Der Afrika Cup 2024 findet vom 13. Januar bis am 11. Februar in der Elfenbeinküste statt. Es ist die 34. Austragung des Kontinentalturniers, das nach 1984 nun zum zweiten Mal im westafrikanischen Land zu Gast ist. Anders als die Europameisterschaft findet der Afrika Cup in einem Zweijahres-Rhythmus statt. Eigentlich hätte das Turnier bereits im vergangenen Sommer stattfinden sollen, aufgrund der klimatischen Gegebenheiten im Gastgeberland – in den Sommermonaten gibt es in der Elfenbeinküste viel Regen – wurde es auf den Winter verschoben.
Die République de Côte d’Ivoire, wie das Land in der offiziellen Amtssprache Französisch genannt wird, liegt im Westen des afrikanischen Kontinents, ist der grösste Kakao-Exporteur der Welt und hat rund 28 Millionen Einwohner.
Neben der Hauptstadt Yamoussoukro finden auch Spiele in Abidjan, der grössten Stadt des Landes, statt. Weitere Austragungsorte sind die Städte Bouaké, Korhogo und San Pédro. Vier der sechs Stadien, in denen die Partien ausgetragen werden, sind Neubauten, die im Hinblick auf das Turnier errichtet wurden – darunter auch das Stade National de la Côte d'Ivoire, das mit einem Fassungsvermögen von 60'000 Personen das grösste ist.
Stade National de la Côte d'Ivoire, National Stadium of The Ivory Coast
— Stadium Of The Day (@DayStadium) November 2, 2020
Ebimpé, Abidjan, Ivory Coast 🇨🇮
Opened: 2020
Capacity: 60,000
Expected Host Venue of the Opening and Closing Ceremonies of The 2023 African Cup of Nations pic.twitter.com/SvUfehtFS6
«Die Elefanten», wie das ivorische Nationalteam auch genannt wird, konnten den Afrika Cup 1992 und 2015 für sich entscheiden. Für die Weltmeisterschaft qualifizierte sich die Mannschaft bisher drei Mal – 2006, 2010 und 2014.
Das Land am atlantischen Ozean ist auch die Heimat einiger grosser Fussballer, allen voran von Didier Drogba, der von 2004 bis 2012 für den FC Chelsea auflief, und der Brüder Yaya und Kolo Touré (Barcelona, Manchester City). Ein weiterer Fussballer, der in der Elfenbeinküste geboren wurde und lange Zeit in der Premier League sein Geld verdiente, ist der ehemalige Schweizer Nationalspieler Johan Djourou.
19 der 27 Mitglieder der aktuellen Nationalmannschaft der Elfenbeinküste spielen aktuell bei einem europäischen Verein, darunter Dortmunds Sébastien Haller.
Die 24 teilnehmenden Nationen wurden in sechs Gruppen à vier Teams gelost. Die beiden erstplatzierten Teams sowie vier der sechs besten Drittplatzierten der jeweiligen Gruppe schaffen es ins Achtelfinale.
Das Eröffnungsspiel zwischen der Elfenbeinküste und Guinea-Bissau findet am Samstag, 13. Januar um 21.00 Uhr (Schweizer Zeit) statt. Der Final wird am 11. Februar zur selben Zeit gespielt.
Zu den heissesten Anwärtern auf den Sieg gehört natürlich der Titelverteidiger Senegal um den Al-Nassr-Stürmer und ehemaligen Champions-League-Sieger Sadio Mané. Auch den Vize-Meister Ägypten mit Liverpools Mohamed Salah, sowie Algerien, Kamerun, Ghana und den Gastgeber Elfenbeinküste sehen die Buchmacher weit vorne.
Seit der letzten Weltmeisterschaft in Katar muss natürlich auch mit Marokko gerechnet werden. Die «Löwen des Atlas» um Achraf Hakimi (Paris Saint-Germain) räumten im Viertelfinal Portugal aus dem Weg und schafften es als erstes afrikanisches Team in den Halbfinal einer WM-Endrunde. Dort war dann gegen Frankreich Schluss.
Da während des Afrika Cups – anders als während der Europameisterschaft – der europäische Ligabetrieb seinen gewohnten Gang geht, müssen viele Klubs während des Turniers auf die Spieler verzichten, die von ihrer jeweiligen Nationalmannschaft einberufen wurden.
Am stärksten betroffen ist dabei die französische Ligue 1. Rund 60 Spieler werden ihren Klubs nicht zur Verfügung stehen, solange ihre Nation am Turnier dabei ist. In der Premier League fehlen voraussichtlich 31 Spieler, in der spanischen Primera Division 33, in der Bundesliga 28, in der Serie A 20 und in den Schweizer Ligen deren 11.
Da nicht alle Teams gleich stark von afrikanischen Spielern abhängig sind, könnte der Afrika Cup auch die europäischen Meisterschaften durcheinanderwirbeln. In der Premier League fehlen bei Nottingham Forest beispielsweise gleich sechs Spieler, bei Manchester City steht jedoch kein Spieler unter Vertrag, der am Afrika Cup mitspielt. Manchester United muss auf seinen Stammgoalie André Onana verzichten, der für Kamerun zwischen den Pfosten steht.
Wie gross der Einfluss afrikanischer Spieler auf den Schweizer Fussball ist, zeigt die Tatsache, dass an der letzten Europameisterschaft nur sechs Spieler, die in der Schweiz ihr Geld verdienen, für ihr Nationalteam aufgeboten wurden – wovon vier für die Schweizer Nati aufliefen. Beim Afrika Cup 2024 sind es – so der aktuellste Stand – fast doppelt so viele (zehn aus der Super League, einer aus der Promotion League).
Mit Charles Pickel (Cremonsese, DR Kongo) ist zudem ein ehemaliger Schweizer U20-Nationalspieler mit von der Partie. Erst vor kurzem hat sich der heute 26-Jährige zu einem Nationenwechsel entschieden.
In der Super League müssen die Young Boys auf besonders viele Spieler verzichten. Vom Meister aus Bern reisen voraussichtlich fünf Spieler an den Afrika Cup.
Young Boys
Yverdon Sport
St.Gallen
Lausanne-Sport
Winterthur
Lugano
Etoile Carouge
Am Afrika Cup messen sich die besten Fussballer des Kontinents. So ist es nicht erstaunlich, dass auch einige grosse Namen unter den Teilnehmern zu finden sind – allen voran der Ägypter Mohamed Salah, der in Liverpool seit 2017 für Tore sorgt. In den Reihen der Nigerianer soll Napolis Victor Osimhen, der die Süditaliener vergangene Saison zum Meister schoss und in dieser Saison bisher acht Mal getroffen hat, für ein positives Abschneiden seines Teams sorgen.
Kamerun darf auf die Dienste von Manchester Uniteds Torhüter André Onana zählen. Seit seinem Wechsel von Inter Mailand zu Manchester United war Onana zwischen den Pfosten zwar nicht immer sattelfest, dennoch dürfte er am Afrika Cup für sein Team ein wichtiger Rückhalt sein. Marokko hat in Achraf Hakimi auf der rechten Aussenbahn einen starken Spieler, der in Real Madrid ausgebildet und heute bei Paris Saint-Germain unter Vertrag steht. Der 25-Jährige bringt mit 68 Spielen im Nationaldress einiges an Erfahrung mit.
Der grosse Trumpf der senegalesischen Nationalmannschaft ist Sadio Mané. Der Offensivspieler, der mit Liverpool die Champions League und die Meisterschaft gewann und anschliessend in den Reihen von Bayern München auflief, spielt heute in Saudi Arabien bei al-Nassr. Guinea darf derweil auf Serhou Guirassys Treffsicherheit hoffen. Der Stürmer des VfB Stuttgart erzielte in der Bundesliga in der laufenden Saison 17 Tore und liegt in der Torschützenliste auf Platz zwei hinter Harry Kane.
Es gibt aber auch einige grosse Namen, die man in den Kaderlisten vergeblich sucht. Allen voran Leverkusens Victor Boniface. Der Nigerianer, der mit 10 Treffern zum Erfolg seines Teams, das in der Bundesliga von der Tabellenspitze grüsst, beigetragen hat, kann aufgrund einer Leistenverletzung nicht am Afrika Cup teilnehmen. Nigeria muss auch auf Taiwo Awoniyi verzichten. Der Stürmer von Nottingham Forest hat sich ebenfalls eine Leistenverletzung zugezogen.
Eric-Maxim Choupo-Moting vom FC Bayern München wurde für die kamerunische Nationalmannschaft gar nicht erst aufgeboten und Ghana muss auf den Arsenal-Söldner Thomas Partey verzichten, der noch immer an einer Hüftverletzung laboriert.
Ein internationales Turnier bietet auch jungen Talenten eine Plattform, um ihr Können unter Beweis zu stellen. Am diesjährigen Afrika Cup gibt es davon so einige. Eine (nicht abschliessende) Übersicht:
Der 20-Jährige stand im vergangenen August im Zentrum eines dubiosen Transfers, der nun von der FIFA untersucht wird. Der Ghanaer wechselte vom dänischen Verein Nordsjaelland nach Molenbeek in Belgien, von wo er direkt nach Marseille weiterverliehen wurde. In Lyon ist er bisher noch nicht richtig auf Touren gekommen. Mit 12 Toren in 30 Spielen für Nordsjaelland hat er sein Potenzial angedeutet.
43 Millionen Euro legte West Ham United für den talentierten Ghanaer auf den Tisch. Kudus überzeugt mit gefährlichen Distanzschüssen und mit seinem Dribbling, in der Premier League konnte er die grossen Erwartungen jedoch noch nicht ganz erfüllen.
Das riesige Talent aus dem Gastgeberland spielt seit einem Jahr für Sporting Lissabon in der portugiesischen Liga. Der zweikampfstarke Abwehrspieler überzeugt auch in Luftduellen und hat sich bei Sporting bereits zum Stammspieler entwickelt. In der Elfenbeinküste setzt man grosse Hoffnungen in Diomande – mit ihm soll der erneute Titelgewinn nach 1992 und 2015 Tatsache werden.
Bei Tottenham Hotspur hat sich der defensive Mittelfeldspieler aus dem Senegal bereits zum Stammspieler gemausert. Mit seiner Zweikampfstärke, seiner Übersicht und seiner Ausdauer hat Sarr mit einem Marktwert von 35 Millionen Euro das Zeug dazu, um am Afrika Cup gross aufzuspielen.
Über die zweite und erste Mannschaft Villareals führte Jacksons Weg in die Premier League zum FC Chelsea. In der englischen Liga absolvierte der 1,88 Meter grosse Stürmer bisher 19 Partien und erzielte dabei sieben Tore.
Der belgisch-marokkanische Doppelbürger El Khannouss wurde in Belgien zum Talent des Jahres 2022 gekürt. Trotz seines jungen Alters bringt er schon wichtige Turniererfahrung mit – er war Teil der marokkanischen Überraschungsmannschaft an der WM 2022 in Katar. Der Mittelfeldspieler des KRC Genk befindet sich auf dem Radar europäischer Topklubs.
Ein weiterer junger Hoffnungsträger der ivorischen Nationalmannschaft ist Karim Konaté, der seit Sommer 2022 bei RB Salzburg unter Vertrag steht. Der schnelle Stürmer erzielte für die erste Mannschaft der Salzburger acht Tore in 17 Spielen.
Zwei Titel mit der Nationalmannschaft innerhalb von einem Jahr? Für den 20-jährigen Camara könnte dies Wirklichkeit werden. Der senegalesische Nationalspieler hat 2023 bereits einen kontinentalen Titel mit der U19-Auswahl gewonnen. Nun will er mit der A-Nationalmannschaft nachdoppeln. Camara spielt im Mittelfeld des FC Metz in der Ligue 1 und wurde 2023 vom Afrikanischen Fussballverband (CAF) zum besten jungen Spieler gewählt.