Viele der besten Fussballer werden früh entdeckt und gefördert. Wie zum Beispiel Lionel Messi, der mit 13 zum FC Barcelona kam. Oder Spieler wie Kylian Mbappé und Erling Haaland, die schon als Teenager zu den absoluten Weltstars gehörten. Doch es gibt auch solche Geschichten wie die von Chelsea-Torhüter Édouard Mendy.
Mit 22 meldete sich Mendy in seiner französischen Heimat Le Havre arbeitslos. Nach dem zweiten Abstieg in Folge mit Cherbourg wurde der Vertrag des Torhüters aufgelöst. Es gab zwar Angebote aus Frankreich, doch da sein Agent ihm einen Wechsel in die dritthöchste Liga Englands versprach, schlug er diese aus. Das erhoffte Angebot kam aber nicht und so landete der Sohn einer senegalesischen Mutter und eines Vaters aus Guinea-Bissau bei der Arbeitslosenbehörde.
Um sich für den Fussball fit zu halten und sich voll auf das Training konzentrieren zu können, empfing er Sozialhilfe. Er trainierte mit der Reserve von Le Havre und hielt sich nebenbei selbst fit. Doch seine Freundin erwartete zu der Zeit ein Kind und das Arbeitslosengeld hätte für die Familie nicht gereicht, also begann er sich nach einem Job umzusehen.
«Es war eine extrem schwierige Zeit. Ich hatte viele Zweifel, doch dann kam die Chance bei Marseille», erinnert sich Mendy bei BBC. Einer seiner ehemaligen Mitspieler aus Cherbourg, Ted Lavie, hatte das eingefädelt. Der Goalie-Verantwortliche bei Olympique Marseille war mit Lavie befreundet und bekam von diesem den Hinweis auf Mendy: «Ich habe ihm gesagt, dass ich mal mit einem sehr guten, grossen und intelligenten Torhüter mit einer Menge Potenzial gespielt habe.»
Für Mendy war es die letzte Chance und obwohl er nur der vierte Torhüter war und auch bei Marseilles Reserve kaum zum Einsatz kam, konnte er den Zweitligisten Reims davon überzeugen, ihn als Ersatztorhüter unter Vertrag zu nehmen. Es war sein erster Profivertrag und das im Alter von 24 Jahren. Im ersten Spiel der Saison kam der Senegalese dann auch direkt zum Einsatz – der Stammtorhüter hatte eine rote Karte erhalten. «Er spielte richtig, richtig gut. Er hatte immer das Mindset eines Leaders und war einer der besten Spieler im Team, wenn er im Tor stand», erinnert sich sein damaliger Teamkollege Danilson da Cruz bei der BBC.
Seine zweite Saison bei Stade Reims war der Auftakt des steilen Aufstiegs von Édouard Mendy. Er wurde zum Stammtorhüter und überzeugte direkt. Reims stellte die beste Defensive der Liga und schaffte die Rückkehr in die Ligue 1, Mendy spielte in 34 Spielen 18 Mal zu null und liess nur 22 Gegentore zu. Nach einer Saison in der höchsten französischen Liga mit Reims wechselte der damals 27-Jährige zu Rennes, wo er nur eine, durch Corona verkürzte Saison brauchte, um ein Premier-League-Team von seinen Künsten zu überzeugen.
Der teuerste Torhüter der Geschichte Kepa konnte bei Chelsea nicht so richtig Fuss fassen, weshalb sich Petr Cech nach einem neuen Goalie umsah. Der technische Berater der «Blues» wurde bei seinem Ex-Verein Stade Rennes fündig und holte Édouard Mendy nach London. Sechs Jahre nach dem erhofften Wechsel nach England kam dieser also doch noch, nur zwei Ligen höher.
In London war er von Beginn weg die Nummer 1 und spielte nahezu jedes Spiel in Liga und Champions League. Mendy ist der Rückhalt, den sich Chelsea zwei Jahre zuvor schon in Kepa erhofft hatte. In 27 Ligaspielen spielte der Senegalese 15 Mal zu null, in der Champions League kassierte er in neun Spielen nur zwei Tore. Die Defensive Chelseas ist eine der besten Europas und das liegt auch am Torhüter.
Edouard Mendy kept his 22nd clean sheet for Chelsea in his 37th appearance for Chelsea #CFC 🧱⛔️🧤 pic.twitter.com/CDiJUsr40d
— CarefreeYouth (@CarefreeYouth) April 24, 2021
Heute wird ein weiterer Traum eines jeden Fussballers wahr – Mendy wird im Halbfinale der Champions League für Chelsea im Tor stehen. Etwas, was er noch vor drei Jahren wohl kaum für möglich gehalten hat. Dabei kommt es zum Duell mit seinem Cousin Ferland Mendy, der beim Gegner Real Madrid unter Vertrag steht. Für den Linksverteidiger der «Blancos» und seine Teamkollegen wird es eine harte Nuss, denn am 29-jährigen Édouard Mendy führen nicht viele Wege vorbei. (nih)
nach oben schafft man's ohne Glück wohl nicht.