Es ist der Grund, weshalb Fussballfans den DFB-Pokal lieben: überraschende Siege von Aussenseitern. Wenn die Kleinen jubeln und die Grossen blamiert sind, dann freut sich jeder neutrale Zuschauer. Die vielbeschworene Floskel von den eigenen Pokal-Gesetzen gilt auch in diesem Jahr. Drittligist Arminia Bielefeld warf gestern Bundesliga-Spitzenteam Borussia Mönchengladbach aus dem Wettbewerb.
1:1 steht es nach 120 Minuten auf der Alm, es folgt ein packendes Elfmeterschiessen, in dem Gladbachs Traoré den entscheidenden Penalty vergibt. Die Blamage der Borussia ist perfekt. Und Bielefelds Jubel grenzenlos. Grund genug, an die elf schönsten Aussenseiter-Siege der DFB-Pokal-Geschichte zu erinnern.
Hannover 96 gelingt 1992 etwas, das bislang kein anderer Klub schaffte: Als Zweitligist gewinnt das Team den Pokal. Das Penaltyschiessen im Finale gegen Borussia Mönchengladbach entschied Michael Schjønberg mit dem letzten verwandelten Elfmeter zum 4:3-Endstand.
Kalte Dusche für den Rekord-Pokalsieger: Der grosse FC Bayern tritt 1990 mit fünf Weltmeistern in den Reihen in der ersten Runde gegen den badischen Oberligisten FV Weinheim an – und blamiert sich. 0:1 heisst es am Ende, Thomas Schwechheimer erzielt das einzige Tor per Penalty.
Wenn man möchte, dass sich ein Bayern-Fan vor Entsetzen schüttelt, dann muss man ihm nur einen Namen sagen: Vestenbergsgreuth. 1994 – ausgerechnet im ersten Pflichtspiel von Torwart-Titan Oliver Kahn für die Münchner – fliegen die Bayern gegen den Drittligisten aus dem Pokal. Ein einziges Tor, geschossen von Roland Stein, reichte für die Blamage.
Eintracht Frankfurt hält einen traurigen Rekord: Der Klub kassiert in der Saison 2000/2001 die höchste Niederlage eines Bundesligisten gegen eine Amateurmannschaft. Gegen die Reserve des VfB Stuttgart gibt es ein krachendes 1:6. Zwei Tore für Stuttgart erzielt der Grieche Ioannis Amanatidis. Später wird er viele Jahre für die Eintracht spielen.
Tiefer geht es kaum: Der SSV Ulm, damals in der Verbandsliga, schlägt in der Saison 2001/2002 den Erstligisten 1. FC Nürnberg 2:1. Dass ein fünftklassiger Klub einen Bundesligisten schlägt, hatten die Pokal-Zuschauer bis dato nicht gesehen – und auch bis heute gab es noch keine Wiederholung.
Gegen einen Viertligisten verliert man nicht gern. Doch gegen einen Viertligisten zu verlieren, der in Unterzahl spielen muss, ist noch bitterer. Borussia Dortmund kann 1990 auch mit einem Mann mehr die 1:3-Niederlage gegen die Spielvereinigung Fürth nicht verhindern. Bereits in der zweiten Minute der Erstrundenbegegnung sieht der Fürther David Schneider die Rote Karte – der BVB geht trotzdem unter. Einige Jahre später fusionieren die SpVgg Fürth und der TSV Vestenbergsgreuth (siehe Punkt 3) zur SpVgg Greuther Fürth.
Schon der Sieg von Regionalligist Eintracht Trier in der zweiten Runde der Saison 1997/1998 ist eine Sensation: Das Team wirft Uefa-Cup-Sieger Schalke 04 aus dem Wettbewerb. Doch das kann die unterklassige Truppe noch toppen. In der nächsten Runde geht es gegen Borussia Dortmund, zu diesem Zeitpunkt amtierender Champions-League-Sieger. Und wieder gibt es einen Sieg. 2:1 steht es am Ende für den Aussenseiter. Erst im Halbfinale ist für Trier Schluss.
Gerd Störzel vom VfB Eppingen bringt 1974 den Hamburger SV mit zwei Toren fast im Alleingang zu Fall. Der 2:1-Sieg des Amateurliga-Dritten bringt ihm den Spitznamen «HSV-Killer» ein, der ihm jedoch nicht gefällt. Er ist ein Teamspieler und mag nicht im Rampenlicht stehen. Die Pleite des damaligen Bundesliga-Tabellenführers gilt als erste grosse Pokal-Blamage eines Erstligisten.
Rasenballsport Leipzig kämpft mittlerweile in der Zweiten Bundesliga um den Aufstieg mit, vor vier Jahren spielt der Klub allerdings noch in Liga vier. Das hindert das Team in der Saison 2011/2012 jedoch nicht, den Erstligaklub VfL Wolfsburg aus dem Pokal zu kegeln. Matchwinner ist Daniel Frahn, der beim 3:2-Sieg alle drei Leipziger Tore erzielt.
Zur Lachnummer macht der Viertligist Berliner AK 2012 den Bundesligaklub 1899 Hoffenheim. Nicht ein, nicht zwei, nicht drei – gleich vier Tore schenken die Amateure den hochbezahlten Profis ein. «Dass man ausscheiden kann, hat man schon öfter gesehen im Pokal. Aber die Art und Weise, wie meine Mannschaft gespielt hat, war erschreckend. Wir hätten ja sogar das eine oder andere Tor mehr kassieren können», sagt Trainer Markus Babbel. «Ich bin fassungslos und sprachlos.»
Werder Bremen kennt Erstrunden-Niederlagen nur zu gut, elfmal war für die Hanseaten gleich zu Beginn Schluss. 2013 macht der Bundesligist ein unrühmliches Triple perfekt: Gegen den SV Saarbrücken verliert der Klub 1:3 nach Verlängerung – es war das dritte Mal in Folge, dass Werder gegen einen Drittligisten aus dem Wettbewerb flog.