Das Schweizer U21-Nationalteam hat sich mit drei Punkten aus drei Spielen sehr glücklich für das Viertelfinal qualifiziert. Nach dem 2:1-Sieg gegen Norwegen und der 2:3-Niederlage gegen Italien reichte für die Schweiz eine 1:4-Niederlage gegen Frankreich. Im Vergleich der drei punktgleichen Teams mit Italien und Norwegen hat das Schweizer Team in den Direktbegegnungen ein Tor mehr erzielt.
An der U21-Europameisterschaft geht es immer auch um den nächsten grossen Transfer. Es gibt kaum ein Turnier, bei dem mehr Scouts auf den Tribünen sitzen. Deshalb stellt sich die Frage: Welche U21-Nationalspieler haben sich für den angestrebten Transfer ins Ausland empfohlen? Und wer konnte den Erwartungen nicht gerecht werden? Ein Zwischenzeugnis.
Die Offensive ist das Prunkstück der diesjährigen Schweizer U21-Nationalmannschaft. In der Gruppenphase haben nur gerade Spanien, England und Frankreich mehr Tore erzielt als die Rahmen-Truppe, die fünf Mal einnetzte. Die Torschützen sind alles Romands: Zweimal haben Dan Ndoye und Kastriot Imeri getroffen, einmal Zeki Amdouni.
Die drei Offensivspieler konnten sich aber nicht nur dank den Toren für höhere Aufgaben empfehlen. Obwohl Amdouni das Schaufenster U21-Nationalteam kaum mehr nötig hat - seine A-Nati-Quote von fünf Spielen und fünf Toren spricht für sich - zeigt sich der Stürmer des FC Basel auffällig. Noch mehrheitlich geschont gegen Norwegen, trifft er gegen Italien nach einer starken Einzelaktion und legt gegen Frankreich das Tor von Ndoye uneigennützig auf. Dieser Ndoye glänzte bisher nicht nur durch zwei Tore, sondern zeigte auch ansonsten gute Ansätze. Vor zwei Jahren an der U21-EM in Slowenien noch als jüngerer Jahrgang mit dabei, zählt Ndoye inzwischen zu den Routiniers des Teams. Immer wieder gelingen ihm gute Dribblings auf dem Flügel, zudem ist er enorm gewillt und aktiv. In den drei Gruppenspielen kommt Ndoye mit 14 Abschlüssen auf so viele Abschlüsse wie kein anderer Spieler.
Auch Kastriot Imeri konnte sich ins Rampenlicht spielen. Vor einem Jahr ist der Genfer zu den Young Boys gewechselt, wo er noch nicht jene Rolle einnehmen konnte wie vorher bei Servette. Doch an der EM zeigt der Kreativspieler mit seiner künstlerischen Spielweise und seiner einzigartigen Schusstechnik, wozu er fähig ist. Mit zwei Toren und einem Assist war kein Spieler bisher an mehr Toren direkt beteiligt als er. Auf dem Platz strotzt Imeri mit seiner etwas unorthodoxen Spielweise vor Selbstvertrauen, auch wenn nicht immer alles nach Wunsch gelingt.
Ardon Jashari und Fabian Rieder sind die beiden hochgelobten Talente im Schweizer Fussball. Die beiden Youngsters durften im Herbst mit zur Weltmeisterschaft in Katar, sind bei ihren Klubs Luzern und Young Boys längst Führungsspieler. In der abgelaufenen Super-League-Saison zählten die beiden Mittelfeldspieler zu den stärksten der gesamten Liga. Und nun stehen beide vor dem Abgang ins Ausland.
Somit wäre die Europameisterschaft für Jashari und Rieder eine tolle Möglichkeit, noch einmal die internationale Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Dies konnten sie bisher zu wenig. Rieder zeigt immerhin Flexibilität, er wurde von Trainer Patrick Rahmen schon auf drei Positionen eingesetzt. Gegen Norwegen spielte er als Stürmer, gegen Italien als Zehner und gegen Frankreich als Achter. Doch egal in welcher Position: Komplett überzeugen konnte der Solothurner nicht. Zwar zeigt er spielerisch gute Ansätze, hat zwei Tore vorbereitet und erobert sich auch im Defensivverhalten immer wieder Bälle. Und doch hat Rieder in der Offensive nicht jenen Einfluss, den man von ihm bei YB sieht. Defensiv zeigte er sich gegen Frankreich in der Schlussphase überfordert.
Auch Ardon Jashari konnte in seinen Auftritten nicht komplett überzeugen. Nur in der zweiten Partie gegen Italien zeigt Jashari, was er kann, als er viele Zweikämpfe gewinnt und gerade nach der Umstellung in der zweiten Halbzeit Stabilität verleiht. Doch in der Auftaktpartie gegen Norwegen wirkt der Innerschweizer, der in seiner Spielart Nati-Captain Granit Xhaka ähnelt, fahrig. Und gegen Frankreich startet er zwar gut und zweikampfstark, doch je länger die Partie läuft, desto mehr Mühe bekundet der 20-Jährige. Vor dem 1:2 spielt er ausserdem einen katastrophalen Fehlpass in die Füsse des Gegners.
Becir Omeragic und Marco Burch haben bereits seit Jahren gute Leistungen in der Super League vorzuweisen. Bei beiden erstaunt es nicht, dass sie grössere Träume hegen. Omeragic wechselt nach der EM in die Ligue 1 nach Montpellier, Burch wurde derweil bereits mit einem Wechsel nach Deutschland in Verbindung gebracht. Doch was die beiden Spieler an dieser EM zeigen, passt wenig zu den geäusserten Ambitionen.
Besonders überfordert präsentierte sich Becir Omeragic in den ersten beiden Partien. Auf der für ihn ungewohnten Position als Linksverteidiger hat er zunächst gegen Norwegen im Duell mit Oscar Bobb oft das Nachsehen, gegen Italien ist er Raoul Bellanova nicht gewachsen. Deshalb sitzt Omeragic gegen Frankreich draussen, sieht, wie sich sein Stellvertreter Nicolas Vouilloz deutlich besser anstellt.
Diese Feststellung muss auch der Luzerner Marco Bruch machen. Wie Omeragic wird auch er gegen Frankreich ausgetauscht, sein Ersatz Aurèle Amenda macht die Sache deutlich besser als zuvor Burch. Insbesondere gegen Italien hat er mehrere Patzer drin, strahlt keine Sicherheit aus, zudem verliert er einige Luftduelle. Die Souveränität, die er oft beim FC Luzern ausstrahlt, kommt ihm auf dieser Stufe abhanden. So empfiehlt man sich nicht für eine Topliga. (aargauerzeitung.ch)