Nicht viel falsch gemacht und trotzdem 0:3 verloren – der FC Liverpool konnte einem gestern nach dem Halbfinal-Hinspiel der Champions League gegen Barcelona fast ein wenig leidtun. Die «Reds» spielten den spanischen Meister dank Leidenschaft, Mut und Tempo phasenweise an die Wand und kassierten trotzdem eine Klatsche.
Die Mannschaft von Jürgen Klopp gab mehr Schüsse ab (15:12), hatte etwas mehr Ballbesitz (52:48 Prozent), sie spielte mehr Pässe (545:511), hatte in der gegnerischen Hälfte die bessere Passquote und spielte sogar weniger lange Bälle als Barça. Aber am Ende fehlte dem Gast aus England das Wichtigste im Fussball – die Tore.
«Wir sind zwischen ihre Linien gekommen und hinter die Kette, wir waren oft in ihrem Strafraum», analysierte Klopp treffend, musste aber festhalten: «Barcelona hat getroffen. Wir nicht.» Dabei hatte Liverpool mindestens vier Topchancen.
Liverpool muss sich selbst an der Nase nehmen, nicht nur in der Offensive: Zwei individuelle Fehler von Jordan Henderson und Joe Gomez führten zu den ersten beiden Gegentoren. Dann folgte der Geniestreich von Lionel Messi zum 3:0.
Trotzdem hat Liverpool die wohl beste Saisonleistung gezeigt. Die «Reds» blieben stets kreativ, gefährlich und zeigten, wie variabel sie mittlerweile spielen können. Ballbesitz-Fussball sowie hohes Pressing und Gegenpressing – Liverpool hat die perfekte Mischung gezeigt.
Jürgen Klopp über Messis Klasse und Liverpools Rest-Chancen. #UCL #FCBLIV pic.twitter.com/s1RTXptOOh
— Sportschau (@sportschau) 2. Mai 2019
Lob gab es auch von Matchwinner Messi: «Sie haben es uns sehr schwer gemacht. Wir sind es nicht gewohnt, so früh unter Druck gesetzt zu werden», so der Doppeltorschütze.
Jürgen Klopp und seine «Reds» haben derzeit eigentlich nur zwei Probleme. Es gibt einen kleinen Mann und ein Team, die derzeit noch besser spielen als man selbst. Gemeint sind natürlich Lionel Messi und Manchester City.
Denn auch in der Premier League droht Liverpool trotz Topleistungen weiter auf den ersten Meistertitel seit 1990 warten zu müssen. Nach 36 von 38 Spieltagen mit nur einer Niederlage steht zwar bereits fest, dass der 18-fache englische Meister die beste Saison seit der Einführung der Drei-Punkte-Regel absolvieren wird, doch ManCity führt die Tabelle trotzdem mit einem Punkt Vorsprung und besserem Torverhältnis an.
Die «Citizens» und Messis Barcelona sind derzeit einen Hauch besser als Liverpool. Das ist auch Jürgen Klopp nicht verborgen geblieben: «In dieser Saison geht es anscheinend um Kleinigkeiten. Ist der Ball hinter der Linie, oder nicht? Geht er an den Pfosten oder rein?», sagte er gestern nach dem Schlusspfiff leicht konsterniert.
Worauf Klopp damit anspielte? Zum einen auf Sadio Manés Schuss bei der 1:2-Niederlage im Direktduell gegen ManCity, den John Stones 11,7 Millimeter vor der Torlinie klärte, zum anderen auf Mohamed Salahs Pfostenschuss gegen Barcelona, der Liverpools Hoffnung auf einen Finaleinzug in der Champions League wenigstens noch ein bisschen am Leben gehalten hätte.
Left: John Stones' goal-line clearance vs. Liverpool
— ManCityzens.com (@ManCityzenscom) 28. April 2019
Right: Aguero's goal vs. Burnley
The Premier League title could be settled by a matter of centimetres. 📏 #MCFC pic.twitter.com/uHw00JFLuV
Aber im Fussball gibt es keine Grauzonen. Es gibt nur Schwarz oder Weiss, gewinnen oder verlieren, Titel oder kein Titel. Das müssen Klopp und Liverpool in dieser Saison wohl schmerzhaft erfahren. (pre)
*hust* *hust* Handspielregel *hust* *hust*
Als neutraler Beobachter des gestrigen Spiels, meiner Meinung nach, doch ziemlich übertrieben.