Gewiss ist Alessio Besio nicht die grösste Entdeckung der Vorrunde, nicht einmal getroffen hat er in diesem Halbjahr. Das tat er im letzten Spiel der Vorsaison gegen Servette. Aber Besio ist eine Erscheinung, womöglich einmal mehr als das. Erst 17-jährig ist der Stürmer des FC St.Gallen und damit der jüngste eingesetzte Akteur der Super League, in 16 Teileinsätzen für die Ostschweizer gab es immerhin zwei Assists und 643 Spielminuten. Er gilt als künftige Sturmhoffnung, vielleicht sogar der Nationalmannschaft, wer kann das schon voraussagen.
Eine rührige Geschichte ist es sowieso, dass der Bub in die Fussstapfen seines Vaters Claudio getreten ist, der Anfang der 1990er-Jahre ebenfalls für den FC St. Gallen die Fussballschuhe schnürte. Diese Saison wird für Alessio Besio auch deshalb nicht die massgebende sein, weil er mitten im letzten Maturajahr in der regulären Kantonsschule am Burggraben steckt, was schulische Ausfälle und Nachholstunden, abendliche Lerneinheiten wie zig Prüfungen mit sich bringt. Allein dafür, dass ein Junger zuerst einen starken Bildungspfahl in den Boden schlägt, bevor er voll auf den Sport setzt, verdient Respekt. (cbr)
Die ersten Bilder waren von ungelenken Zerstörern. Sie hiessen Förster und Butcher. Danach kam Frank Rijkaard und damit die Erkenntnis, dass verteidigen auch eine Kunstform sein kann. Und nun haben wir Andy Pelmard. Gewiss ist es ziemlich hochgegriffen, den 21-jährigen Franzosen mit dem Europameister von 1988 zu vergleichen. Aber wie Rijkaard sucht auch Pelmard für jedes Problem eine spielerische Lösung.
Geschmeidigkeit, Spielwitz und Risikobereitschaft ist den beiden gemein. Doch es gibt zwei erhebliche Unterschiede. War Rijkaard ein Schrank, ist Pelmard eine Kommode. Und: Rjikaard schoss Tore. Das ist Pelmard, der unmittelbar vor Saisonbeginn von Nizza ausgeliehen wurde und ein Marathon-Programm von 31 Spielen absolviert hat, als Profi noch nicht geglückt. Was wiederum das Glück des FCB ist. Denn wäre Pelmard ein treffsicherer Schrank, wäre er vielleicht mal für ein Gastspiel mit der französischen Nationalelf in die Schweiz gekommen, aber sicher nicht, um hier sein Geld zu verdienen. (fsc)
Der Wechsel zurück zum FCZ war für Blerim Dzemaili ein nach Hause kommen. Der FCZ ist sein Verein. Die Erinnerungen an die Titel 2006 & 2007 sind unvergesslich. Auch darum sagt er im Januar 2021 vor seinen ersten Auftritten am neuen, alten Ort: «Es wäre schön, hier meinen zehnten Titel zu gewinnen.» Der Start ist verheissungsvoll, ein 4:1 beim alten Rivalen FCB schürt Hoffnungen. Aber bald schultert Dzemaili zu viel Verantwortung. Er will es allen nochmals zeigen, übernimmt dabei aber sich und seinen Körper.
Im Sommer verändert sich der FCZ radikal. Und plötzlich sind da wunderbare Voraussetzungen, so dass man den mittlerweile 35-jährigen Dzemaili noch einmal neu entdecken darf. Die gelben Karten fürs Dauer-Reklamieren sind verschwunden. Auch die Läufe von ganz hinten bis nach ganz vorne dosiert er geschickt. Dafür konzentriert er sich dafür, die Mannschaft clever zu steuern. Vermutlich hat Dzemaili erkannt, dass es aus dem Titeltraum nur etwas werden kann, wenn es ihm gelingt, möglichst viele Spieler neben ihm zum Strahlen zu bringen. Die grösste Herausforderung dürfte aber noch kommen: die Erwartungshaltung zu moderieren, sollte der FCZ tatsächlich bis zum Schluss um den Titel kämpfen. (ewu)
Natürlich schwärmt man in Basel an den guten Tagen von den Jungen, von den Millars und Espositos, der jüngst allerdings in Verruf geraten ist. Auch von Pelmard und Zhegrova, von dem sowieso an seinen ganz besonders guten Tagen. Und dann sind da noch diejenigen, die den Karren ziehen.
Beim FCB ist quasi die Anciennität eine Fundsache des zweiten Halbjahres. Erst war es zum Beispiel Valentin Stocker (32-jährig), der massgeblich zum Einzug in die Conference League beitrug, zum Schluss hat Pajtim Kasami (29) wichtige Tore erzielt und mittendrin stand Fabian Frei mit seiner ganzen Polyvalenz für die Qualitäten, die das Alter eben auch besitzt. Dem 33-Jährigen hat es sogar zu einem vielbeachteten Comeback im Nationalteam verholfen. Damit verdient er sich den Titel der Entdeckung der Hinrunde. (cok)
Diese Schusstechnik, diese Flugkurve, dieser Drall: Es ist ein wunderbarer Schlenzer in den Winkel, den Fabian Rieder im Old Trafford zaubert. Mit rechts trifft er in der Champions League beim 1:1 bei Manchester United. Nur: der rechte Fuss ist der «schwächere» des 19-Jährigen. Wie gut muss der stärkere sein, wenn der schwächere so schiessen kann?
Tatsächlich verfügt der YB-Youngster über einen goldenen linken Fuss. Der U21-Nationalspieler ist beim Meister zum gefragten Standard-Schützen avanciert. Gegen Lugano und Lausanne zimmerte er Freistösse direkt ins Tor. Zufall ist das nicht: Das YB-Eigengewächs lernt nach dem Training vom routinierten Mitspieler Miralem Sulejmani. Der Mittelfeldspieler ist auch stark im Pressing, verfügt über eine gute Spielübersicht - und er ist trotz jungen Alters schon sehr abgeklärt. Spricht er in den Interviews, haben seine Aussagen Hand und Fuss. Und auf dem Platz spielt er mutig, übernimmt Verantwortung und traut sich etwas zu. Selbst im Old Trafford. (rg)
Kastriot Imeri gilt schon etwas länger als Servettes nächster Star. Doch erst in dieser Saison ist die laut Trainer Alain Geiger «hochexplosive Bombe» so richtig entschärft. Plötzlich zwirbelt Imeri auch dank seiner beeindruckend kräftige Wadenmuskulatur Freistösse von neben dem Strafraum in die Torwinkel. Der 21-Jährige trifft aber auch aus dem Spiel aus kurzer Distanz, von ausserhalb des Sechzehners und vom Elfmeterpunkt. Ebenfalls erfrischend die Begründung, die Imeri für seine Entwicklung gibt: «Es gibt kein Geheimnis. Ich war schon immer ein Arbeiter.»
Mit acht Toren ist Imeri auf Rang 5 der erste Mittelfeldspieler in der Torschützenliste der Super League. Und er weiss seine Waden nicht nur bei schönen Offensivaktionen in Szene zu setzen, sondern auch mit gut getimten Grätschen. Der Lohn ist das Nati-Aufgebot von Murat Yakin, der Imeri beim kapitalen 1:1 in Rom in der 69. Minute gleich einwechselt. Auch diese Aufgabe meistert der Genfer Shootingstar mit Bravour. (jwe)
Ein wenig wie aus dem Nichts kam in diesem Jahr Zeki Amdouni. Vor rund drei Wochen 21-jährig geworden, schoss er letzte Saison noch in der Challenge League für Stade Lausanne-Ouchy Tore (11). Im Sommer holte ihn Lausanne-Sport, für das er nun schon 4-mal traf. In Genf geboren und via Meyrin und Etoile Carouge in den Spitzenfussball eingestiegen, sorgt der beidfüssige Stürmer plötzlich auch in der U21-Nationalmannschaft (4 Tore in 6 Spielen) für erhöhte Aufmerksamkeit. Zuvor hatte er übrigens ein U21-Spiel für die Türkei absolviert.
Amdouni glänzt nicht mit stupender Technik oder filigranen Dribblings. Stattdessen ist er ein Stürmer, der immer den Vorwärtsgang drin und eigentlich nur eines im Sinn hat: ein Tor zu schiessen. Ob der talentierte Nachwuchsmann mit dem irgendwie bissigen Vornamen noch lange für Lausanne stürmen wird? Seine nächsten Schritte müssen nämlich sein: Wechsel zu Servette oder zu einem anderen Super-League-Topklub, danach der Sprung in die A-Nationalmannschaft. (tbu)
Als Vaso Vasic im Juli von Royal Mouscron aus Belgien zum FC Luzern wechselte, erwartete man einen glücklosen Goalie. Einer, der einst in der Champions-League-Qualifikation für Furore gesorgt hatte: Im Tor von GC war sein Stern aufgegangen, beim 1:1 in Lille hielt er grandios. Doch die Laufbahn entwickelte sich anders, er wechselte zu Apollon Smyrnis in Griechenland, später nach Belgien. Der 31-jährige Aargauer sagt: «Ich hatte mich immer höher eingeschätzt, die Karriere ist dann anders verlaufen, ich blieb unter meinen Erwartungen.»
Beim FCL stand er für den verletzten Stammkeeper Marius Müller in 15 Pflichtspielen im Tor. Dabei gelang ihm ein Steigerungslauf. Den besten Auftritt hatte er Mitte Oktober beim 1:1 in Bern gegen YB, mit seinen Paraden brachte er den Meister zum Verzweifeln. Eine feine Klinge bewies Vasic am Ball. Beim Tabellenletzten ist er der einzige überzeugende Neuzugang. Seit Müller zurück ist, sitzt er auf der Bank. Die Zukunft von Vasic ist offen, sein Vertrag läuft Ende Saison aus. (d.w.)