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Flieht Infantino vor der Schweizer Justiz? Das sagt die FIFA zum Umzug

epa08922303 A handout photo made available by Saudi Ministry of Sports shows Saudi Sports Minister Prince Abdulaziz bin Turki Al Faisal (L) receiving FIFA President Gianni Infantino (R) in Riyadh, Sau ...
FIFA-Präsident Gianni Infantino (rechts) ist oft im arabischen Raum.Bild: keystone

Flieht Infantino vor der Schweizer Justiz? Das sagt die FIFA zum Umzug nach Katar

Die Meldung ging um die Welt: Der Walliser FIFA-Chef Gianni Infantino hat in Doha ein Haus gemietet und schickt zwei seiner Kinder dort zur Schule. Kritiker mutmassen, der Umzug könne auch mit dem Strafverfahren gegen ihn in der Schweiz zusammenhängen. Was sagt der Weltfussballverband dazu?
17.01.2022, 13:0517.01.2022, 13:05
Patrik Müller / CH Media
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Gerüchte über einen Umzug in das Land, das im November 2022 die Fussball-WM austragen wird, kursierten schon länger. Doch Gianni Infantino liess sie immer dementieren.

Bis der «SonntagsBlick» die Bombe platzen liess. Gestützt auf Fotos und andere Informationen belegte die Zeitung, dass Infantino seinen Lebensmittelpunkt nach Doha verlegt hat. Der FIFA blieb nichts anderes, als zu bestätigen. Ihr Präsident hat ein Haus in Doha, Katars Hauptstadt, gemietet, seine Familie wohnt dort. Zwei seiner Kinder wurden dort eingeschult.

«Völliger Unsinn»

Die FIFA ist eine Schlangengrube, Infantino hat intern viele Gegner. Auch in der Schweiz. Schnell machte gestern die Information die Runde: Infantino verlässt die Schweiz auch darum, weil hier ein Strafverfahren gegen ihn läuft.

Die FIFA liess das Gerücht zuerst unkommentiert, nun nimmt sie aber gegenüber CH Media Stellung. Sie schreibt klipp und klar: «Die Vorstellung, dass der FIFA-Präsident mehr Zeit in Katar verbringt, um ‹der Schweizer Justiz zu entgehen›, ist völliger Unsinn.»

Infantino sei voll und ganz bereit, bei den «Ermittlungen» der Schweizer Justizbehörden im Zusammenhang mit seinen Treffen mit dem ehemaligen Bundesanwalt Michael Lauber zu kooperieren. Das Wort «Ermittlungen» schreibt die FIFA-Medienstelle in Anführungs- und Schlusszeichen, was andeutet, was sie vom Vorgehen der Justizbehörden hält. Nämlich nichts.

Rücktritt des Bundesanwalts

Der Unmut von Infantino über das Verfahren ist gross. Das liess er CH Media bereits bei einem ausführlichen Interview im Oktober 2020 wissen. «Ich weiss nicht einmal, was mir genau vorgeworfen wird», behauptete er. «In den Medien wurde kolportiert, dass ich irgendwelche Absprachen getroffen haben soll. Das stimmt absolut nicht», sagte Infantino.

Es ging um Treffen mit dem damaligen Bundesanwalt Michael Lauber, dem diese nicht protokollierten Gespräche zum Verhängnis wurden. Der politische Druck wurde so gross, dass Lauber im Juli 2020 zurücktrat.

ARCHIVBILD ZUM RUECKTRITTSANGEBOT VON BUNDESANWALT MICHAEL LAUBER --- Michael Lauber trifft am Montag, 13. Mai 2019 zur Anhoerung der vereinigten Geschaeftspruefungskommission GPK des National- und St ...
Nicht mehr Bundesanwalt: Michael Lauber.Bild: keystone

Infantino blieb im Amt. Doch das Strafverfahren läuft noch. Die FIFA schreibt in ihrer Stellungnahme, ihr sei bekannt, dass vor kurzem zwei ausserordentliche Bundesanwälte ernannt worden seien, «um die Angelegenheit zu untersuchen, nachdem der letzte ausserordentliche Bundesanwalt, Herr Keller, vom Schweizer Bundesstrafgericht wegen extremer Voreingenommenheit von dem Fall abgezogen wurde.»

Heute wieder mal in Zürich

Für Infantino war diese Auswechslung ein Erfolg. Weiter schreibt seine Medienstelle: «Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass das Treffen zwischen dem FIFA-Präsidenten und dem Generalstaatsanwalt (gemeint ist der Bundesanwalt, die Red.) in keiner Weise illegal oder irregulär war, und wir haben keinen Zweifel daran, dass die Ermittlungen zu diesem Ergebnis führen werden, sobald sie (endlich) abgeschlossen sind.»

Wie um zu beweisen, dass er sich weiterhin auf Schweizer Boden wagt, wird Infantino heute für eine die Award-Verleihung «The Best» im FIFA-Hauptsitz in Zürich erwartet. Dieser Termin steht indes schon lange fest. Angeblich verbringt er trotz Wohnsitznahme in Doha auch weiterhin Arbeitszeit in Zürich. Er sei nur etwa zur Hälfte in Katar, so die FIFA. Gemäss Insidern wird er aber kaum noch im «Home of FIFA» in der Nähe des Zürcher Zoos gesichtet.

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16 Kommentare
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Jureitis
17.01.2022 13:52registriert Januar 2022
Die Schweiz kann nur profitieren, wenn sie diesen zwielichtig Verein endlich los ist. Gilt auch für die UEFA.
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Salvatore_M
17.01.2022 13:42registriert Januar 2022
In Zeiten von Corona kann man eigentlich von überall auf dieser Welt arbeiten, vorausgesetzt man hat einen administrativen, wissenschaftlichen oder kaufmännischen Job. Auch kann man trotz Wohnsitz im Ausland in Zürich arbeiten. Bei der FIFA geht es aber darum, dass es schon seit langem verschiedene Kritik gibt (auch noch aus der Blatter-Zeit). Mir scheint vor allem, dass Herr Infantino als FIFA-Präsident das Gespür für diese Kritik (z.B. Korruption, WM-Reform) fehlt. Das ist ein Hauptproblem, denn eigentlich wollte er 2016 als ‘Saubermann’ antreten.
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International anerkannter Experte für ALLES
17.01.2022 17:36registriert Juli 2021
Ja, wenn die Fifa das dementiert, dann ist ja alles in Ordnung. Gehen sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen.
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