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Wahnsinn! Das «Mini-Leicester» von der Insel holt in Finnland sensationell den Titel

Die Spieler von Mariehamn feiern ausgelassen den Gewinn des doch ziemlich hässlichen finnischen Meisterpokals.
Die Spieler von Mariehamn feiern ausgelassen den Gewinn des doch ziemlich hässlichen finnischen Meisterpokals.bild: ess.fi

Wahnsinn! Das «Mini-Leicester» von der Insel holt in Finnland sensationell den Titel

In Finnland endet die Fussball-Meisterschaft mit einem veritablen Coup: Meister wird nicht der grosse Favorit HJK Helsinki, sondern das kleine IFK Mariehamn – erstmals in seiner 97-jährigen Vereinsgeschichte.
24.10.2016, 16:5224.10.2016, 17:02
Donat Roduner
Donat Roduner
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Es sind immer die kleinsten Vereine, die die grössten Fussball-Geschichten schreiben. Meistertitel von Basel, Bayern München oder Manchester United sind nie so speziell wie die von Aarau, Kaiserslautern oder Leicester – letzteres ist wohl das beste Beispiel dafür.

So wird die Idrottsföreningen Kamraterna (kurz IFK, lose übersetzt «Sport-Gesellschafts-Kameraden») Mariehamn in Anlehnung an das Fussball-Märchen aus der Premier League von den finnischen Medien nicht zufällig «Mini-Leicester» genannt. Ähnlich wie mit dem englischen Meister durfte auch mit dem Kleinst-Verein von der im Südwesten Finnlands gelegenen Inselgruppe Aland nicht gerechnet werden. 

Die Aland-Inselgruppe liegt in der nördlichen Ostsee. An die Auswärtsspiele geht's oft mit der Fähre.

IFK Mariehamn wurde zwar schon 1919 gegründet, spielte aber noch 2003 in der 3. Liga, ehe auf Anhieb der Aufstieg in die Eliteklasse geschafft wurde. Erst seit vier Jahren darf sich der Cupsieger von 2015 zur erweiterten Spitze der Veikkausliiga zählen, gehörte aber als 6. der vergangenen Meisterschaft nicht zu den Titelanwärtern.

Die Schlussrangliste der Veikkausliiga.
Die Schlussrangliste der Veikkausliiga.bild: weltfussball.com

Die Mutter stolz gemacht

Dank dem 2:1 gegen Ilves Tampere am Sonntag wurde die Sensation aber Tatsache: Mariehamn gewinnt mit drei Punkten Vorsprung auf Helsinki den Titel. Selbstverständlich feierte das Team ausgelassen:

Wobei die Meisterfeier von der Haupttribüne ziemlich mickrig aussah:

Keine Augenweide, ...

... das Stadion mit der Haupttribüne.
... das Stadion mit der Haupttribüne.bild: forum.rojadirecta.es

Für das entscheidende Spiel fanden sich aber immerhin 4335 Zuschauer in der Arena in Mariehamn ein, was 15 Prozent der Gesamtbevölkerung der Aland-Inseln (29'000 Einwohner) entspricht. Die zurückhaltenden Finnen verzichteten auf einen Platzsturm, werden den Meistertitel aber noch öffentlich feiern, sicher noch ausgelassener als den Cupsieg vor einem Jahr:

Die Stimmen nach dem grossen Coup tönen recht ähnlich wie nach dem Saisonende in England. Gelobt wird vor allem die herausragende Teamleistung. «Wir leben wie eine Familie, stehen immer füreinander ein ... es war grossartiges Teamwork, nichts Individuelles», sagte der jamaikanische Nationalspieler Dever Orgill, der den entscheidenden Treffer gegen Ilves vorbereitete, gegenüber dem Fernsehsender YLE.

«Ich kann immer noch nicht glauben, dass das wahr ist. Ich habe auf dem Feld geheult», gestand IFK-Torhüter Walter Viitala. «Heute habe ich meine Mutter stolz gemacht!» Der Stolz ist berechtigt, denn mit 1,2 Millionen ist das Budget von Mariehamn nicht einmal halb so gross wie jenes von HJK Helsiniki (4 Millionen).

Einen Schulterklopfer haben auch die Fans verdient, die jeweils mit der Fähre an die Auswärtsspiele auf dem Festland fahren. Ob sie das beibehalten, wenn ihr Verein nächstes Jahr erstmals in der Champions-League-Qualifikation antritt?

Nationalteam in der Krise
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Cupsieger Maxi
24.10.2016 16:58registriert Dezember 2014
das stadion sieht doch nach fussballromantik aus... wieso ist es keine augenweide?
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