Max Meyers Vertrag auf Schalke lief im Sommer 2018 aus, der Verein aus Gelsenkirchen war zunächst höchst interessiert daran, an dem vielseitigen Mittelfeldspieler festzuhalten. Bereits 2017 soll es erste Gespräche für eine Vertragsverlängerung gegeben haben. Doch Meyer und sein Berater Roger Wittmann liessen Schalke zappeln – bis der Ruhrpott-Club irgendwann genervt vom Haken sprang. Statt Champions League mit dem deutschen Vizemeister zu spielen, wird Max Meyer (aller Voraussicht nach) in der kommenden Saison im Londoner Selhurst Park in Diensten von Crystal Palace um den Premier-League-Klassenerhalt kämpfen müssen.
Wie konnte der «Weltklasse-Spieler Max Meyer» (Zitat Wittmann) einen solchen persönlichen Abstieg hinlegen? Indem er die hässliche Fratze des geldgierigen Fußballprofis zu lang und zu komfortabel trug – und damit einen Top-Verein nach dem anderen in die Flucht schlug.
Januar 2018: Max Meyer pokert weiter um einen neuen Vertrag auf Schalke. Zeitgleich wird er laut «Bild» Thema bei europäischen Top-Clubs wie Bayern München, Arsenal und Liverpool. Meyer wähnt sich in einer gemütlichen Verhandlungsposition.
Februar 2018: Der FC Barcelona nimmt Kontakt zu Meyers Berater Roger Wittmann auf (Bild). Schalke bietet unterdessen bis zu 5,5 Millionen Euro Jahresgehalt, um sein Eigengewächs langfristig an den Club zu binden (Bild). Meyer lehnt das Angebot ab.
März 2018: Es kommt zur ersten Konfrontation zwischen Meyer-Berater Wittmann und Schalke-Manager Christian Heidel. Wittmann sagt im Interview mit «Sky»: «Zwei E-Mails reichen nicht, um einen Schalker Jungen vom Verbleib zu überzeugen.» Heidel kontert: «Ich kenne Berater, die schreiben zwei E-Mails und wollen Millionen dafür.» Kurz darauf sagen Wittmann und Meyer einen vereinbarten Termin mit Schalkes Aufsichtsratvorsitzenden Clemens Tönnies kurzfristig ab. Heidel bestätigt, dass Meyer angedeutet habe, keine weiteren Gespräche mit dem S04 führen zu wollen. Der FC Barcelona sieht unterdessen von einer Verpflichtung Meyers ab und holt stattdessen den Brasilianer Arthur für 30 Millionen Euro (Mundo Deportivo).
April 2018: Schalke verzichtet auf ein weiteres Vertragsangebot für Max Meyer. Der Spieler werde den Verein definitiv im Sommer verlassen, so Manager Heidel. «Der Zug des Geldes hat die Emotionen überholt», fasst Schalke-Boss Tönnies die Situation aus seiner Sicht zusammen.
#Heidel: @meyer_max7 wird den #S04 im Sommer defintiv verlassen. Wir gehen hochprofessionell mit der Situation um. Es gab und gibt kein böses Wort von beiden Seiten. pic.twitter.com/QlosP8B65r
— FC Schalke 04 (@s04) 26. April 2018
Daraufhin spriessen Gerüchte aus dem Boden, der unter Domenico Tedesco zum Sechser umgeschulte Meyer sei ins Visier von RB Leipzig und Hoffenheim geraten. Meyer verschwendet keine Zeit und tritt in einem Exklusiv-Interview mit der Bild gegen seinen Noch-Arbeitgeber nach: «In letzter Zeit fühlt sich das für mich alles nur noch wie Mobbing an.» Schalke zieht Konsequenzen und suspendiert Meyer bis Vertragsende. Besonders Trainer Tedesco kann die Verbalattacke nicht nachvollziehen: «Von seinen persönlichen Angriffen bin ich enttäuscht und kann sie nicht nachvollziehen. Weil sie einfach nicht stimmen.»
Max #Meyer wird an den Trainingseinheiten der Lizenzspielerabteilung in den nächsten beiden Wochen bis zum Saisonende nicht mehr teilnehmen und entsprechend auch nicht mehr zum Einsatz kommen. #S04 https://t.co/f39vyGwzht
— FC Schalke 04 (@s04) 30. April 2018
Mai 2018: Christian Heidel äußert sich erstmals detailliert über die Verhandlungen und das Zerwürfnis mit Meyers Berater Roger Wittmann. Heidel gibt bei «Sky» ein früheres Gespräch zwischen den beiden wie folgt wieder:
Fürs Protokoll: Der «Weltklassespieler» Max Meyer fuhr nicht mit zur WM nach Russland, bleibt bis heute bei mickrigen vier Länderspielen – und scheint auch ansonsten nicht in jeder europäischen Spitzenmannschaft eine Option zu sein, geschweige denn ein Stammspieler.
Das Interesse europäischer Top-Clubs an Max Meyer verstummt. Er wird dem Premier-League-Abstiegskandidaten Southampton angeboten. Der Verein aus Südengland lehnt ab – und echauffiert sich über Meyers Handgeldforderung über 10 Millionen Euro (90min).
Clemens Tönnies berichtet in der «Sportschau» unterdessen, Meyer habe Coach Tedesco bereits im April nach einer Auswärtspleite in Hamburg gesagt, mit Schalke abgeschlossen zu haben. Tönnies betont damit, nicht das Interview mit der «Bild», sondern Meyers fragwürdige Arbeitseinstellung sei der Anlass für seine Suspendierung gewesen.
Juni 2018: Die AC Milan nimmt Kontakt zu Roger Wittmann auf – oder doch andersrum? So sicher ist sich da niemand. Klar scheint nur zu sein: Milan ist Meyers Wunschdestination, alle anderen Offerten sollen auf Eis gelegt werden. Blöd nur: Der Sportdirektor des italienischen Klubs sagt Meyer Ende des Monats öffentlich im TV-Sender Sportitalia ab. Begründung: Milan sei auf Meyer-Position(en) ausreichend gut besetzt. Heisst auch: Die Rossoneri haben keinen Platz für den «Weltklassespieler».
Juli 2018: Nach dem geplatzten Milan-Traum macht sich Wittmann wieder an die Arbeit und versucht, seinem Klienten einen Job zu verschaffen. Versuche, Meyer bei den Europa-League-Finalisten Atlético Madrid und Olympique Marseille unterzukriegen, floppen. Hoffnung kommt aus der Türkei: Fenerbahce Istanbul scheint am Ex-Schalker interessiert zu sein. Der ist zwischenzeitlich wohl auch mit seinen Gehaltsforderungen heruntergefahren, auf 5,5 Millionen Euro pro Jahr – also genau die Summe, die ihm Schalke eigentlich zusichern wollte (Welt).
Der Wechsel zu «Fener» verläuft sich. Scheinbar will Meyer nicht in die sportlich zweitklassige türkische Süper Lig wechseln. Peter Neururer lädt ihn obligatorisch ins Trainingscamp für arbeitslose Profifußballer der Spielergewerkschaft VDV ein. Meyer lässt Neururers Rat unkommentiert, wird sich jedoch bewusst sein, dass sein Marktwert mit der Zeit nicht gerade steigen wird (Der Westen).
Ende Juli 2018: Wie The Guardian erfahren hat, hat Crystal Palace, Londons graue Maus der Premier League, das Rennen um den ehemaligen U21-Europameister gemacht. Der Verein habe für den 31. Juli einen Medizincheck mit dem Spieler vereinbart, so das Blatt.
Mit Crystal Palace, das unter Ex-Natitrainer Roy Hodgson erst durch 17 Punkte in den abschliessenden acht Partien den Abstieg aus der Premier League abwendete, würde Meyer am 11. August im Craven Cottage gegen Fulham in die Saison starten – und dort mit André Schürrle auf einen weiteren deutschen Nationalspieler treffen, der sich durch die Flucht auf die Insel erhofft, seine strauchelnde Karriere wieder in die richtige Bahn leiten zu können.
Zu wünschen wäre das auch Max Meyer, dessen fussballerische Klasse unbestreitbar ist, der sein volles Potenzial jedoch nie voll und konstant aufzuschöpfen wusste. Vielleicht tut ihm dieses «Downgrading» gut. Vielleicht findet er beim Arbeiterverein aus Südlondon zu Malocherqualitäten, die ihm bei den «Knappen» aus Gelsenkirchen fehlten. Auf Schalke werden sie sicher nicht schadenfroh über den Fall des Max Meyer sein: Durch seinen Wechsel ins Ausland steht den «Königsblauen» von Crystal Palace eine Ausbildungsentschädigung in Höhe von 500'000 Euro zu. Für einen Weltklasse-Spieler ein echtes Schnäppchen.