YB bekennt Farbe für Schwule – und das ist erst der Anfang
Auf Instagram, Facebook und Twitter reiben sich die YB-Fans die Augen: Seit Dienstag ist das Logo des Fussball-Schweizermeisters mit Regenbogenfarben hinterlegt. Die Young Boys solidarisieren sich damit mit Berner Fanclubs, welche sich bei der Abstimmung vom 9. Februar für die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm auf Homosexuelle einsetzen.
Es ist extrem selten, dass sich ein Sportverein politisch positioniert. Warum jetzt YB? Man halte den Zeitpunkt für richtig, wieder einmal auf die Werte des BSC Young Boys hinzuweisen, so Sprecher Albert Staudenmann: «YB steht für Begriffe wie Toleranz und Offenheit ein und wir distanzieren uns in aller Form von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt». Man beziehe sich zudem nicht direkt auf die Abstimmung.
Im Gegensatz zu anderen Vereinen hat der Kampf gegen Rassismus und Homophobie bei YB und den Fanclubs schon fast Tradition. Mit dem Slogan «schwul oder nicht schwul, das ist egal» habe sich bereits im Jahr 2006 das damalige YB-Aushängeschild Hakan Yakin in Werbespots gegen Homophobie eingesetzt, erinnert sich Urs Frieden. Er ist Mitgründer des Fantreffs «Halbzeit», der sich gegen Rassismus, Sexismus und Gewalt einsetzt. «Der Verein hat uns bei den Aktionen immer unterstützt. Das zahlt sich für beide Seiten aus», so Frieden.
«Geili Sieche» oder stupides Statement?
Die Reaktionen auf die YB-Aktion fallen in den sozialen Medien gemischt aus:
- «Danke YB für den Mut! 🙏 ❤️🏳️🌈», kommentiert ein User auf Facebook.
- «Yeah geili Sieche! 🏳️🌈💪🏼», ein anderer
- «Was für ein stupides Statement! Oder hat sich hier gerade ein, ganzer Verein geoutet?»
Man habe sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, sagt YB-Sprecher Staudenmann dazu. In den sozialen Medien gab es auch negative Stimmen. «Diese verstärken nur den Eindruck, dass es offensichtlich nach wie vor nötig ist, von Zeit zu Zeit mit solchen Aktionen ein Zeichen zu setzen».
Das sehen auch andere Klubs so. In Zürich ist es der homosexuelle FCZ-Fanclub «letzijunxx», in Basel das Pendant «Queerpass» und in Bern die «wankdorfjunxx». In der Challenge League ist es Winterthur und in der Bundesliga St. Pauli. Mit Erfolg: Sie alle kämpfen gegen Diskriminierung im Stadion: «In den grossen Fankurven gibt es keine orchestrierten homophoben Aktionen mehr», sagt Philipp Grünenfelder von der Vereinigung Queer Fussball Fanclubs Schweiz. Der Basler erlebte dennoch Schwulenfeindlichkeit im Stadion am eigenen Leib. «An einem Cupfinal deckte mich eine ganze Gruppe mit homophoben Sprüchen ein. Tätlich bin ich aber nie angegriffen worden».
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Wann outet sich der erste schwule Spieler?
Die grosse Frage bleibt, wann sich schwule Fussballer outen können. In der Schweiz habe sich das Umfeld diesbezüglich in den letzten Jahren spürbar verbessert. «Spieler mit internationalen Ambitionen werden sich davor hüten, sich zu outen», so Grünenfelder. Denn als Fussballer wisse man nie, wo einen die Karriere hinführe. In Osteuropa und im Balkan sei Schwulenhass verbreitet, als Sportler würde man rasch zur Zielscheibe werden. «Wer lässt sich schon freiwillig ein Label verpassen? Das braucht sehr viel Selbstvertrauen».
(amü)