Die Grossen unter sich: Erstmals seit der aktuelle Champions-League-Modus in der Saison 2004/05 eingeführt worden ist, kommen alle Achtelfinalisten aus den Top-5-Ligen. Zu guter Letzt schaffte es auch noch Atalanta Bergamo, Schachtar Donezk und Dinamo Zagreb hinter sich zu lassen. Damit stehen je vier englische und spanische, je drei italienische und deutsche sowie zwei französische Teams in der K.-o.-Runde.
Teilnehmer im Achtelfinale der Champions League:
— FUMS (@fums_magazin) December 11, 2019
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🇪🇸🇪🇸🇪🇸🇪🇸
🇮🇹 🇮🇹🇮🇹
🇩🇪 🇩🇪🇩🇪
🇫🇷 🇫🇷
Es gibt keine Kleinen mehr.
Zumindest nicht in der KO-Phase.#FUMSLIVE #FCBTOT
Spannung kam in dieser Gruppenphase nur selten auf. Zwar sind mit Inter Mailand, Bayer Leverkusen und Lille auch drei Teilnehmer aus den Top-5-Ligen gescheitert – aber bloss in jenen Gruppen, in die bereits zwei andere Top-5-Vertreter gelost waren.
Was ist von dieser Eintönigkeit zu halten? Viele Fans sind hin- und hergerissen. Einerseits lässt ein Blick auf die möglichen Achtelfinals mit der Zunge schnalzen, denn in der K.-o.-Runde winken gleich mehrere Top-Affichen. Real gegen Liverpool, ManCity gegen Dortmund oder PSG gegen Chelsea – da schlägt das Fussball-Herz natürlich höher. Klubs wie Schachtar Donezk oder Dinamo Zagreb fehlen in der K.-o.-Runde kaum jemandem.
Und doch blutet das Herz auch ein wenig. Salzburgs Tempo-Fussball mit Superknipser Erling Braut Haaland in der Spitze – davon hätte man gerne noch mehr gesehen. Die Österreicher begeisterten fast so wie im Vorjahr Ajax Amsterdam. Mit spektakulärem Offensiv-Fussball stiessen die Holländer bis in die Halbfinals vor und sorgten so im Champions-League-Einheitsbrei für eine willkommene Abwechslung.
Robert Lewandowski scored more goals than any other player in the 2019/20 Champions League group stage.
— Squawka Football (@Squawka) December 12, 2019
A perfect 10. pic.twitter.com/Sp7ZdBfKKo
Ein Aussenseiter, der den grossen ein Schnippchen schlägt – solche Geschichten bleiben in Erinnerung. Jeder weiss, dass Leicester City 2016 englischer Meister wurde. Wer holte den Titel 2015 oder 2017? Manchester City? Chelsea? Rückblickend irgendwie egal. In der Königsklasse sind solche Ausreisser nach oben aber noch seltener als im normalen Ligabetrieb. Seit Einführung der Champions League 1992/93 gewannen nur zwei Klubs ausserhalb der Top-5-Ligen den Titel: Ajax Amsterdam 1995 und Porto 2004.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zweiklassengesellschaft wieder durchbrochen wird, ist gering. Zu gross ist der finanzielle Graben zwischen den Grossen und den Kleinen in Europas Fussball geworden. Und die Superreichen sorgen dafür, dass die Schere immer weiter aufgeht. Mit ihrer ständigen Drohung, die Champions League zu verlassen und eine eigene Super-Liga zu gründen, haben sie von der UEFA zuletzt Zugeständnisse wie vier fixe Startplätze oder erfolgsbasierte Prämien durchgeboxt.
Bereits plant die UEFA, den Zugang zur Königsklasse weiter zu beschränken. Trotz des massiven Widerstands der kleineren europäischen Ligen soll die Qualifikation über die nationalen Wettbewerbe ab 2024/2025 so gut wie abgeschafft werden. Stattdessen sollen 24 der insgesamt 32 teilnehmenden Teams ihren Platz auch in der Folgesaison behalten. Klar, aus welchen Ligen diese Teams kommen werden.
Wer hat, dem wird gegeben. Zwar ist die Gruppenphase der Champions League für die Grossen zur lästigen Pflicht geworden, dennoch haben sie gekriegt, was sie immer wollten: Exklusiven und sicheren Zugang zu den Honigtöpfen der Champions League. Bayern München beispielsweise hat dank der perfekten Gruppenphase mit sechs Siegen bereits 74,19 Millionen Euro an festen Prämien verdient.
Ein Aufstand der Kleinen ist so schnell nicht in Sicht. Sie dürfen sich freuen, zwischendurch gegen die Grossen antreten zu dürfen und für ihre Verhältnisse schön abzukassieren. So hat beispielsweise RB Salzburg in der Gruppenphase zwar nicht einmal die Hälfte der Prämien der Bayern eingespielt, sahnt aber immer noch 35 Millionen Euro ab.
😱 NEW GROUP STAGE RECORD! 3⃣0⃣8⃣ GOALS ⚽️#UCL
— UEFA Champions League (@ChampionsLeague) December 11, 2019
Das reicht nie und nimmer, um die Grossen herauszufordern. Aber locker, um in der heimischen Liga für ein massives finanzielles Ungleichgewicht zu sorgen. Ein weiteres Problem des aktuellen Champions-League-Formats. Vielleicht wäre die Super-Liga der Topklubs deshalb gar nicht so ein grosses Übel, wie vielerorts heraufbeschworen wird.
Bin das nur ich oder geht durch den ganzen Prozess generell das Interesse zurück?