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EM 2025: Berger ist die Heldin von Deutschland nach dem Viertelfinal

Germany goalkeeper Ann-Katrin Berger celebrates in front of the fans after winning the Women's Euro 2025 quarterfinals soccer match between France and Germany at St. Jakob-Park in Basel, Switzerl ...
Ann-Katrin Berger war am Samstagabend die grosse deutsche Heldin.Bild: keystone

Bereits zweimal musste Berger den Krebs besiegen – nun ist sie die grosse deutsche Heldin

Ann-Katrin Berger zeigte im EM-Viertelfinal gegen Frankreich eine herausragende Leistung und hexte Deutschland in den Halbfinal. Die deutsche Heldin gab erst mit 30 Jahren ihr Debüt im Nationalteam und musste in ihrem Leben bereits zweimal den Krebs besiegen.
20.07.2025, 11:5421.07.2025, 01:31
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Was war das gestern für eine fantastische und brillante Leistung von Ann-Katrin Berger? Über 100 Minuten war das deutsche Nationalteam in Unterzahl und dennoch liess sich die deutsche Schlussfrau in 120 Minuten nur nach einem Elfmeter bezwingen. Im Elfmeterschiessen hielt sie zwei Versuche der Französinnen und verwandelte einen Penalty gleich noch selbst.

Bereits in der Verlängerung zeigte die 34-Jährige eine unglaubliche Parade. Im Zurücklaufen verhinderte sie, dass der Ball, welcher von ihrer Mitspielerin unglücklich abgelenkt wurde, im eigenen Tor landete. Mit dieser Rettungstat sorgte sie vielleicht sogar für die Parade des Turniers.

«Das ist für dich, Opa», schrie die USA-Söldnerin nach dem Halbfinaleinzug in die Kamera. Ihr 92-jähriger Grossvater war bereits im ersten Spiel der DFB-Auswahl im Stadion, sagte seiner Enkelin aber, dass er erst wieder bei einem allfälligen Endspiel vor Ort sein wird. Berger erklärte in den vergangenen Tagen: «Er meint es wirklich ernst. Ich habe versucht, ihn zu überreden. Aber er ist eine harte Nuss.»

Für Berger ist es erst das zweite grosse Turnier als deutsche Nummer eins. Mit 30 Jahren absolvierte sie Ende 2020 ihr erstes Länderspiel und ist die viertälteste Frau, welche beim Deutschen Frauennationalteam ihr Debüt gab. Bei ihrem ersten grossen Turnier im vergangenen Jahr an den Olympischen Spielen in Paris wurde sie auch schon zur grossen Heldin. Wie bereits im EM-Viertelfinal parierte sie im Olympia-Viertelfinal gegen Kanada im Penaltyschiessen zwei Elfmeter und verwandelte einen selbst – damals sogar den entscheidenden. Nach dem verlorenen Halbfinal war sie dann auch im Spiel um die Bronzemedaille gegen Spanien wiederum die grosse Figur. In der neunten Minute der Nachspielzeit hielt Berger den Strafstoss von Alexia Putellas und sicherte Deutschland den dritten Platz.

Nach diesen fantastischen Leistungen wurde Berger in Deutschland zur Fussballerin des Jahres gewählt. Zum ersten Mal seit 1998 erhielt in Deutschland eine Torhüterin diese Auszeichnung. Umso mehr freute sich die Göppingerin über diesen Preis: «Bei Torhütern ist es ganz selten, dass sie solche Titel gewinnen.»

All diese Erfolge feierte Berger nur zwei Jahre, nach dem bei ihr zum zweiten Mal Schilddrüsenkrebs diagnostiziert wurde. Die Torhüterin pausierte nur kurz und gab bereits einen Monat, nach dem sie ihre Krankheit publik machte, ihr Comeback. Auch als sie zum ersten Mal an Krebs erkrankte, pausierte Berger nach einer erfolgreichen Operation und Radiojodtherapie nur wenige Monate, bevor sie wieder ins Training einstieg.

Die Kämpferin lässt sich von Rückschlägen nicht so schnell verunsichern. Dies stellte sie auch gegen Frankreich unter Beweis. Nach der Gruppenphase wurde Berger kritisiert und auch ihr Trainer sorgte mit einer kritischen Aussage für Aufruhr. In Deutschland wurde bereits von einem möglichen Torhüterproblem gesprochen. «Ich bin von Natur aus ein sehr kritischer Mensch. Deshalb muss ich mir nicht von jemandem, der nie im Tor stand, Kritik anhören», sagte die Torhüterin von Gotham FC vor dem kapitalen Viertelfinal.

Statistiekn Berger
Die Statistiken von Berger im Viertelfinal.Bild: sofascore.com

Mit neun Paraden liess Berger die Kritiker am Samstagabend in Basel verstummen und ist wieder grosse Heldin von Deutschland. So titelte etwa die «Bild»: «Unsere Titanin mit der Trinkflasche!» Die deutsche Zeitung spielte auf die Trinkflasche von Berger an, bei welcher ein Zettel mit Frankreichs Elfer-Schützinnen und ihren jeweiligen Lieblingsecken angeklebt war.

Wie die deutsche Heldin nach dem Spiel im Interview mit ZDF zugab, brauchte sie die Flasche aber gar nicht. «Tatsächlich habe ich kein einziges Mal draufgeschaut. Ich mache das eigentlich intuitiv und gucke mir die Spieler an. Ich war ein bisschen unzufrieden mit mir, weil ich manchmal zu früh gesprungen bin. Aber schlussendlich hat’s geklappt», erzählte eine glückliche Berger.

Während der dramatischen Entscheidung im Basler St. Jakob-Park sprach sie auch immer wieder mit ihren Mitspielerinnen, welche zum Punkt liefen. Auch über diese Situation sprach Berger nach dem Spiel und sagte, was sie ihren Kolleginnen mit auf den Weg gab: «Ihr könnt mich im Training schlagen, also könnt ihr das gegen die Torhüterin auch.»

Auch in den sozialen Medien war Berger nach dem Sieg die grosse Figur. Ein User forderte auf X, dass die Schlussfrau das deutsche Bundesverdienstkreuz erhalten soll und wurde als die «lässigste Deutsche, die je existiert hat» bezeichnet.

Weiter geht es für Berger und das deutsche Nationalteam am Mittwoch. Dann treffen die EM-Rekordsiegerinnen auf die amtierenden Weltmeisterinnen aus Spanien. Sollte Deutschland auch dieses Spiel gewinnen, könnte Berger im Final auf ihre Verlobte Jessica Carter treffen, welche mit England ebenfalls im EM-Halbfinal steht.

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dmark
20.07.2025 12:13registriert Juli 2016
Sie allein schon hat die Französinnen regelrecht zermürbt.
Tolle Leistung. Aber auch die anderen haben sich richtig reingehängt.
Hätte echt nicht gedacht, dass sie es schaffen.
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DerPhysiker
20.07.2025 13:03registriert Februar 2022
Die Deutschen und Französinnen haben den Engländerinnen und Schwedinnen vorgeführt, wie ein brillantes Elfmeterschiessen geht!
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