Sport
Fussball

Deutschlands Said El Mala – in 181 Tagen aus der 3. Liga zum DFB-Team

10.11.2025, xtgx, Fussball Nationalmannschaft, �ffentliches Training in Wolfsburg emspor, v.l. Jonathan Tah Deutschland, Said El Mala Deutschland DFL/DFB REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS as ...
Erstmals im Kreise des Nationalteams: Said El Mala (r.).Bild: www.imago-images.de

Ein Highlight-Spieler für Deutschland – das ist Köln-Sensation Said El Mala

Deutschlands Nationaltrainer Julian Nagelsmann sorgte mit der Nominierung von Said El Mala (19) für Diskussionen. Kölns fleissiger Aussenstürmer spielte noch vor einem halben Jahr in der 3. Liga – und selbst sein eigener Trainer kritisiert ihn deutlich.
14.11.2025, 17:0214.11.2025, 17:02

Deutschland diskutiert gerade über Said El Mala. Hat der 19-jährige Shootingstar die Nominierung fürs Nationalteam verdient oder reichen zehn Bundesliga-Spiele dafür nicht?

Für frühere Nationalspieler wie Sky-Experte Didi Hamann oder Oliver Kahn kommt die Nominierung zu früh. Ex-Nationalspieler Max Meyer, der selbst mit 18 Jahren erstmals nominiert wurde, sagte gegenüber dem Kicker: «Ich glaube nicht, dass es jungen Spielern guttut, wenn sie gehyped werden.» Neben El Mala ist in Leipzigs Assan Ouéfraogo ein weiterer 19-Jähriger erstmals beim A-Nationalteam dabei.

Germany's head coach Julian Nagelsmann attends a press conference at the Clearer Twist National Stadium at Windsor Park, in Belfast, Northern Ireland, Sunday, Oct. 12, 2025. PA Photo. (Niall Cars ...
Julian Nagelsmann will Said El Mala «mal im Training sehen».Bild: keystone

Selbst Bundestrainer Julian Nagelsmann sagt, dass er «kein Freund von dem extrem frühen Hypen und Hochpushen» sei. Doch wolle er den Flügelspieler des 1. FC Köln «mal im Training in der Gruppe sehen, spüren, wie er sich hier bewegt und ob er die Qualität hat, für die WM infrage zu kommen». Spieler nur im Scouting zu bewerten, sei «super schwer». Deshalb will der Bundestrainer El Mala die Chance geben, sich «mit all seiner Unbekümmertheit und Unbeschwertheit bei uns zu zeigen».

Dank eines Dribbelvideos kam er doch noch zu den Profis

Der Aufstieg des Sohns einer Deutschen und eines gebürtigen Libanesen scheint derzeit nicht aufzuhalten zu sein. Vor 181 Tagen absolvierte er das letzte Spiel in der 3. Liga, dann wechselte er definitiv zum 1. FC Köln. In der Bundesliga ist Said El Mala einer der grossen Namen der bisherigen Saison. In zehn Spielen erzielte er schon vier Tore, die meist ebenso wichtig wie schön waren, und zwei Assists. Dabei wollte er mit 14 Jahren schon aufhören, nachdem er bei Borussia Mönchengladbach aussortiert wurde. «Zu klein, athletisch extrem unterlegen und auf diesem Level nicht konkurrenzfähig», lautete das Urteil seines damaligen Trainers.

Bruder Malek, mit dem Said El Mala sehr eng verbunden ist, und der mittlerweile bei Kölns Reserveteam spielt, überredete ihn aber zum Weitermachen. Die beiden kickten zum Spass nach der Schule und bei einem Amateurverein. Im März 2023 schickte der damals 16-Jährige dann ein Dribbel-Video an die «Skillers Academy», die jungen Talenten mit der Hoffnung auf den Durchbruch eine Plattform bieten. 13 Absagen kassierten die El Malas von verschiedenen Vereinen, Viktoria Köln meldete sich aber mit dem Angebot eines Probetrainings. Beide überzeugten und wurden vom Drittligisten unter Vertrag genommen.

Im Februar 2024 debütierte Said El Mala dann für Viktorias Profis, in seinem vierten Spiel erzielte er sein erstes Tor. «Sieht geil aus», sagte er dazu selbst. Und dies fand wohl auch der grosse Verein aus der Stadt am Rhein. Der 1. FC Köln sicherte sich die Dienste von Said El Mala und seines Bruders im Sommer 2024, liessen sie aber noch ein Jahr Erfahrungen in der 3. Liga sammeln. In 32 Spielen glänzte Said El Mala mit 13 Treffern und fünf Assists.

El Malas Premierentreffer ab 2:08 Minuten.Video: YouTube/MAGENTA SPORT

Anlaufzeit in der Bundesliga? Braucht er nicht

Im Juli erfolgte dann der endgültige Wechsel zum Bundesliga-Aufsteiger, wo er seine Schnelligkeit, die Stärken im 1-gegen-1 sowie beim Abschluss einfach weiterhin ausspielt. Zu klein oder athletisch unterlegen ist der 1,87-Meter-Mann schon lange nicht mehr. Ein perfektes Beispiel dafür lieferte er beim Siegtreffer zum 1:0 gegen Hoffenheim. Eine Woche später traf El Mala ebenso sehenswert zum 1:1-Endstand gegen Augsburg. Im Stadion wird er von den Fans bereits als «Fussball-Gott» begrüsst. «Es ist sehr krass, wenn man über die letzten Jahre nachdenkt», sagt El Mala und gibt zu: «Es war ein steiniger Weg.» Bei all den Lobpreisungen tut es dem Jungstar wohl gut, dass sein Trainer nicht ins blinde Schwärmen gerät.

Im Derby gegen Mönchengladbach (1:3) vom letzten Wochenende wechselte Lukas Kwasniok den Linksaussen zur Pause beim Stand von 0:1 aus. «Er war nicht gut, deshalb habe ich ihn rausgenommen», sagte der 44-Jährige danach. Gerade in der Arbeit gegen den Ball habe El Mala nicht immer «so agiert, wie wir uns das vorstellen».

«Ein Highlight-Spieler», aber mehr noch nicht

Als Bremser sieht sich Kwasniok nicht: «Ich kann und will den Hype nicht kleinhalten.» Dennoch hält er mit Kritik an seinem Schützling nicht zurück, wenn er sie für angebracht hält. So bezeichnete der Köln-Trainer El Mala nach seinen tollen Toren als «absoluten Highlight-Spieler». Nur: «Zwischen einem Highlight-Spieler und einem guten Bundesliga-Spieler liegen noch Welten.» Dies sei gemäss Kwasniok aber auch El Mala, dem grosser Fleiss und Bescheidenheit attestiert wird, bewusst. «Das ist das Schöne: dass er und sein Umfeld das verstehen», so Kwasniok, «es bringt nichts, nur Highlights zu setzen, aber insgesamt der Mannschaft nicht zu helfen.»

Doch auch dem neuen Köln-Trainer, der den Aufsteiger zu einem guten Saisonstart geführt hat, ist natürlich klar: «Wenn er weiter so trifft und zu den Highlights noch die Bundesliga-wichtigen Aspekte hinzugewinnt, müssen wir den unfassbar teuer abgeben.» Dies werde irgendwann passieren und sei in Ordnung, doch hoffen Kwasniok und Köln, dass dies noch ein Weilchen dauert. «Ich habe das Gefühl, dass er aktuell den FC wirklich im Herzen trägt und die Phase hier geniesst – und wir geniessen die auch.»

Interesse an El Mala gibt es schon jetzt genug. Schon 2024 hätte er auch zum BVB wechseln können, entschied sich aufgrund des klareren Plans aber für die Kölner. Nach der starken U19-EM im vergangenen Sommer bot Premier-League-Klub Brighton 20 Millionen Euro für ihn, er verlängerte beim Bundesligisten bis 2030 ohne Ausstiegsklausel. Mittlerweile sind nicht nur Dortmund und Bayern, sondern auch internationale Topklubs an ihm dran. Sein Klub schirmt den Mann, dessen Marktwert in diesem Jahr von einer auf 18 Millionen Euro gestiegen ist, davon aber ab, blockt Interviewanfragen und schliesst einen Wintertransfer aus.

Nagelsmanns Anruf ignorierte er

Köln darf auch darauf hoffen, dass El Mala mit Abwerbeversuchen ähnlich umgeht wie mit dem Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Diesen ignorierte er nämlich vorerst. «Ich gehe nicht gerne an fremde Nummern ran», erklärte der 19-Jährige nun. Erst nach der Nachricht, in welcher Nagelsmann um einen Rückruf bat, meldete sich El Mala dann und erfuhr von seiner Nominierung. «Ich bin sehr, sehr glücklich darüber», sagte er danach und fügte an: «Es ist eine tolle Belohnung für die harte Arbeit.»

EL Mala kommt gemäss Deutschland-Coach Nagelsmann auch entgegen, dass «er vom Profil her einer ist, den wir in Deutschland nicht so oft haben». Damit meint er «klassische Aussenstürmer, die sich da wohlfühlen und mit dem Ball am Fuss nach innen gehen». Der Neuling habe jetzt «gerade in den Trainings die Chance, sich einfach mal zu zeigen».

Jetzt träumt El Mala natürlich von einem Einsatz in den Spielen gegen Luxemburg (heute Freitag, 20.45 Uhr) und die Slowakei (Montag, 20.45 Uhr). Dabei will Deutschland die Qualifikation für die WM 2026 erfolgreich abschliessen. Mit zwei Siegen wäre der vierfache Weltmeister definitiv dabei, vielleicht kann El Mala ja das eine oder andere Highlight dazu beitragen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Sie waren «Golden Boys»: Zum besten Talent der Welt gekürt
1 / 25
Sie waren «Golden Boys»: Zum besten Talent der Welt gekürt

2025: Désiré Doué (Paris Saint-Germain).

quelle: keystone / christopher neundorf
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Gottschalk redet sich bei Bambi-Verleihung um Kopf und Kragen – und wird ausgebuht
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
1 Kommentar
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
1
Endlich – der SCB transferiert und investiert in die Zukunft
Und der SCB bewegt sich doch: Zwei der besten jungen Schweizer Mittelstürmer wechseln auf nächste Saison aus Skandinavien nach Bern: Joel Grossniklaus und Paul Mottard.
Beim SCB gibt es noch keine Bestätigung. Ja, in der Sportabteilung wird so getan, als kenne man die Namen nicht einmal. Doch getreue Gewährsleute aus Finnland und Schweden melden: Diese Deals sind gemacht, die Tinte unter den Verträgen ist trocken.
Zur Story