Über 20 Jahre sind seit der Jahrtausendwende bereits vergangen – 20 Jahre, in denen sich auch im Fussball viel getan hat. Von den «Invincibles» von Arsenal bis zu den «Galacticos» aus Madrid, die Welt hat in dieser Zeit einige Teams erleben dürfen, an die sich auch heute noch alle erinnern.
Doch welche Einzelspieler waren auch individuell derart gut, dass sie heute noch immer in den Gedächtnissen der Fans fest verankert sind?
Wir blicken zurück und liefern die «Traum-Aufstellungen» der letzten 20 Jahre von den Topteams Europas. Von denjenigen Teams also, welche in diesem Jahrtausend entweder zwei Meistertitel in einer Top-5-Liga oder einen Champions-League-Sieg holen konnten. Eines vorneweg – sogar ein Schweizer ist mit dabei.
Die Aufstellung von Manchester United besteht fast ausschliesslich aus richtigen Vereinslegenden. Acht der elf Spieler absolvierten mindestens 300 Spiele im Trikot der «Red Devils». Ergänzt wird das Team mit den beiden Champions-League-Siegern von 2007 Edwin van der Sar und Cristiano Ronaldo sowie Goalgetter Ruud van Nistelrooy.
Besonders gross war die Dichte an Topspieler im zentralen Mittelfeld. Mit Ryan Giggs, Paul Scholes, Roy Keane und David Beckham kämpfen gleich vier Kultspieler um die drei Plätze im Mittelfeld. Am Ende reicht es für Beckham nicht, der zwar ebenfalls Weltklasse war, aber aus dem Quartett deutlich die wenigsten Spiele für ManUnited absolvierte.
Seit ManCity dank den Investoren aus den Emiraten richtiggehend im Geld schwimmt, sind die «Sky Blues» ein englisches Topteam, zuvor waren die Citizens eher im Tabellenmittelfeld unterwegs und in der Saison 01/02 sogar nur zweitklassig.
Aus diesem Grund besteht die City-Traumelf auch fast nur aus Spielern, welche nach 2010 nach Manchester gewechselt sind. Die beiden einzigen Ausnahmen sind Pablo Zabaleta und Vincent Kompany, welche schon 2008 verpflichtet wurden.
Obwohl die «Reds» in diesem Jahrtausend bisher noch ohne Premier-League-Titel dastehen, hatten die Fans zwei absolute Highlights zu bejubeln: die beiden Siege in der Champions League in den Saisons 04/05 und 18/19. So haben es auch fünf Helden von 2005 (Carragher, Hyypiä, Riise, Gerrard und Alonso) sowie drei von 2019 (Alisson, van Dijk und Salah) ins «Dream-Team» geschafft.
Ergänzt wird die Aufstellung noch durch drei Stürmer, welche in ihrer Blüte zu den besten der Welt gehörten: Luis Suarez, der Liverpool in der Saison 13/14 fast zum Meistertitel ballerte, sowie Fernando Torres und Michael Owen.
In den letzten Jahren gehörten die «Gunners» nicht mehr zu den besten Teams in England. Zu Beginn des Jahrtausends hingegen hatten die Londoner eine richtig starke Phase. Erst holte Arsenal den Titel in der Saison 01/02, zwei Saisons später gewannen die Londoner erneut den Titel, diesmal sogar ohne ein einziges Spiel zu verlieren.
Noch heute geniessen die «Invincibles» bei den Arsenal-Fans Legendenstatus, weshalb auch in der besten Aufstellung gleich neun Spieler zu finden sind, welche 2004 beim bisher letzten Titelgewinn das Trikot der «Gunners» trugen. Aus den folgenden Jahren schaffen es nur noch zwei ins Team: der Torschützenkönig von 2012 Robin van Persie, sowie Aussenverteidiger Bacary Sagna.
Bei den «Blues» ist der Spielraum auf vielen Positionen eingeschränkt: Petr Cech, John Terry und Frank Lampard haben alle über 490 Pflichtspiele für Chelsea absolviert und gelten als Vereinslegenden, auch an den drei ehemaligen Starstürmern Drogba, Zola und Hazard sowie am langjährigen Stammverteidiger Cole gibt es kein Vorbeikommen.
Bleiben also nur noch vier Plätze: Hinten rechts bekommt der Champions-League-Sieger 2012 Branislav Ivanovic den Vortritt vor Azpilicueta, in der Innenverteidigung gewinnt Ricardo Carvalho das Duell gegen Gary Cahill und im Mittelfeld dürfen neben Lampard Weltmeister N'Golo Kanté und Michael Essien ran.
Gleich sechs Mal konnten die «Blancos» seit der Jahrtausendwende die Champions League gewinnen, viele Helden wurden dabei geboren – so hatten wir die Qual der Wahl, wen wir aufstellen wollen. So schafften gleich mehrere Superstars den Sprung ins Team nicht.
Ein Team nur aus Champions-League-Siegern ist Real am Ende trotz den sechs Titeln nicht geworden. Ein einziger Spieler ist dabei, welcher in seiner Karriere nie die Königsklasse gewinnen konnte – der ehemalige brasilianische Superstar Ronaldo. Dieser rechtfertigt seine Nominierung dafür mit 104 Toren in 177 Spielen.
Auch bei Barcelona gab es in den letzten 20 Jahren massenweise Superstars zu bestaunen. Besonders eindrücklich ist die Anzahl an Weltklassestürmer, welche einst das Trikot der Blaugrana getragen haben – so müssen mit Neymar und Ronaldo zwei absolute Weltklasse-Stürmer draussen bleiben, die trotz starken Leistungen weniger Tore als das Trio Messi/Suarez/Eto'o erzielt haben.
Schlussendlich ist die Traum-Aufstellung von Barcolona zu einem leicht veränderten Team der Saison 08/09 geworden, das unter Pep Guardiola das Triple gewinnen konnte. Die einzigen Spieler unseres «Dream-Teams», die damals nicht dabei waren, sind Marc-André ter Stegen, Ronaldinho und Luis Suarez.
Es ist unfassbar, welch grossartige Goalies und Stürmer in diesem Jahrtausend das Trikot von Atlético Madrid getragen haben. Im Tor mussten wir uns für einen aus dem Trio Jan Oblak, Thibaut Courtois und David de Gea entscheiden.
Im Sturm ist die Liste mit Namen wie Fernando Torres, Antoine Griezmann, Radamel Falcao, Diego Costa, Sergio Agüero, Diego Forlan, David Villa oder Mario Mandzukic nochmals um einiges länger. So entstand am Ende ein sehr offensives 4-2-4 mit vier gelernten Stürmern, damit möglichst wenige dieser Superstars draussen bleiben müssen. Am Ende schafften es die beiden Rekordtorschützen Torres und Griezmann sowie Meister-Bomber Falcao und Diego Costa ins Team.
Der Rest des Teams ist dafür schnell gefunden: Die vier Verteidiger sowie Koke hatten grossen Anteil am Titelgewinn 2014, Saul Niguez ist einer der Stars der momentanen Mannschaft der «Colchoneros».
Ronaldo oder nicht Ronaldo, lautete bei Juve die grosse Frage – am Ende reichte es dem Portugiesen (noch) nicht, seinen Platz bekommt David Trézéguet, der bei den Juve-Fans noch heute äusserst beliebt ist.
Ansonsten ist die Auswahl bei der Alten Dame ziemlich schnell getroffen: Gigi Buffon, Giorgio Chiellini, Pavel Nedved und Alessandro Del Piero sind allesamt Vereinslegenden, Gianluca Zambrotta, Fabio Cannavaro, Lilian Thuram und Zinédine Zidane gehörten nach der Jahrtausendwende zu den besten Spielern der Welt und Andrea Pirlo und Paul Pogba hatten grossen Anteil an der "Wiederauferstehung" Juves unter Antonio Conte.
Mit dieser Aufstellung hat Juve zudem einen Rekord: Gleich neun Weltmeister sind vertreten, so viele wie in keinem anderen Team. Einzig Chiellini und Nedved konnten den WM-Pokal nie in die Höhe stemmen.
Fragst du einen Inter-Fan nach dem schönsten Jahr in seinem Leben, ist die Chance ziemlich gross, dass seine Antwort «2010» lauten wird – in der Saison 09/10 holten sich die «Nerazzurri» unter José Mourinho als bisher einziges italienisches Team das Triple.
Da es seither nur noch zu einem Cupsieg im Jahr 2011 gereicht hat, dürfte es niemanden überraschen, dass das «Inter-Dream-Team» fast ausschliesslich aus Triple-Helden besteht. Die einzigen beiden Ausnahmen heissen Ronaldo und Christian Vieri. Diese brillieren dafür mit 59 Toren in 98 Spielen (Ronaldo) respektive 122 Treffern in 190 Spielen (Vieri).
Heute sind die «Rossonieri» weit davon entfernt, ein Spitzenteam in Italien, geschweige denn in Europa zu sein. Vor ein paar Jahren sah dies noch anders aus – zwischen 2003 und 2011 gehörte Milan zu den besten Teams der Welt und holte sich in dieser Phase neun Titel, darunter zwei Champions-League-Siege.
Somit besteht auch das «Dream-Team» von Milan aus Spielern, welche schon lange nicht mehr das rot-schwarze Dress tragen. Der Abgang von Kaka, der als letzter dieser Topspieler noch für Milan spielte, liegt auch schon fast sechs Jahre zurück.
Auch die Bayern gehören zum illustren Kreis derjenigen Teams, welche ein Triple gewinnen konnten. Dem FCB gelang dieses Kunststück in der Saison 12/13 unter Jupp Heynckes.
So besteht auch bei den Bayern, wie bei Barça und Inter, ein Grossteil des «Dream-Teams» aus den Helden der Triple-Mannschaft. Die restlichen Plätze gehen an die drei ehemaligen Superstars Oliver Kahn, Lucio und Stefan Effenberg sowie den aktuellen Torgarant Robert Lewandowski.
Trotz den grossen Namen im Team fiel die Wahl bei den Bayern äusserst schwer. Beim FCB mussten so viele (ehemalige) Superstars draussen bleiben, dass man gleich noch ein zweites Topteam daraus formen könnte.
Keine Frage, das Prunkstück beim BVB ist die Offensive. Das Trio Aubameyang/Lewandowski/Reus würde heute wohl jedem Verteidiger schlaflose Nächste bereiten, zumal aus dem Mittelfeld Pässe eines Mario Götze der Saison 12/13 und eines Tomas Rosicky in Topform kommen würden.
Doch auch die Defensive besteht beim BVB aus drei prominenten Namen: Zum einen gehören die beiden Weltmeister Jürgen Kohler und Mats Hummels dazu, zudem schafft es der langjährige brasilianische Publikumsliebling Dede.
Wie bei Manchester City schaffen es auch beim zweiten neureichen Verein, Paris Saint-Germain, nur Spieler aus der jüngeren Vergangenheit ins Topteam. Kein einziger dieses «Dream-Teams» spielte schon vor 2010 in Paris, das erst mit dem Geld von Scheich Nassr Al-Khelaifi wieder zu einem französischen Topteam werden konnte.
Dennoch gibt es drei Spieler von der Zeit vor Al-Khelaifi, die fast den Sprung ins Team geschafft hätten. Sowohl der damals noch relativ unbekannte Ronaldinho als auch Nenê und Stürmer Pauleta spielten bei PSG richtig stark – doch sie können nicht mit den unfassbaren Werten von Neymar, Mbappé, Ibrahimovic oder Cavani mithalten.
Die ASM hat im bisherigen Jahrtausend eine richtige Achterbahnfahrt erlebt: Monaco wurde im Jahr 2000 französischer Meister, gewann 2003 den Cup und stand 2004 im Final der Champions League. 2010 stand Monaco nochmals im Pokalfinal, verlor diesen aber und stieg im Jahr darauf ab. 2013 folgte der Wiederaufstieg, 2017 gab es dann den ersten Meistertitel seit 17 Jahren und in der folgenden Champions League reichte es zum überraschenden Halbfinaleinzug.
Monaco erlebte also gleich zwei ganz starke Phasen – entsprechend ist das «Dream-Team» auch aufgebaut. So schaffen es sechs Spieler von der Zeit kurz nach der Jahrtausendwende sowie fünf, die beim bisher letzten Titel dabei waren, ins Team.
Auffällig ist, dass Monaco immer wieder junge Spieler entdeckt, die später zu richtigen Stars werden. So hat es auch in diesem Team mit Fabinho, Marquez, Evra, James und Mbappé fünf Spieler, die sich in jungen Jahren im Fürstentum für einen Wechsel zu einem Topteam aufdrängen konnten.
Wir sind bei Lyon angelangt – und damit beim einzigen Schweizer, der es in eine dieser Aufstellungen geschafft hat. Patrick Müller war lange in der Verteidigung der Franzosen gesetzt und gewann sechs Mal die Ligue 1, womit er sich diese Nominierung redlich verdient hat.
Grundsätzlich ist Lyon auf allen Positionen gut besetzt, das absolute Prunkstück ist allerdings die Offensive, welche für richtig viel Spektakel sorgen könnte: Lacazette, Malouda und Benzema entwickelten sich in Osten Frankreichs zu Nationalspielern, Juninho gehört zu den besten Freistoss-Schützen der Geschichte und Sonny Anderson brillierte in Lyon mit 92 Toren in 159 Spielen.
Die «Dragoes» schaffen es ebenfalls in die Liste der europäischen Topteams, obwohl sie in einer verhältnismässig kleineren Liga unterwegs sind. Die Portugiesen verdienen sich diese Bezeichnung vor allem mit starken Leistungen im Europacup. 2004 gewann Porto unter José Mourinho überraschend die Champions League, zudem gab es 2003 einen Sieg im damaligen UEFA Cup sowie 2011 den Europa-League-Pokal.
Diese Erfolge hat Porto vor allem seiner herausragenden Scoutingarbeit zu verdanken. Immer wieder verpflichten die «Dragoes» unbekannte südamerikanische Spieler, welche im blau-weissen Trikot dann aufblühen. Die prominentesten Beispiele sind die drei besten Vereins-Rekordtorschützen der letzten Jahre, Jackson Martinez, Hulk und Falcao, sowie der langjährige Mittelfeld-Chef Lucho Gonzalez.
Insbesondere der Arsenal-Sturm, das Barca-Team und die italienschen Mannschaften.
Bei Bayern bin ich überrascht, das Javi Martinez nirgends auftaucht. Meiner Meinung nach war die Doppel-6 aus Schweinsteiger und ihm der Garant für das Triple (natürlich mit der Flügenzange zusammen). Zudem hat er fast exakt gleich viele Spiele wie Effenberg absolviert, dieser hatte den Grossteil seiner Einsätze jedoch zwischen 1990 und 2000, also im letzten Jahrtausend, gesammelt.