Zum sechsten Mal vergibt die FIFA am 12. Januar 2015 den Puskás Award für das schönste Tor der vergangenen Saison. Als erste Fussballerin überhaupt schafft es Stephanie Roche in die Auswahl der Top 3.
Es ist ein er, und ihm wird Roche an besagter FIFA-Gala bestimmt über den Weg laufen: Cristiano Ronaldo. Der Portugiese (will den Titel des Weltfussballers des Jahres verteidigen) kennt übrigens das Gefühl, auf den Puskás-Preis zu aspirieren – 2009 gehörte auch er zum erlauchten Kreis.
Schlappe 800 Euro Gehalt werden Roche beim französischen Erstligisten ASPTT Albi monatlich ausbezahlt. Award-Konkurrent James Rodriguez sahnt geschätzte 500'000 Euro pro Monat ab. Der Dritte im Bunde, Manchester Uniteds Robin van Persie, kommt monatlich auf circa 1,3 Millionen Euro.
Immerhin: Mit den 800 Euro Monatsgehalt muss Roche nicht auch noch ihre Unterkunft berappen. Für ihr bescheidenes Appartement kommt der Verein auf.
PIC: Fifa publish proof of the surge of support @StephanieRoche9 got from Ireland yesterday http://t.co/6SwUBHNBIZ pic.twitter.com/2nDxiq4Pbm
— SportsJOE.ie (@SportsJOEdotie) 2. Dezember 2014
8000 Menschen folgen Stephanie Roche auf Twitter – die Zahl ist nach ihrer Nomination sprunghaft gestiegen. Im Vergleich: Die beste Fussballerin der Welt, die Brasilianerin Marta, bringt es (auf ihrem allerdings inaktiven Kanal) lediglich auf deren 2800 Follower.
James Rodriguez: 5,87 Millionen Follower.
Robin van Persie: 6,55 Millionen Follower.
Ein unbekannter Twitter-Troll drohte Roche schwachsinnigerweise damit, einen Massenmord an Kindern anzurichten, falls sie die Wahl gewänne. Die negative Resonanz lässt ihn zurückkrebsen. Er schreibt: «Wenn du den Award gewinnst, werde ich nie mehr Fussball schauen». Sie schreibt zurück: «Du bist ehrlos». 1:0 für Roche.
Roche kann es nicht nur auf Rasen, sie rennt auch in der Halle leidenschaftlich gern dem Ball nach. Seit 2013 spielt sie auch in der irischen Futsal-Nationalelf.
Dean Zambra. Nie gehört? 26 Jahre alt, Mittelfeldspieler beim irischen Erstligisten Bray Wanderers. Haben wir selbstredend nicht nachschauen müssen.
Schon früh galt die Irin als grosses Talent, fand schon bald Platz in der Nationalmannschaft. 29 A-Länderspiele hat sie bestritten, dabei fünf Tore erzielt.
Yessssss!!!!! Come on!! So happy right now, thank u to EVERYONE who has voted for me! ❤️🍀⚽️ oh and if you's could keep voting please!🙊😂
— Stephanie Roche (@StephanieRoche9) 1. Dezember 2014
Roche wurde schon einmal, im Juni 2013, vor einem Freundschaftsspiel gegen Österreich, aus dem Nationalkader gestrichen. Sie sagte: «Ich weiss nicht, warum ich aus dem Team gekippt wurde. Ich will aber zurück». Einige Torerfolge später setzt Nationaltrainerin Susan Ronan wieder auf die 25-Jährige. Seit Oktober gehört sie wieder zur Auswahl.
26 Mal trifft sie in der Saison 2011/2012 in die gegnerischen Maschen für ihren damaligen Verein Peamount United. Die verdienten Meriten: Der goldene Schuh für die Torschützenkönigin der Irish Womens National League.
YES!!!!!!!!! @StephanieRoche9 has made the Top Three in the FIFA Goal of the Year. Thanks for voting pic.twitter.com/a5LF0lJMGV
— FAI (@FAIreland) 1. Dezember 2014
Vom Beginn der Saison 2012/13 bis zu jener verhängnisvollen Partie im Oktober des vergangenen Jahres (gegen die Wexford Youths), als sie das Tor ihres Lebens schiesst, will Roche einfach kein Treffer gelingen. Das erste Saisontor gleich eine Wunder-Kiste, gleich die Puskás-Nominierung? Kann man machen.
95 Zuschauer. Das die dürftige Kulisse, die Roches awardträchtigem Treffer vor Ort beiwohnte. Der Gegensatz zu Rodriguez und van Persie könnte nicht grösser sein. Knapp 50'000 Fans sahen den Flugkopfball des Holländers im WM-Vorrundenspiel gegen Spanien, 73'800 waren im Stadion, als Kolumbiens Rodriguez im WM-Achtelfinal Uruguay abschoss. 95 Zuschauer. Immerhin auch Kinkerlitzchen zu dem, was im Netz folgen sollte: Über drei Millionen Klicks bei YouTube, Tendenz stark steigend.
The shortlist for the FIFA #Puskas Award is @StephanieRoche9, @jamesdrodriguez & @Persie_Official #BallondOr . pic.twitter.com/hcoBrD9G3C
— Soccerstand (@Soccerstand) 1. Dezember 2014
Am Tag der Bekanntgabe der Nomination Roches brach in Irland ein Freudensturm aus. 15 Prozent aller Besucher, die via Social Media auf die Ballon-D'Or-Website gelangten, stammten aus Irland. Von den rund 2,5 Milliarden, die – nach Schätzungen – weltweit Internetzugang haben sollen, machen die Iren nur 0,2 Prozent aus.
«Der Ball kommt rein, ich nehme ihn mit rechts an. Dann spiele ich ihn mit links über die Abwehrspielerin und schiesse ihn volley ins Tor. Glück gehabt, dass ich nicht zur Eckfahne geschossen habe.»
«Ich bin stolz, nicht als Frau, sondern als Fussballerin für diesen Titel nominiert worden zu sein. Das verhilft auch dem Frauenfussball zu mehr Aufmerksamkeit.» (tat)