: In letzter Zeit gelingt es ihr zu selten, den Willen in zählbare Aktionen umzuwandeln. Bachmann hat nach dem Wechsel im Sommer von Chelsea zu Paris einige Zeit gebraucht, um sich einzuleben. «Wobei das ganz normal ist. Ob die Sprache, das Umfeld oder der Fussball – alles ist neu. Und da braucht es seine Zeit, bis man sich an alles gewöhnt hat, egal ob man viel Erfahrung hat oder nicht.» 30 Jahre alt ist sie am 25. Dezember 2020 geworden.
Nachdem die Karriere der Luzernerin zuletzt etwas ins Stocken geraten ist, geht es nun wieder aufwärts. Die Einsatzminuten im Verein nehmen zu, mit dem PSG steht sie in Frankreich an der Tabellenspitze, vor Dauermeister Lyon. Die Chance auf eine Wachablösung besteht. Das Direktduell kurz vor Schluss wird wohl entscheiden. Zuvor stehen sich die beiden Teams nächsten Sonntag auch noch im Champions-League-Viertelfinal gegenüber.
Vorerst aber gilt: Es liegt auch in den Füssen von Bachmann, die Schweiz an die EM zu schiessen. Am liebsten ohne Zittern bis ganz zum Schluss.