Gross war die Aufregung Anfang Woche, als bekannt wurde, dass das Schweizer Frauen-Nationalteam ein geheimes Testspiel gegen die U15-Junioren vom FC Luzern gleich mit 1:7 verloren hat. Aufgrund der körperlichen Voraussetzungen der beiden Geschlechter sollte das Resultat allerdings nicht sehr überraschend sein. Dies zeigt nun ein Einstein-Experiment vom Schweizer Fernsehen SRF.
Das Experiment zeigt, welche grosse Leistungen die Frauen auf dem Fussballfeld leisten, da sie auf gleich grossen Plätzen mit gleich grossen Toren und gleich schweren Bällen wie die Männer spielen. Oder wie der Name der Doku bereits sagt: «Frauen sind die Heldinnen im Fussball – Wissenschaftlich belegt.» Die Dokumentation zeigt auf, wie viel mehr Frauen auf dem Feld physisch leisten müssten im Vergleich mit den Männern.
Um die Unterschiede aufzuzeigen, wurde extra ein Spiel zwischen den U17-Teams vom FC Winterthur und dem FC Thun organisiert, das die jungen Männer vor grosse Herausforderungen stellte.
Die beiden norwegischen Bewegungsforscher Arve Vorland Pedersen und Ragna Stalsberg von der Universität Trondheim berechneten genau, wie viel grösser der körperliche Aufwand bei einer Fussballerin ist als bei ihrem männlichen Pendant. Nur schon beim Ball gibt es einen enormen Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. So müsste bei den Männern das Spielgerät so schwer sein wie ein Basketball.
Die Spieler hatten dabei grosse Mühe mit dem schwereren Ball. So sagte ein Spieler vom FC Thun nach dem Experiment: «Man konnte weniger gut dribbeln und man musste mehr Pässe spielen. Doch auch lange Bälle zu spielen war schwierig, da der Ball schlicht zu schwer war.» Für alle Beteiligten war klar, es braucht deutlich mehr Kraft. Der Spielball war auch grösser, der Umfang war 76 cm, dies ist bis zu 8 cm mehr als bei einem normalen Fussball.
Doch nicht nur der Ball war in diesem Experiment grösser, sondern auch die Tore und das Spielfeld. Besonders das Torhüterspiel steht immer wieder bei den Frauen in der Kritik. Obwohl die Frauen mit 1,70 Meter Durchschnittsgrösse rund zwanzig Zentimeter kleiner sind als ein durchschnittlicher Männertorwart, stehen sie im gleich grossen Tor, welches 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch ist. Würde es bei den Männern unter gleichen Voraussetzungen stattfinden, wäre das Tor plötzlich 8,40 Meter breit und 2,72 Meter hoch.
«Es war schwierig, und man musste erstmals eine neue Position im Tor finden», analysierte der Torwart von Thun in der Dokumentation. Auch die Einschätzung der Bälle fiel deutlich anspruchsvoller aus. Das vergrösserte Tor sorgte bei den Feldspielern dafür, dass das Toreschiessen trotz des schweren Balls nicht unbedingt anspruchsvoller wurde.
Ebenfalls müsste eine Mauer beim Freistoss unter diesen Bedingungen bei den Männern weiter entfernt vom Ball stehen, da eine durchschnittliche Frauenmauer im Vergleich deutlich schmaler und niedriger ist. Die Mauer müsste sich beim Männerfussball mit Frauen-Bedingungen statt 9,15 Meter genau 10 Meter entfernt vom Ball positionieren. Dadurch verändert sich auch der Winkel, wodurch der Schütze mehr Freiraum hätte.
Durch die wissenschaftlichen Fakten zu den anthropometrischen und physiologischen Unterschieden zwischen Mann und Frau müsste auch das Spielfeld um insgesamt 20 Prozent vergrössert werden. Statt 105 auf 68 Meter (Standard der Super League laut SFV-Regelung) wäre das Spielfeld unter fairen Bedingungen 132 auf 84 Meter gross.
So war der Elfmeterpunkt plötzlich 14 Meter vom Tor entfernt und der «16er» vergrösserte sich um fünf weitere Meter. Da es in der Schweiz keinen Platz in dieser Grösse gibt, wurde das Spiel extra auf einem Polo-Feld durchgeführt.
Das grössere Spielfeld stellte die Feldspieler vor grosse Herausforderungen. «Es war viel anstrengender und es war nicht einfach zu rennen, besonders das zurückrennen viel schwer», gab ein Spieler nach der Partie zu und auch bei anderen Akteuren sorgten die speziellen Voraussetzungen für Probleme: «Ich habe den Schiri immer gefragt: ‹Wie lange gehts noch?›» Einen Vorteil sahen dafür die Torhüter: «Es war einfacher zum Herausspielen, da man deutlich mehr Platz und Raum hat.»
Doch warum werden die Bedingungen für die Frauen nicht angepasst? Weil der organisatorische Aufwand riesig wäre. Es gibt sonst schon kaum genügend Fussballplätze, damit alle Nachwuchs- und Amateurteams ständig einen Trainingsort haben. Wenn nun auch noch Spezialplätze für Mädchen und Frauen geschaffen werden müssten, würde das die Lage noch verschärfen.
Das spezielle Testspiel endete 3:3 und musste im Elfmeterschiessen entschieden werden, doch nicht nach 90, sondern 112 gespielten Minuten. Würde der durchschnittliche Leistungsunterschied zwischen beiden Geschlechtern fair berechnet werden, würde eine Halbzeit der Männer plötzlich 56 Minuten dauern, statt die gewohnten 45.
Die ganzen Änderungen sorgten auch dafür, dass mehr Kilometer auf dem Platz absolviert werden mussten. Statt wie gewöhnlich zehn wurden 12 bis 13 Kilometer absolviert. Ein Team legte insgesamt fast 130 Kilometer zurück.
Für U17-Junior Yannis Odin vom FC Winterthur war es «das Schlimmste, was ich in meinem Leben gemacht habe», stellte er klar und führte weiter aus: «Nie im Leben würde ich das nochmals machen!» Auch während des Spiels hörte man die Spieler immer wieder frustriert, wie sie motzten wie anstrengend es ist und je länger das Spiel dauerte, desto hitziger wurde auch die Partie.
Auf eine Verlängerung wurde nach der neuen regulären Spielzeit verzichtet und es fand direkt das Penaltyschiessen statt. Dieses entschied Winterthur mit 6:5 für sich.
Physiologische Unterschiede gibt es halt, auch wenn das vielen nicht passt. Wenn es keine separaten Plätze gibt, so könnten die Frauen wenigstens kleinere Bälle und evtl. Tore benutzen.
Aber ich befürchte halt auch, dass Frauenfussball mit den jetzigen Regeln nie zu einem Sport wird, der wirklich die Massen begeistern wird.