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Xherdan Shaqiri über Schweizer Medien: «So etwas passt mir gar nicht»

Basel's Xherdan Shaqiri celebrates scoring their side's first goal of the game during the Europa League soccer match between FC Basel and FCS Bucharest at in Basel, Switzerland, Thursday, No ...
Nicht nur der Star des FC Basel, sondern der ganzen Liga: Xherdan Shaqiri.Bild: keystone

«So etwas passt mir gar nicht»: Xherdan Shaqiri wehrt sich gegen Schweizer Medien

14.11.2025, 12:2014.11.2025, 14:24

Er ist mit Abstand der grösste Star der Super League und der Hauptgrund für die erfolgreiche letzte Saison des FC Basel, die im Gewinn des Meistertitels und dem Cupsieg mündete. Xherdan Shaqiri hat aber auch im Ausland grosse Erfolge gefeiert, wurde deutscher und englischer Meister, gewann mit Bayern München und dem FC Liverpool die Champions League. Ausserdem lief er 125 Mal für die Schweizer Nati auf, nahm an 4 Welt- und 3 Europameisterschaften teil und traf an 6 grossen Turnieren.

Als «einer der erfolgreichsten, aber sicher auch einer der spektakulärsten Fussballer, welche die Schweiz je hatte» wurde er von Moderator Urs Gredig aus all diesen Gründen vorgestellt. Shaqiri war in dessen SRF-Sendung Gredig direkt zu Gast und sprach über die Nati, seinen Status beim FCB, aber auch die Schweizer Medien und das Leben als Schweizer mit Migrationshintergrund.

Rücktritt aus der Nati

Nach der Europameisterschaft im Sommer 2024 gab Xherdan Shaqiri nach 14 Jahren seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekannt. Bereuen tut er das auch in Länderspielpausen, wie jetzt gerade, nicht.

«Ich freue mich jedes Mal, die Nati zu sehen, natürlich auch vor Ort, wenn ich Zeit habe. Aber ich habe den Entscheid so getroffen und freue mich, nun mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Der Hauptgrund für meinen Rücktritt aus der Nati war, dass ich mich voll auf den FC Basel fokussieren wollte, und das habe ich auch nie bereut. Es war sicher auch ein Mitgrund dafür, dass wir das Double gewonnen haben, dass ich so viele Spiele machen konnte.»​
ARCHIVBILD ZUM WECHSEL VON XHERDAN SHAQIRI ZUM FC BASEL --- Switzerland's Xherdan Shaqiri is disappointed after losing the penalty shoot-out of the quarter final match between England and Switzer ...
Xherdan Shaqiri nach seinem letzten Spiel für die Nati, dem EM-Viertelfinal gegen England.Bild: keystone

Ist Basel zu abhängig von ihm?

Die Bedeutung von Xherdan Shaqiri für den FC Basel ist kaum hoch genug einzuschätzen. In der letzten Saison, die nach 9 Siegen aus den letzten 10 Spielen und mit der Meisterschaft endete, erzielte der 34-Jährige 18 Tore und 21 Assists – beides waren Liga-Bestwerte.

In dieser Spielzeit steht er nach 13 Partien schon wieder bei 5 Treffern und 7 Vorlagen, doch so richtig läuft es dem FCB nicht. Bisher fuhr der Titelverteidiger erst 22 Zähler ein und liegt schon 9 Punkte hinter Leader Thun zurück. In sechs der sieben Spiele mit einem Shaqiri-Tor siegte Basel, sonst fällt die Bilanz mit fünf Siegen, einem Unentschieden und acht Niederlagen deutlich schwächer aus. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Abhängigkeit des Teams von seinem Star zu gross ist.

Xherdan Shaqiri (FCB) jubelt nach seinem Tor mittels Penalty zum 1-3 im Super League Spiel zwischen dem FC Thun und dem FC Basel, am Samstag, 13. September 2025 in der Stockhorn Arena in Thun. (KEYSTO ...
Wenn Xherdan Shaqiri trifft, gewinnt der FCB fast immer, sonst deutlich seltener.Bild: keystone
«Ich höre das jedes Wochenende und auch die Statistiken zeigen aktuell: Wenn ich treffe, gewinnen wir, und sonst vielleicht nicht. Aber ich will nicht zu fest darauf eingehen, ich war schon immer ein Teamspieler und will mich nicht in den Vordergrund stellen.

Natürlich konnte ich der Mannschaft mit meinem Charakter, meiner Siegermentalität und der positiven Energie in der letzten Saison helfen, so konnten wir über uns hinauswachsen. Das brauchte aber auch Zeit, bis wir durchstarten konnten. Das wollen wir dieses Jahr auch.»

Kritik der Schweizer Medien

Wenn es dem FCB nicht so läuft, steht natürlich allen voran Shaqiri in der Kritik. Nach der grossen Euphorie mit dem Double-Gewinn in der Vorsaison wird am Spielmacher nun deutlich mehr herumgemäkelt. Dafür zeigt Shaqiri bis zu einem gewissen Punkt Verständnis.

«Schweizer Medien schreiben sehr viel und sobald mein Name ins Spiel kommt, ist man natürlich schnell in den Schlagzeilen. Damit muss man als Fussballer umgehen können, und dass nach schlechten Tagen negative Schlagzeilen kommen, ist völlig normal, das verstehe ich auch. Aber wenn einfach jedes Mal ‹Shaqiri› in den Schlagzeilen steht, weil man Klicks braucht, verstehe ich es nicht mehr.»

Besonders dafür, dass er mit Mitspielern schimpft, lamentiert und reklamiert, wird er negativ betrachtet. In «Gredig direkt» wird ein Kommentar aus dem Tages-Anzeiger als Beispiel genommen, in dem Shaqiri unter anderem als «mies gelaunter Star» und «Motzki» bezeichnet wird.

«So ein Artikel passt mir gar nicht. Ich bin ein Teamspieler und überhaupt nicht der Typ, der hier beschrieben wird. Es ist ein harter Artikel. In der Schweiz wird jedes Detail auf dem Platz gross gemacht. Das hat sicher auch mit meinem Namen zu tun. Wenn man weniger zum Schreiben hat, findet man irgendetwas.

Klar sehe ich die Qualität des Teams und das Potenzial der einzelnen Spieler, und wenn einer seit Jahren denselben Fehler macht, rege ich mich auch auf. Aber ich will das Beste aus ihnen herausholen. Wir sind auch Meister geworden, weil wir auch mal auf den Tisch geklopft haben, wenn etwas nicht so gut war. Dann bin ich auch mal etwas lauter und das sieht vielleicht negativ aus, aber ich tue alles für das Team und bin auf dem Platz sicher ein anderer Typ als daneben.»
Xherdan Shaqiri (FCB) reklamiert beim Linienrichter im Super League Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Lugano, am Sonntag, 9. November 2025 im Stadion St. Jakob-Park in Basel. (KEYSTONE/Peter Klau ...
Shaqiri sagt seinen Mitspielern auch einmal, wo es langgeht.Bild: keystone

Gegnerische Provokationen

Als Titelverteidiger hat der FCB eine Zielscheibe auf dem Rücken, allen voran natürlich Star Shaqiri. Das kann auch einmal zu Gegenreaktionen führen, wie vor einigen Wochen im Spiel gegen YB, als der 34-Jährige seinem Gegenspieler Ebrima Colley einen Ellbogenschlag zu verpassen schien und damit für Diskussionen sorgte.

Die Szene im Video.Video: YouTube/SRF Sport
«Zuvor provoziert er mich zwei, drei Mal, schlägt und schubst mich weg. Darüber wird natürlich nicht gesprochen, dass man in jedem Spiel provoziert wird. Wir sind Meister, ich bin einer der besten Spieler der Liga und der Gejagte. Es wird von allen Seiten alles probiert, um mich aus dem Spiel zu nehmen.»

Was Secondos von den Schweizern unterscheidet

Xherdan Shaqiri wurde 1991 im heutigen Kosovo geboren und kam mit seiner Familie schon sehr früh in die Schweiz. Bereits beim Finaleinzug bei der U21-EM 2011 prägten er und weitere Spieler mit Migrationshintergrund wie Granit Xhaka oder Admir Mehmedi das Team. Auch in der Nati kamen und kommen Fussballer mit den verschiedensten Hintergründen zusammen, Shaqiri sieht dies als Stärke.

«Es ist unglaublich, was man erreichen kann, wenn so viele unterschiedliche Charaktere dem Team etwas geben. Auch in der Nati brachten die unterschiedlichen Spieler verschiedene Stärken ein. Wir Spieler mit kosovarischen Wurzeln haben eine Winner-Mentalität und einen Kampfeswillen, die nicht jeder Schweizer hat. Dafür haben sie die Pünktlichkeit und Sprachbegabtheit, die sie dem Team geben können. Diese verschiedenen Stärken machen ein Team aus.»

Werden er und Xhaka kritischer beäugt?

Die kosovarisch-schweizerische Journalistin und Autorin Shqipe Sylejmani erzählte in derselben Sendung einmal, dass sie glaubt, bei Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka werde genauer hingeschaut, was sie machen. Sie würden aufgrund ihrer Wurzeln eher einmal kritisiert als andere Spieler. Dies sieht auch der frühere Nati-Star so.

«Klar hat man ab und zu das Gefühl, dass man unfair behandelt wird. Damit muss man aber umgehen können. Es gibt immer unterschiedliche Ansichten, das ist auch ein politisches Thema und da halte ich mich relativ zurück. Ich will meine Arbeit machen und werde mich auch nicht verstellen.»
Switzerland's midfielder Granit Xhaka and Switzerland's midfielder Xherdan Shaqiri celebrate the victory and the qualification during the FIFA World Cup Qatar 2022 group G soccer match betwe ...
Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri spielen beide für die Schweizer Nati und haben kosovarische Wurzeln.Bild: keystone

Manchmal sei die Kritik auch überzogen oder es werde zu viel aus einem Thema gemacht, findet Shaqiri. So zum Beispiel rund um die Doppeladler-Affäre an der WM 2018 beim 2:1-Sieg gegen Serbien.

«Es ist viel zu viel geschrieben worden. Wenn man gesehen hat, wie wir provoziert wurden, auf dem Feld, von den Fans, im Vorfeld wurden unsere Familien angegriffen. Da hat man eine Gier in sich drin. Wir alle wissen, was wir Kosovaren im Kosovokrieg erleben mussten, ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Ich denke, in dem Moment war es das Richtige. Am Ende des Tages war wichtig, dass wir gewonnen haben, und dann wurde viel mehr über den Doppeladler als über den Sieg geschrieben.»

Schweiz oder Kosovo?

In der WM-Qualifikation könnte es am Dienstag zum entscheidenden Spiel zwischen Kosovo und der Schweiz kommen. Die Nati könnte aber schon am Samstag in Schweden, wenn sie mehr Punkte holt als der Konkurrent in Slowenien, alles klarmachen. Darauf hofft der Schweiz-Kosovare Shaqiri – ansonsten ist aber klar, wem er die Daumen drückt.

«Ich bin für beide, aber fiebere ganz klar mit dem Schweizer Nationalteam mit, ich habe da alle meine Kollegen und 14 Jahre dort gespielt.»

Wie lange noch?

Shaqiri wurde im Oktober 34 Jahre alt. Natürlich wird er zum Abschluss auch gefragt, wie lange er noch weitermachen will.

epa12505144 Basel's Xherdan Shaqiri attends a training session in Basel, Switzerland, 05 November 2025. FC Basel will play against FCSB in a UEFA Europa League match on 06 November. EPA/GEORGIOS  ...
Noch denkt Xherdan Shaqiri nicht an den Rücktritt.Bild: keystone
«Ich lasse mir das recht offen. Ich habe meine Karriere nie genau geplant, weil der Fussball sehr schnelllebig ist. Ich freue mich noch jeden Tag, auf den Platz zu gehen. Wenn ich irgendwann aufstehe und keine Lust habe, dann höre ich auf. Ich fühle mich aber sehr wohl und fit, um so lange wie möglich zu spielen.»

(nih)

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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ferienpraktiker21
14.11.2025 13:03registriert Dezember 2020
Logisch, mit seiner Art eckt er auch mal an. Alles in allem aber ein Fussballer auf den die CH stolz sein kann und der neben dem Rasen nie negativ auffiel.
Weiter so👍
12323
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Ich-möchte-verstehen
14.11.2025 13:32registriert April 2022
Überraschend reflektierte Amtworten - ich freue mich, dass es ihn gibt und es ihm immer wieder gelingt mit eindrückliche, clevere Aktionen auf dem Platz zu spielen. Nach den eher bescheidenen letzten Auslandeinsätzen finde ich es auch toll, dass er wieder viel spielt und wieder sehr fit ist.
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