Obwohl Finn van Breemen Niederländer ist und zeitgleich auch die AZ Alkmaar gegen West Ham spielt, schaut der 20-Jährige mit seinen Eltern am 18. Mai das Rückspiel zwischen dem FC Basel und der Fiorentina. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, dass der 1.93 Meter grosse Innenverteidiger nach Basel wechseln wird. Doch persönlich hat sich van Breemen mit dem FCB bereits geeinigt.
«Ich wusste, dass Basel eine grosse Fanbasis hat. Aber was bei diesem Spiel im Joggeli passierte, konnte ich nicht glauben. Ich hatte Gänsehaut und auch meine Eltern sagten: Wir können kaum glauben, dass du bei einem solchen Klub spielen wirst», erzählt der bisher einzige FCB-Sommertransfer fünf Wochen später.
Van Breemen ist nach elf Jahren bei ADO Den Haag bereit für den Schritt ins Ausland. Doch der Wechsel ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht in trocknen Tüchern. Zwischen Den Haag und dem FC Basel ziehen sich die Verhandlungen und van Breemen muss warten.
«Das war keine einfache Zeit, denn ich wollte unbedingt nach Basel. Es war eine gewisse Angst da, dass noch etwas schiefgehen könnte», erklärt der Lockenkopf, der mehrfach zum Telefon griff und die ADO-Verantwortlichen darum bat, ihn doch endlich ziehen zu lassen. Doch erst Mitte Juni wurde sein Wunsch erhört.
Dem FC Basel ist Finn van Breemen schon vor längerer Zeit aufgefallen. Sportdirektor Heiko Vogel erzählt, dass ihm der ehemalige Chefscout Ruedi Zbinden an einem von Vogels ersten Tagen nach dessen Rückkehr zum FCB bereits aus dem Aufzug heraus zurief, dass es da in Den Haag einen interessanten Spieler gebe. Kurz darauf flatterte auch ein konkretes Angebot in van Breemens Elternhaus in Pjinacker, einem Vorort von Den Haag. Der Innenverteidiger war sofort Feuer und Flamme, denn er kennt den Ruf des FC Basel, dass sich dort junge Spieler gut entwickeln können: «So eine Möglichkeit kriegst du nur einmal im Leben.»
Da van Breemen erst im Februar diesen Jahres, mitten in der Debütsaison bei den Profis, den Vertrag mit dem Haaglandse Football Club Alles Door Oefening verlängerte, zogen sich einige Interessenten zurück. Denn so stieg die Ablösesumme, doch der FCB blieb dran. Unterschiedliche Quellen sprechen von 1 bis 1.5 Millionen Euro, welche sich der FCB van Breemen kosten liess. Eine stolze Summe für einen, der unter den prominenten Trainern Dirk Kuyt und Dick Advocat erst 22 Einsätze bei den Profis in der zweiten holländischen Liga absolviert hat.
Doch in Basel glaubt man an van Breemen, der am Sonntag vor einer Woche einen Vierjahresvertrag unterschrieben hat. Bei seinem ersten Besuch in der Schweiz überhaupt.
Der neue FCB-Trainer Timo Schultz beschreibt van Breemen als einen spielintelligenten jungen Mann, der sich schnell integriert hat und auf den man setzen wolle. Auch Heiko Vogel sagt: «Finn kann dank seiner Physis und seiner kommunikativen Art für unsere Mannschaft einen direkten Mehrwert leisten.»
Doch trotz aller Vorschusslorbeeren würde es überraschen, wenn van Breemen beim FCB ohne Anlaufzeit eine tragende Rolle übernimmt. Mit Arnau Comas, Andy Pelmard und auch den zuletzt in der Dreierkette spielenden Michael Lang und Riccardo Calafiori hat der Neuzuzug ordentlich Konkurrenz.
Und man darf nicht vergessen, dass sich für den 20-Jährigen mit dem Auszug bei den Eltern und der ersten Profistation im Ausland einige Dinge ändern, die man zunächst verarbeiten muss. Auch van Breemens Freundin, welche in Holland studiert, bleibt vorerst in der Heimat. Der Neuzugang ist in Basel daher zum ersten Mal in seinem Leben auf sich alleine gestellt. Gut möglich, dass ihm dabei bald ein Hund Gesellschaft leistet.
Van Breemen hat den Anspruch, zu Spielminuten zu kommen. «Ich weiss nicht, ob ich es sofort in die Startelf schaffe. Aber ich will in der Vorbereitung zeigen, was ich kann und dann muss der Trainer entscheiden, ob ich spiele», sagt er. Sollte van Breemen zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen, kündigt er an: «Dann arbeite ich noch härter an mir, um zu zeigen, dass ich in die Mannschaft gehöre.»
Van Breemen ist zuversichtlich. Seine Augen glänzen, wenn er vom FC Basel, den Trainingsmöglichkeiten oder den Mitspielern schwärmt. Auch Landsmann Wouter Burger meldete sich via Instagram bereits bei ihm, als es erste Gerüchte gab. Obwohl sich beide vorher nicht kannten. «Er hat mir den Klub vorgestellt und mir erzählt, dass hier alles gut organisiert ist und man sich in Ruhe auf den Fussball konzentrieren und entwickeln kann», erzählt van Breemen, der sich freut, wenn Burger bald von der U21-EM zurückkommt.
Noch mehr freut sich der neue Innenverteidiger aber auf das erste Einlaufen ins Joggeli. Und ziemlich sicher wird es dann auch wieder Gänsehaut geben. (aargauerzeitung.ch)