Sport
Fussball

Bundesliga-Klubs stimmen gegen Investoreneinstieg – wie es weitergeht

24.05.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Hans-Joachim Watzke (2.v.r.), Gesch
Die DFL entschied sich am Mittwoch gegen den Einstieg eines Investors.Bild: keystone

Bundesliga-Klubs stimmen gegen Investoreneinstieg – was das für die Liga bedeutet

Was vielen Fans ohnehin ein Dorn im Auge gewesen wäre, ist seit gestern offiziell – die Deutsche Fussballliga (DFL) wird keinen Investor bekommen. Die Auswirkungen dieses Entscheids wird wohl erst die Zukunft zeigen, doch eins ist sicher, die Bundesliga bleibt unabhängig.
25.05.2023, 15:0425.05.2023, 16:37
Mehr «Sport»

Der Plan der Deutschen Fussballliga (DFL), einen Investor zu installieren, wurde am Mittwoch auf der Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt. Wie DFL-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke sagte, ist der Plan eines Investoreneinstiegs «damit zu Ende».

Wer hätte von dem Investoreneinstieg profitiert?

Der Plan der DFL wäre es gewesen, 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert sind, über die 20 nächsten Jahre an einen Investor zu veräussern. Dadurch wäre ein Erlös von 2 Milliarden Euro in die 1. und 2. Bundesliga geflossen.

Davon sollten 750 Millionen Euro in die Zentralvermarktung und den Aufbau einer Streamingplattform fliessen. 300 Millionen wären auf die 36 Klubs verteilt und der Rest wäre in die Infrastruktur der DFL gesteckt worden.

24.05.2023, xblx, Klubs entscheiden gegen Investoren Einstieg. Die Mitgliederversammlung in der Mehrheit gegen Verhandlungen. DFL Zentrale, Deutsche Fussball Liga GmbH, emspor Frankfurt am Main *** 24 ...
Nun muss die DFL auf 2 Milliarden Euro verzichten.Bild: www.imago-images.de

Warum wollte die DFL einen Investoreneinstieg?

Die DFL-Spitze hält einen Investoreneinstieg für «alternativlos», um die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga zu gewährleisten. Gerade in Zeiten, in denen europäische Topklubs vom Aufbau einer «Super League» träumen.

Welche Teams gehörten zu den Befürwortern?

Unter anderem Eintracht Frankfurt, Borussia Dortmund, der SC Freiburg, Union Berlin und der FC Bayern München zählten zu den Befürwortern des Projekts. Watzke betonte auf der Pressekonferenz nach dem Entscheid, dass gerade die beiden grossen Klubs der Bundesliga Dortmund und Bayern mit ihrer Bereitschaft, die Bundesliga zentral zu vermarkten, viele Rechte abgegeben hätten und sich damit gegenüber den anderen Klubs sehr solidarisch zeigten.

Bundesliga Investoren
Bild: Twitter sportschau

Wer waren die Gegner?

Teams wie der FC St.Pauli und der 1. FC Köln waren gegen den Einstieg eines Investors. Sie sahen darin verschiedene Risiken, wie den zu grossen Einfluss eines Investors. Ausserdem bestünde die Gefahr, dass dieser nicht die Interessen der Fans vertritt, und auch die Verteilung der Einnahmen war für die Klubs nicht zufriedenstellend.

Auch die Fangruppen einer Vielzahl der Bundesligisten stellten sich gegen den Einstieg eines Investors. In den letzten Wochen waren an jedem Spieltag in verschiedenen Fankurven Banner und Spruchbänder zu sehen, auf denen unter anderem zu lesen war: «Nein zu Investoren in der DFL!»

Was bedeutet der Entscheid für die Bundesliga?

Axel Hellmann, Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt, befürchtet durch die entgangenen Zahlungen eines potenziellen Investors nun, dass «die Schere in der Bundesliga eher auseinandergehen wird».

Der ehemalige Geschäftsführer der DFL Christian Seifert war am Mittwoch in einem «Sport Business Talk» der Frankfurter Kanzlei Klinkert zu Gast. Dort sagte er, dass es schwer werde, eine Entscheidung zu finden, welche für alle Klubs zufriedenstellend ist. «Wenn sie den gesamten Ligaverband, also alle 36 Klubs nehmen, haben immer noch nur zehn Klubs internationale Ambitionen. Sie brauchen aber für jede Entscheidung eine Zweidrittel-Mehrheit.»

epa08583277 German Football League (DFL) chief executive Christian Seifert speaks during a press conference after a general meeting of the DFL in Frankfurt am Main, Germany, 04 August 2020. EPA/RONALD ...
Christian Seifert war 14 Jahre lang für die DFL tätig.Bild: keystone

Damit meint er, dass bis auf zehn Klubs kaum ein Team ernsthaft das Ziel verfolgt, sich für einen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Die restlichen 26 Teams würden deshalb keine Ambitionen in diese Richtung zeigen und sähen keinen ernsthaften Grund, in neue finanzielle Sphären vorzudringen.

Doch genau darin sehen die Befürworter des Investoreneinstiegs das Problem. Während Mittelklasse-Klubs in England wie Crystal Palace, Aston Villa oder Everton dank der TV-Geldverteilung auch mal zweistellige Millionensummen in neue Spieler investieren können, sind dies Summen, von denen in der Bundesliga selbst Klubs wie Eintracht Frankfurt oder Borussia Mönchengladbach nur träumen können.

Vor allem Klubs aus dem Mittelfeld der Bundesliga werden dadurch den Anschluss immer mehr verlieren, sowohl national als auch international. Die grossen Klubs, wie Bayern, Dortmund und Leipzig, werden auch in den nächsten Jahren das Rennen um die Titel in Deutschland beherrschen. Sie werden das fehlende Geld lediglich auf internationaler Ebene zu spüren bekommen, wenn es gegen Klubs wie Manchester City, Real Madrid oder Paris Saint-Germain geht.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So schön feiert Neapel den Meistertitel 2023 der SSC Napoli
1 / 18
So schön feiert Neapel den Meistertitel 2023 der SSC Napoli
Ein 1:1 von Napoli in Udine reicht, um Neapel in ein Tollhaus zu verwandeln.
quelle: keystone / ciro fusco
Auf Facebook teilenAuf X teilen
West-Ham-Fan wehrt alleine dutzende holländische Hooligans ab
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
8 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Der Micha
25.05.2023 17:42registriert Februar 2021
Was Investoren anrichten können, hat man z.B bei diversen Bundesliga-Clubs gemerkt. Es kann gut gehen, aber es kann auch mächtig nach hinten los gehen und am Ende alles verschlimmern.

Investoren haben das Ziel Profit zu machen und dies könnte Entscheidungen hervorrufen, die sich gegen die Bundesliga richtet.

Zu dem sind 300 Millionen Euro ein Witz für alle 36 Clubs. Das wäre ja rund 8,3 Millionen Euro pro Club.

Und wofür die DFL 1 Milliarde Euro für die eigene Infrastruktur benötigt, erschließt sich mir auch nicht.

Das klingt für mich alles zu dubios.
262
Melden
Zum Kommentar
avatar
mtr-vm-jbm
25.05.2023 16:02registriert Mai 2023
Gute Entscheidung, die Bundesliga wird immer sympathischer. Jetzt muss nur noch Dortmund den Titel holen am Samstag :)
317
Melden
Zum Kommentar
avatar
19HP
25.05.2023 18:30registriert August 2016
Immerhin noch eine Liga die sich nicht durch geldgeile Leute selbst kaputt machen lässt! Verstehe nicht wie viele Clubs nicht sehen, dass den richtigen Fans viele Faktoren wichtiger sind als überteuerte „Stars“ zu sich zu lotsen. Hoffe die Idee wird ein für alle Mal begraben
221
Melden
Zum Kommentar
8
Will Infantino mit der FIFA aus Zürich wegziehen? Wichtige Abstimmung am Freitag
Am Freitag stimmt der FIFA-Kongress in Bangkok über eine Satzungsänderung ab. Wird sie angenommen, könnte der Fussball-Weltverband bald aus Zürich verschwinden.

Es scheint, als würde die Zeit der Stadt Zürich als Hauptsitz des Fussball-Weltverbands FIFA zu Ende gehen. Wie diverse Medien übereinstimmend berichten, stimmen die Landesverbände beim FIFA-Kongress am Freitag in Bangkok über eine entsprechende Satzungsänderung ab.

Zur Story