Der Plan der Deutschen Fussballliga (DFL), einen Investor zu installieren, wurde am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt. Wie DFL-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke sagte, ist der Plan eines Investoreneinstiegs «damit zu Ende».
DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke erklärt deutlich, dass mit dem heutigen Tag der Prozess eines Investoren-Einstiegs beendet ist. Mindestens 24 Vereine hätten zustimmen müssen, am Ende waren es 20. „Das ist Demokratie“, so Watzke. #DFL pic.twitter.com/GTWKUxzJsD
— Deutschlandfunk Sport (@DLF_Sport) May 24, 2023
Der Plan der DFL wäre es gewesen, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert sind, über die 20 nächsten Jahre an einen Investor zu veräussern. Dadurch wäre ein Erlös von 2 Milliarden Euro in die 1. und 2. Bundesliga geflossen.
Davon sollten 750 Millionen Euro in die Zentralvermarktung und den Aufbau einer Streamingplattform fliessen. 300 Millionen wären auf die 36 Klubs verteilt und der Rest wäre in die Infrastruktur der DFL gesteckt worden.
Die DFL-Spitze hält einen Investoreneinstieg für «alternativlos», um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga zu gewährleisten. Gerade in Zeiten, in denen europäische Topklubs vom Aufbau einer «Super League» träumen.
Unter anderem Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, der SC Freiburg, Union Berlin und der FC Bayern München zählten zu den Befürwortern des Projekts. Watzke betonte auf der Pressekonferenz nach dem Entscheid, dass gerade die beiden grossen Klubs der Bundesliga Dortmund und Bayern mit ihrer Bereitschaft, die Bundesliga zentral zu vermarkten, viele Rechte abgegeben hätten und sich damit gegenüber den anderen Klubs sehr solidarisch zeigten.
Teams wie der FC St.Pauli und der 1. FC Köln waren gegen den Einstieg eines Investors. Sie sahen darin verschiedene Risiken, wie den zu grossen Einfluss eines Investors. Ausserdem bestünde die Gefahr, dass dieser nicht die Interessen der Fans vertritt, und auch die Verteilung der Einnahmen war für die Klubs nicht zufriedenstellend.
Auch die Fangruppen einer Vielzahl der Bundesligisten stellten sich gegen den Einstieg eines Investors. In den letzten Wochen waren an jedem Spieltag in verschiedenen Fankurven Banner und Spruchbänder zu sehen, auf denen unter anderem zu lesen war: «Nein zu Investoren in der DFL!»
The German Football League (DFL) is today expected to vote on plans to accept €2bn private equity investment in return for a % of future TV revenues.
— Matt Ford (@matt_4d) May 24, 2023
Many supporters - and some clubs - are opposed to the idea.
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Axel Hellmann, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, befürchtet durch die entgangenen Zahlungen eines potenziellen Investors nun, dass «die Schere in der Bundesliga eher auseinandergehen wird».
Der ehemalige Geschäftsführer der DFL Christian Seifert war am Mittwoch in einem «Sport Business Talk» der Frankfurter Kanzlei Klinkert zu Gast. Dort sagte er, dass es schwer werde, eine Entscheidung zu finden, welche für alle Klubs zufriedenstellend ist. «Wenn sie den gesamten Ligaverband, also alle 36 Klubs nehmen, haben immer noch nur zehn Klubs internationale Ambitionen. Sie brauchen aber für jede Entscheidung eine Zweidrittel-Mehrheit.»
Damit meint er, dass bis auf zehn Klubs kaum ein Team ernsthaft das Ziel verfolgt, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Die restlichen 26 Teams würden deshalb keine Ambitionen in diese Richtung zeigen und sähen keinen ernsthaften Grund, in neue finanzielle Sphären vorzudringen.
Doch genau darin sehen die Befürworter des Investoreneinstiegs das Problem. Während Mittelklasse-Klubs in England wie Crystal Palace, Aston Villa oder Everton dank der TV-Geldverteilung auch mal zweistellige Millionensummen in neue Spieler investieren können, sind dies Summen, von denen in der Bundesliga selbst Klubs wie Eintracht Frankfurt oder Borussia Mönchengladbach nur träumen können.
Vor allem Klubs aus dem Mittelfeld der Bundesliga werden dadurch den Anschluss immer mehr verlieren, sowohl national als auch international. Die grossen Klubs, wie Bayern, Dortmund und Leipzig, werden auch in den nächsten Jahren das Rennen um die Titel in Deutschland beherrschen. Sie werden das fehlende Geld lediglich auf internationaler Ebene zu spüren bekommen, wenn es gegen Klubs wie Manchester City, Real Madrid oder Paris Saint-Germain geht.
Investoren haben das Ziel Profit zu machen und dies könnte Entscheidungen hervorrufen, die sich gegen die Bundesliga richtet.
Zu dem sind 300 Millionen Euro ein Witz für alle 36 Clubs. Das wäre ja rund 8,3 Millionen Euro pro Club.
Und wofür die DFL 1 Milliarde Euro für die eigene Infrastruktur benötigt, erschließt sich mir auch nicht.
Das klingt für mich alles zu dubios.