Schon vor einer Woche konnte Manuel Akanji in Manchester den Lohn für die starke Saison ernten und gemeinsam mit seinen ManCity-Kollegen den Premier-League-Pokal in die Höhe recken. Damit ist er erst der dritte Schweizer, der in England Meister wird.
Dass am Samstagnachmittag auch in Deutschland ein Schweizer – es wird ein Goalie sein – die Meisterschale mit seinem Team entgegennehmen darf, ist geradezu historisch. Noch nie gewannen Schweizer Spieler sowohl im Mutterland des Fussballs, England, als auch in der Bundesliga in derselben Saison den Titel.
Ohnehin sind Schweizer Fussballer, die in einer Top-5-Liga Meister werden, eine Rarität. Dies gelang bisher erst zwölf Spielern; nur Xherdan Shaqiri gewann in zwei dieser Ligen den Titel. Nun kommen mit Akanji und Kobel oder Sommer gleich zwei Schweizer Meister hinzu. Nur in Spanien gibt es nach wie vor keinen solchen.
1994/95 und 1995/96 mit Borussia Dortmund
Der Stürmer wechselte im Sommer 1991 nach einem halben Jahr bei Bayer Uerdingen zu Borussia Dortmund. In seinen acht Jahren beim BVB wurde «Chappi» unter anderem dank seiner 123 Tore in 284 Spielen zur Vereinslegende. Neben zwei Meisterschaften gewann er mit Dortmund 1997 die Champions League. Noch heute ist Stéphane Chapuisat der fünftbeste nicht-deutsche Torschütze in der Bundesliga.
1997/98 mit dem 1. FC Kaiserslautern und 2000/01 mit Bayern München
1993 wechselte der Mittelfeldspieler im Alter von 23 Jahren erstmals nach Kaiserslautern. Nach zwei Saisons verliess er die Pfalz aber wieder, um zu Bayern München zu wechseln. Eine Saison in München und eine bei Inter Mailand später kehrte Ciriaco Sforza wieder zu Kaiserslautern, das gerade den Wiederaufstieg geschafft hatte, zurück. Wieder in der Bundesliga stürmte das Team von Trainer Otto Rehhagel direkt zum Titel. Captain Sforza war mit drei Toren und neun Vorlagen einer der Leistungsträger. Nach seinem erneuten Wechsel zu Bayern gewann er noch einmal die Meisterschaft.
2003/04 mit Bremen und 2006/07 mit Stuttgart
Mit 22 Jahren ging der Linksverteidiger im Januar 2002 von Lugano in den hohen Norden. Mit Werder Bremen gewann Magnin in seiner dritten Saison den Meistertitel, wurde dabei jedoch kaum eingesetzt. Trainiert von Thomas Schaaf holte Bremen in jenem Jahr auch den Pokal, Magnin spielte dort keine einzige Minute. 2005 erfolgte der Wechsel zum VfB Stuttgart, wo er erneut Meister wurde. Bei seinem zweiten Titelgewinn in der Bundesliga kam Magnin auf 22 Einsätze, in denen er ein Tor erzielte und vier weitere vorbereitete.
2006/07 mit Stuttgart
In Stuttgart war Magnin nicht der einzige Schweizer. Marco Streller war bereits im Januar 2004 vom FC Basel zum Bundesligisten gewechselt. Zwar wurde er in der Rückrunde der Saison 2005/06 noch nach Köln ausgeliehen, doch war er pünktlich zur Meistersaison zurück in Stuttgart. In 26 meist kurzen Einsätzen erzielte der Stürmer fünf Tore und zwei Vorlagen. Nach der Saison kehrte er dann zum FCB zurück, wo er noch einmal sieben Meisterschaften und drei Cupsiege feiern durfte.
2008/09 mit Wolfsburg
Lange brauchte der Goalie nicht, um in Wolfsburg zur Legende zu werden. Bei seinem ersten Einsatz nach dem Wechsel im Januar 2008 von CD Nacional in die Bundesliga mutierte Diego Benaglio im Pokal-Achtelfinal gegen Schalke gleich zum Penaltyhelden. In seiner ersten kompletten Saison gewann der damals 25-Jährige mit Wolfsburg dann den allerersten Titel in der Vereinsgeschichte. In der Folge blieb Benaglio lange Stammgoalie in Wolfsburg und führte das Team 2015 als Captain und mit nur zwei Gegentoren in fünf Spielen zum Pokalsieg.
Für einige Stunden ist der 61-fache Nationalspieler noch der einzige Schweizer auf seiner Position, der eine Meisterschaft in einer der Top-5-Ligen gewonnen hat.
2012/13 bis 2014/15 mit Bayern
Der Offensivspieler ist sozusagen der Schweizer Rekordmeister in der Bundesliga. Dreimal gewann Xherdan Shaqiri mit Bayern München den Titel – meist als Ergänzungsspieler. Dazu kam ein Triumph in der Champions League sowie zwei Pokalsiege. Bei seinem letzten Titelgewinn war XS jedoch nur zur Hälfte dabei, im Januar 2015 wechselte er zweieinhalb Jahre nach seinem Weggang vom FC Basel leihweise zu Inter Mailand. Für die Bayern erzielte er in 81 Einsätzen 17 Tore und bereitete 19 weitere vor.
2015/16 mit Leicester
Es war die grösste Fussball-Überraschung der letzten Jahre. Leicester City stürmte als Abstiegskandidat der Vorsaison zum Titel in der Premier League. Dabei stand auch ein Schweizer im Kader. Gökhan Inler, der im Sommer 2015 für sieben Millionen Euro aus Neapel in die Premier League wechselte, kam jedoch nur auf fünf Kurzeinsätze bei den Foxes. Nach dem Titelgewinn wechselte der einstige Nati-Captain 32-jährig zu Besiktas. Auch dort wurde Inler selten eingesetzt, aber Meister, ebenso bei seiner nächsten Station in der Türkei, Basaksehir.
2019/20 mit Liverpool
Nach seiner titelreichen Zeit in der Bundesliga wechselte Xherdan Shaqiri im Sommer 2015 über Inter Mailand zu Stoke City. Dort empfahl er sich mit starken Leistungen während drei Saisons für einen Transfer zum FC Liverpool. In seinem ersten Jahr bei den Reds verhalf er dem Team mit zwei Vorlagen in vier Kurzeinsätzen zum Champions-League-Titel. In der Liga brillierte Shaqiri mit sechs Toren sowie drei Assists in 24 Spielen. Dennoch kam er in der Folgesaison nur noch auf sieben Einsätze und ein Tor. Den Meistertitel in der Premier League durfte er sich dennoch in die Vita schreiben.
2022/23 mit Manchester City
Der Innenverteidiger wechselte erst im letzten Sommer kurz vor Ende des Transferfensters zu Manchester City – nun ist Manuel Akanji bereits englischer Meister. Damit ist der 27-Jährige erst der dritte Schweizer, dem dies gelingt. Und anders als seine Vorgänger war Akanji bei seinem Team in fast allen Spielen gesetzt. Mit den Citizens darf er gar noch auf zwei weitere Titel hoffen. Sowohl im FA Cup als auch in der Champions League steht das Team von Pep Guardiola im Final.
2011/12 bis 2017/18 mit Juventus
Der Rechtsverteidiger machte nicht nur in der Nationalmannschaft mit 108 Spielen eine erfolgreiche Karriere, sondern darf sich auch Schweizer (2002/03 mit GC) und italienischer Meister nennen. Stephan Lichtsteiner wechselte 2011 von Lazio Rom zu Juventus und gewann dort in jeder seiner sieben Saisons den Meistertitel und holte zudem vier Cupsiege. Bis zu seinem Wechsel zu Arsenal war er beim italienischen Rekordmeister fast immer gesetzt. Nur sieben Spieler haben den Scudetto häufiger gewonnen als Lichtsteiner. Zuvor hatte er bereits mit Lazio einmal die Coppa Italia gewonnen.
1934/35 und 1937/38 mit Sochaux
Gemeinsam mit seinem Bruder Max spielte André Abegglen während einigen Jahren bei den Grasshoppers. Anders als «Xam», der bis zu seinem Karriereende 1942 in Zürich blieb, wechselte Stürmer Trello 1934 zu Sochaux-Montbéliard in die französische Division Nationale. Dort wurde er mit 30 Toren in seinem ersten Jahr gleich Torschützenkönig und verhalf dem Klub nahe der Grenze zum Jura zum Meistertitel. Bis zu seiner Rückkehr in die Schweiz zu Servette errang Abegglen mit Sochaux ein weiteres Mal die Meisterschaft sowie einen Cupsieg. 1944 verstarb er 35-jährig bei einem Zugunglück mit dem FC La Chaux-de-Fonds, wo er als Spielertrainer tätig war.
1981/82 mit Monaco
43 Jahre musste die Schweiz nach Abegglen auf einen Meister in einer Top-5-Liga warten, bis Umberto Barberis in seiner zweiten Saison bei der AS Monaco ebendies gelang. Mit elf Toren in 36 Einsätzen war der Mittelfeldspieler massgeblich am vierten Titel des Klubs aus dem Fürstentum beteiligt. 1983 kehrte der 54-fache Nationalspieler zurück zu Servette, wo er zum zweiten Mal Schweizer Meister und zum vierten Mal Cupsieger wurde.
1996/97 mit Monaco
Einige Jahre nach Barberis war wieder ein Schweizer bei Monaco am Gewinn der Meisterschaft beteiligt. Mittelstürmer Marco Grassi kam in seinen zwölf meist kurzen Einsätzen jedoch nicht zum Torerfolg und wechselte 1997 nach nur einer Saison bei den Monegassen für einige Monate zum FC Sion, bevor er es bei Cannes, Lyon und Nizza noch einmal in Frankreich versuchte. Neben der französischen Meisterschaft gewann der 31-fache Nationalspieler mit Servette und Sion je einmal die Schweizer Nationalliga A.
2001/02 bis 2003/04 und 2005/06 bis 2007/08 mit Lyon
2000 wechselte der Innenverteidiger zu Olympique Lyon, ab seiner zweiten Saison prägte Patrick Müller die erfolgreichste Ära des französischen Klubs mit. Bei Lyon kam der heute 46-Jährige auf insgesamt 220 Einsätze und sechs Meisterschaften. Hätte er den Klub zwischen Juli 2004 und Januar 2006 nicht für ein halbes Jahr bei Mallorca und ein Jahr beim FC Basel verlassen, hätte er gar noch einen siebten Titel in der Ligue 1 gewonnen.
Dennoch hat sich seine kurzzeitige Rückkehr in die Super League gelohnt. Mit dem FCB wurde er wie schon mit Servette Schweizer Meister. Und auch ohne den siebten Erfolg in Frankreich waren nur acht Spieler erfolgreicher als Müller – darunter mit Juninho, Grégory Coupet und Sidney Govou drei seiner Teamkollegen bei Lyon. 2008 wechselte Müller dann zu Monaco, wo er seine Karriere zwei Jahre später beendete.