Seit gestern wird auch in der Premier League wieder gespielt. Und gleich im ersten Spiel zwischen Aston Villa und Sheffield United (0:0) gab es einen riesigen Aufreger.
Villa-Torhüter Örjan Nyland wird kurz vor der Pause mit dem Ball in den Händen von einem eigenen Mitspieler hinter die Torlinie geschubst. Aus mehreren Blickwinkeln sieht man, dass der Ball mit vollem Umfang den Regeln entsprechend im Tor ist:
Weil das Hawk-Eye-System nicht richtig funktioniert hat. Es zeichnet das Spiel aus mehreren Perspektiven auf, berechnet so die Position des Balls und meldet dem Schiedsrichter durch ein Signal, wenn er regelkonform im Tor ist. Das blieb aus, was Ref Michael Oliver den Spielern auch so anzeigte:
Die Firma Hawk-Eye entschuldigt sich wie folgt: «Den sieben Kameras rund um das Tor standen Torhüter, Verteidiger und der Pfosten entscheidend im Weg. So etwas haben wir in mittlerweile über 9000 Spielen mit dem Hawk-Eye-System noch nie gesehen.» Vor dem Anpfiff sei das System wie üblich getestet worden, es habe einwandfrei funktioniert – wie auch vor und nach der fraglichen Szene. «Hawk-Eye entschuldigt sich vorbehaltlos bei der Premier League, Sheffield United und allen von diesem Vorfall betroffenen.»
Der Videoschiedsrichter habe deshalb nicht eingegriffen, weil die Schiedsrichter auf dem Feld kein Signal von der Torlinien-Technologie erhalten hätten. Das erklärte das für die Refs in der Premier League zuständige Gremium.
Die erste Reaktion der «Blades», als man ihnen sagte, das System habe nicht funktioniert:
It wasn’t working 😂
— Sheffield United (@SheffieldUnited) June 17, 2020
«Ich glaube, der Torhüter stand auf der Tribüne, als er ihn fing», sagte Chris Wilder, der Trainer von Sheffield United. «Die technisch am besten ausgerüstete Liga der Welt, wir sehen alles aus jedem Winkel und doch ist das kein Tor. Natürlich bin ich frustriert.»
The Gaffer reacts to today’s draw 👇pic.twitter.com/NskjiSUvZg
— Sheffield United (@SheffieldUnited) June 17, 2020
Wilder erinnerte an eine Szene aus dem vergangenen Jahr beim Gastspiel des Aufsteigers bei Tottenham Hotspur: «John Lundstrams grosser Zeh stand im Abseits und ich hing zehn Minuten lang im strömenden Regen herum und wartete auf eine Entscheidung. Ich verstehe nicht, warum ich nicht zehn Minuten in Birmingham warten kann.»
Auch Mittelfeldspieler Ollie Norwood staunte: «Unglaublich. All das Geld, das im Spiel ist, all die Technologie und dann geschieht so etwas trotzdem. Den Schiedsrichter muss ich in Schutz nehmen: Es ist klar der Fehler des VAR, das muss er doch sehen.»
«Wir konnten einfach nicht verstehen, wieso das Tor nicht gezählt hat», schilderte Verteidiger Enda Stevens die Aufregung auf dem Feld. Zum Fakt, dass der VAR nicht korrigierend eingegriffen habe, wurde er deutlich: «Das ist eine Schande, da gibt es gar keine Ausreden.»
Aston Villa entschied sich dazu, lieber zu schweigen. «Wir wissen gar nicht, was wir sagen sollen»:
43' | We don't really know what to say about that.
— Aston Villa (@AVFCOfficial) June 17, 2020
Still goalless at Villa Park.
[0-0] #AVLSHU #AVFC
Der englische Nationalspieler Declan Rice schaute vor dem Fernseher zu und twitterte: «Wart' mal … ich habe gemeint, dass wir deshalb den VAR eingeführt haben? Krass über der Linie????»
Wait... i thought this is what VAR was brought in for ?!? Blatantly over the line????
— Declan Rice (@_DeclanRice) June 17, 2020
Mit einem Sieg in diesem Nachtragsspiel wäre Sheffield United an Manchester United vorbei gezogen auf Rang 5 der Premier League – der Ende Saison einem Platz in der Europa League entspricht.
Humor! Der Ball muss in Zeiten von Social Distancing eben mindestens zwei Meter über der Torlinie sein …
95 - Percentage of Aston Villa and Sheffield United fans who have just learnt that the ball must be at least two metres over the goal line to adhere to social distancing rules. VAR.
— OptaJoke (@OptaJoke) June 17, 2020
Hähh🤔..ich habe gedacht der VAR wäre genau für solche Situationen da. Der sollte sich doch melden, genau weil niemand etwas gesehen hat.