Am Ende versagten PSG die Nerven. Die Franzosen liessen spätestens nach dem 2:0 durch Riyad Mahrez ihrem Frust über das bevorstehende Halbfinal-Out freien Lauf. Die Szenen zeigten exemplarisch auf, dass Paris schon die ganze Saison mit einem Disziplinproblem zu kämpfen hatte. Angel Di Maria kassierte in der 69. Minute nach einem Tritt gegen Fernandinho die Rote Karte – es war bereits der zehnte Platzverweis gegen das Team von Mauricio Pochettino in dieser Saison.
Auch PSGs Leandro Paredes hätte sich über Rot nicht beklagen können, ging er doch City-Verteidiger Oleksandr Zinchenko bei einem Rencontre an die Gurgel. Doch statt einer Karte für den PSG-Mittelfeldakteur gab es Gelb für Zinchenko.
Kurz vor dem Schluss liess auch Presnel Kimpembe jeglichen Respekt vor dem Gegenspieler vermissen und säbelte den eingewechselten Gabriel Jesus mit hohem Tempo und gestrecktem Bein um. Dafür sah der Verteidiger Gelb.
Obwohl PSG bei gewissen Schiedsrichterentscheiden noch gut wegkam, beschwerten sich die Spieler nach dem Spiel über Björn Kuipers, der die Partie arbitrierte. Dabei ging es allerdings weniger um die Entscheidungen des Niederländers, sondern eher um seine Wortwahl.
Marco Verratti: "The referee said to me fuck you. If we say that, we get banned." #UCL
— Football Tweet (@Football__Tweet) May 4, 2021
Sowohl Ander Herrera als auch Marco Verratti beklagten nach dem Spiel, dass Kuipers sich ihnen gegenüber mehrmals im Ton vergriffen hätte: «Er sagte mir zweimal ‹fuck you›. Wenn ich das sage, kassiere ich Spielsperren», erklärte Verratti.
Bei Manchester City herrschte dagegen grosse Freude und Genugtuung, dass man es endlich ins Endspiel der Königsklasse geschafft hat. «Für uns alle, für den ganzen Klub ist das ein riesiger Schritt», sagte Trainer Pep Guardiola nach dem Spiel.
Er sei unglaublich stolz auf seine Mannschaft und nun sei die Zeit gekommen, um auch mal etwas zu geniessen. «Die Leute erwarten, dass wir jedes Jahr im Champions-League-Final stehen. Das ist unfair. Manchester United gewann, weil John Terry ausrutschte, Real Madrid gewann in der 93. Minute gegen Atlético. Es sind die kleinen Dinge, die entscheiden.»
Doppeltorschütze Riyad Mahrez hob besonders die zweite Halbzeit hervor: «Dort haben wir sehr gut gespielt. Sie haben dann die Nerven verloren und angefangen, uns zu treten.» PSG-Trainer Mauricio Pochettino sah dagegen seine Mannschaft im Vorteil: «Wenn wir die beiden Spiele anschauen, dann haben wir ein Team dominiert, das kaum in Griff zu bekommen ist.»
Ruben Dias, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde, sah in der Finalqualifikation eine Bestätigung der guten Saison: «Wenn du in der Premier League, im FA Cup, im Ligacup und in der Champions League immer gewinnen willst, weisst du, wie schwierig das ist. Es ist die beste Art, den Leuten zu zeigen, wie hart wir arbeiten.»
Nach der erstmaligen Qualifikation für den Final in der Königsklasse bricht bei den Citizens der grosse Jubel aus. Während auf dem Rasen noch Überwältigung vorherrscht, wird in der Kabine dann so richtig gefeiert.
So gross die Freude bei Manchester City ist, so gross ist die Enttäuschung bei PSG – insbesondere bei Superstar Neymar. Der Brasilianer versuchte alles, doch ohne Kylian Mbappé an seiner Seite wollte ihm wenig gelingen. Ein ernüchternder Abend in sieben Bildern zusammengefasst.
Mit zwei Toren sorgte Riyad Mahrez für Historisches: Nicht nur, dass er damit Manchester City in den ersten Champions-League-Final der Klubgeschichte schiesst. Der Algerier ist auch erst der zweite Spieler eines englischen Vereins, der es geschafft hat, sowohl im Hin- als auch im Rückspiel eines Halbfinals in der Königsklasse zu treffen.
In der 85. Minute durfte auch Klub-Legende Sergio Agüero, der ManCity im Sommer verlassen wird, noch für einen Kurzauftritt auf den Rasen. Doch als der vierte Offizielle die Nummern-Tafel hochhält, guckt der Argentinier plötzlich verwirrt. Statt seiner Nummer 10 wird die Nummer 9 von Gabriel Jesus angezeigt. Nach einem freundlichen Hinweis des Stürmers ist der Fehler aber blitzschnell korrigiert.
Linksverteidiger Oleksander Zinchenko zeigte gegen PSG eine unglaubliche Partie. Der Ukrainer, der im Alter von 17 Jahren sein Land wegen des drohenden Krieges verlassen musste, war eine der dominanten Figuren des Abends.
Beim ersten Tor ermöglichte er mit seinem perfekt getimten Lauf den (ebenfalls überragenden) langen Ball von Torhüter Ederson. Zinchenkos Hereingabe landete dann über Umwege bei Torschütze Mahrez.
Zinchenko is every Manchester City fan after that goal 😤 pic.twitter.com/C0PZjcp0yC
— B/R Football (@brfootball) May 4, 2021
Doch auch defensiv überzeugte der 24-Jährige. Zinchenko überzeugte mit gutem Stellungsspiel und warf sich auch entscheidend in die gegnerischen Schüsse. Als er nach 54 Minuten eine gute Chance von Neymar zunichte machte, wurde er von seinen Mitspielern entsprechend gefeiert.
That reaction from Man City's defence 🙌
— Goal (@goal) May 4, 2021
After a brilliant tackle from Zinchenko to deny Neymar a shot in the area ❌
[🎥 @DAZN_CA] pic.twitter.com/8S0WFv6Y1B
Manchester City ist die neunte englische Mannschaft, die es geschafft hat, ins Endspiel der Königsklasse einzuziehen. Keine andere Nation stellt mehr Finalisten – auf dem geteilten zweiten Platz liegen Italien und Deutschland mit je sechs unterschiedlichen Finalisten.
9 - Manchester City are the ninth different English team to reach the European Cup/Champions League final; three more than any other nation (Germany and Italy – 6 sides). Lions.
— OptaJoe (@OptaJoe) May 4, 2021
Zudem haben die «Skyblues» ihre letzten sieben Champions-League-Partien allesamt gewonnen. Das ist die längste Siegesserie, die jemals von einer englischen Mannschaft in einem europäischen Wettbewerb aufgestellt wurde. Und mit insgesamt elf Siegen ist City noch einen Vollerfolg davon entfernt, den Champions-League-Rekord von Real Madrid zu egalisieren.
11 - Manchester City the first English side to win 11 games in a single European Cup/Champions League campaign. They are one win off equalling the record of 12 wins by Real Madrid in 2001-02. Power. #MCFC @ManCity@oilysailor looks back at the game last night for @OptaAnalyst ⬇️
— OptaJoe (@OptaJoe) May 5, 2021
Mit PSG sind die Statistiken weniger freundlich. Die Franzosen schossen in Manchester zwar 14 Mal, doch kein einziger Ball fand dabei den Weg aufs Tor. Tatsächlich kam der letzte echte Torschuss der Pariser in der 28. Minute des Hinspiels.
0 - Paris have attempted 14 shots without finding the target against Manchester City - no team fired more shots without hitting the target in a Champions League game since Opta began to record this data in 2003/04. Harmless. #MCIPSG pic.twitter.com/qT5y78kYvy
— OptaJean (@OptaJean) May 4, 2021
Vergessen ging noch, dass Paredes den Ball mit Absicht auf den Kopf von Foden warf, der auf dem Boden lag, bevor es zum Zwischenfall mit Zinchenko kam (Man sieht es im Video).
Auch unbedingt noch erwähnt werden muss; das Foul von Danilo mit gestrecktem Bein auf Kniehöhe. Auch hier hätte sich der VAR einschalten sollen.