Es war hochklassiger Fussball, der da vergangene Woche in den Halbfinal-Hinspielen zwischen Paris St. Germain und Manchester City (1:2) und Real Madrid und Chelsea London (1:1) geboten wurde. Doch der Erfolg dieser vier Teams ist teuer erkauft und er ist nur solange garantiert, wie externe Investoren den Geldbeutel aufmachen. Obwohl die vier Spitzenteams jährlich hunderte Millionen Umsatz machen, ist der Schuldenberg 2021 kumuliert auf 2,8 Milliarden Euro angewachsen.
«2024 sind wir alle tot», sagte Real-Präsident Florentino Perez, als er vor zwei Wochen die Super League als Lösung präsentierte. Ein Szenario, das nach dem Scheitern der Eliteliga und den durch die Pandemie verschärften Geldsorgen der Spitzenklubs, allen voran Perez’ Real Madrid, realer denn je ist. Nicht nachhaltiges Wirtschaften brachte den Klubs nachhaltig sportlichen Erfolg. Doch anhand folgender Übersicht drängt sich die Frage auf: Wie lange geht das so noch gut?
Bei Manchester City tritt seit 2011 gleich ein ganzer Staat als Haupteigentümer und Sponsor auf. Für 210 Millionen Euro kaufte die Abu Dhabi United Group den englischen Traditionsverein, der seitdem als Zentrum eines Klubnetzwerks funktioniert. Die Schulden von Manchester City sind vergleichsweise klein, weil hier schon im Vorfeld getrickst wird.
Wie der «Spiegel» 2018 aufdeckte, wurden die bilanzausgleichenden Geldspritzen aus Abu Dhabi heimlich als Sponsorengelder getarnt. Doch weil diese Praxis gegen das Financial Fairplay der UEFA verstösst, wurde City 2014 erst zu einer Geldstrafe von 60 Millionen verdonnert und 2019 dann sogar aus der Champions League ausgeschlossen. Nur weil das CAS die Sperre wieder aufhob, steht City überhaupt im Halbfinal.
Was Abu Dhabi für City ist, ist Qatar für Paris. Bei PSG nutzt ein Staat die Strahlkraft der Weltmetropole. Die zwielichtigen Gelder aus dem Land, das Menschenrechte teilweise mit Füssen tritt, sorgen für anhaltenden sportlichen Erfolg und die beschriebene Umsatzsteigerung. Paris nimmt heute fünfmal soviel ein wie vor dem Einstieg der Qataris, gibt aber wie Manchester City immer noch bedeutend mehr aus.
Kein Klub der Welt hat mehr Schulden als Chelsea. Die Londoner gehören seit 2003 dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch. 210 Millionen kostete der Klub damals. Mittlerweile hat Abramowitsch mehr als eine Milliarde seines Privatvermögens in den Klub gepumpt. Der Ertrag: 17 Titel, aber vor allem auch eine bedeutende Umsatz- und Wertsteigerung. Der Umsatz betrug 2020 trotz Pandemie 500 Millionen Euro und laut «Forbes» ist Chelsea heute 3,2 Milliarden Euro wert.
Sollte der Verein in vier Wochen zum zweiten Mal seit 2012 die Champions League gewinnen, würde der Klubwert weiter steigen. Trotz Pandemie gab Chelsea deshalb im Sommer 2020 188 Millionen Euro für neue Spieler aus. Ihr Wert deckt die Schulden des Klubs. Und Abramowitsch gibt durch seine kontinuierlichen Geldspritzen potenziellen Kreditgebern und Sponsoren die Sicherheit, dass ihr Investment auf keinen Fall ohne Return bleibt.
Chelseas Halbfinal-Gegner Real Madrid machte 2020 mit 691 Millionen Euro deutlich mehr Umsatz als die Londoner. Trotzdem schrieb Real mit 106 Millionen einen herben Verlust. Real-Präsident Perez musste weitere Bankenkredite aufnehmen, um die Renovierung des Stadions (114 Millionen) nicht zu gefährden und die horrenden Löhne der Stars weiter zahlen zu können. Der Schuldenberg wuchs so auf ein Rekordhoch an. Auch der spanische Staat gehört zu den Gläubigern von Real. Doch der Verein profitiert davon, dass die Steuerschulden Jahr für Jahr gestundet werden.
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Mrs. Bonsai
Real John Doe