«So etwas passt mir gar nicht»: Xherdan Shaqiri wehrt sich gegen Schweizer Medien
Er ist mit Abstand der grösste Star der Super League und der Hauptgrund für die erfolgreiche letzte Saison des FC Basel, die im Gewinn des Meistertitels und dem Cupsieg mündete. Xherdan Shaqiri hat aber auch im Ausland grosse Erfolge gefeiert, wurde deutscher und englischer Meister, gewann mit Bayern München und dem FC Liverpool die Champions League. Ausserdem lief er 125 Mal für die Schweizer Nati auf, nahm an 4 Welt- und 3 Europameisterschaften teil und traf an 6 grossen Turnieren.
Als «einer der erfolgreichsten, aber sicher auch einer der spektakulärsten Fussballer, welche die Schweiz je hatte» wurde er von Moderator Urs Gredig aus all diesen Gründen vorgestellt. Shaqiri war in dessen SRF-Sendung Gredig direkt zu Gast und sprach über die Nati, seinen Status beim FCB, aber auch die Schweizer Medien und das Leben als Schweizer mit Migrationshintergrund.
Rücktritt aus der Nati
Nach der Europameisterschaft im Sommer 2024 gab Xherdan Shaqiri nach 14 Jahren seinen Rücktritt aus dem Nationalteam bekannt. Bereuen tut er das auch in Länderspielpausen, wie jetzt gerade, nicht.
Ist Basel zu abhängig von ihm?
Die Bedeutung von Xherdan Shaqiri für den FC Basel ist kaum hoch genug einzuschätzen. In der letzten Saison, die nach 9 Siegen aus den letzten 10 Spielen und mit der Meisterschaft endete, erzielte der 34-Jährige 18 Tore und 21 Assists – beides waren Liga-Bestwerte.
In dieser Spielzeit steht er nach 13 Partien schon wieder bei 5 Treffern und 7 Vorlagen, doch so richtig läuft es dem FCB nicht. Bisher fuhr der Titelverteidiger erst 22 Zähler ein und liegt schon 9 Punkte hinter Leader Thun zurück. In sechs der sieben Spiele mit einem Shaqiri-Tor siegte Basel, sonst fällt die Bilanz mit fünf Siegen, einem Unentschieden und acht Niederlagen deutlich schwächer aus. Da stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Abhängigkeit des Teams von seinem Star zu gross ist.
Natürlich konnte ich der Mannschaft mit meinem Charakter, meiner Siegermentalität und der positiven Energie in der letzten Saison helfen, so konnten wir über uns hinauswachsen. Das brauchte aber auch Zeit, bis wir durchstarten konnten. Das wollen wir dieses Jahr auch.»
Kritik der Schweizer Medien
Wenn es dem FCB nicht so läuft, steht natürlich allen voran Shaqiri in der Kritik. Nach der grossen Euphorie mit dem Double-Gewinn in der Vorsaison wird am Spielmacher nun deutlich mehr herumgemäkelt. Dafür zeigt Shaqiri bis zu einem gewissen Punkt Verständnis.
Besonders dafür, dass er mit Mitspielern schimpft, lamentiert und reklamiert, wird er negativ betrachtet. In «Gredig direkt» wird ein Kommentar aus dem Tages-Anzeiger als Beispiel genommen, in dem Shaqiri unter anderem als «mies gelaunter Star» und «Motzki» bezeichnet wird.
Klar sehe ich die Qualität des Teams und das Potenzial der einzelnen Spieler, und wenn einer seit Jahren denselben Fehler macht, rege ich mich auch auf. Aber ich will das Beste aus ihnen herausholen. Wir sind auch Meister geworden, weil wir auch mal auf den Tisch geklopft haben, wenn etwas nicht so gut war. Dann bin ich auch mal etwas lauter und das sieht vielleicht negativ aus, aber ich tue alles für das Team und bin auf dem Platz sicher ein anderer Typ als daneben.»
Gegnerische Provokationen
Als Titelverteidiger hat der FCB eine Zielscheibe auf dem Rücken, allen voran natürlich Star Shaqiri. Das kann auch einmal zu Gegenreaktionen führen, wie vor einigen Wochen im Spiel gegen YB, als der 34-Jährige seinem Gegenspieler Ebrima Colley einen Ellbogenschlag zu verpassen schien und damit für Diskussionen sorgte.
Was Secondos von den Schweizern unterscheidet
Xherdan Shaqiri wurde 1991 im heutigen Kosovo geboren und kam mit seiner Familie schon sehr früh in die Schweiz. Bereits beim Finaleinzug bei der U21-EM 2011 prägten er und weitere Spieler mit Migrationshintergrund wie Granit Xhaka oder Admir Mehmedi das Team. Auch in der Nati kamen und kommen Fussballer mit den verschiedensten Hintergründen zusammen, Shaqiri sieht dies als Stärke.
Werden er und Xhaka kritischer beäugt?
Die kosovarisch-schweizerische Journalistin und Autorin Shqipe Sylejmani erzählte in derselben Sendung einmal, dass sie glaubt, bei Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka werde genauer hingeschaut, was sie machen. Sie würden aufgrund ihrer Wurzeln eher einmal kritisiert als andere Spieler. Dies sieht auch der frühere Nati-Star so.
Manchmal sei die Kritik auch überzogen oder es werde zu viel aus einem Thema gemacht, findet Shaqiri. So zum Beispiel rund um die Doppeladler-Affäre an der WM 2018 beim 2:1-Sieg gegen Serbien.
Schweiz oder Kosovo?
In der WM-Qualifikation könnte es am Dienstag zum entscheidenden Spiel zwischen Kosovo und der Schweiz kommen. Die Nati könnte aber schon am Samstag in Schweden, wenn sie mehr Punkte holt als der Konkurrent in Slowenien, alles klarmachen. Darauf hofft der Schweiz-Kosovare Shaqiri – ansonsten ist aber klar, wem er die Daumen drückt.
Wie lange noch?
Shaqiri wurde im Oktober 34 Jahre alt. Natürlich wird er zum Abschluss auch gefragt, wie lange er noch weitermachen will.
(nih)
