
Bremens Niklas Schmidt am Samstag gegen Schalke.Bild: www.imago-images.de
Werder Bremens Niklas Schmidt hatte Depressionen. In einem Interview spricht er über die wichtige Rolle seiner Freundin und wie er sich unter Tränen seinen Teamkollegen offenbarte.
01.05.2023, 08:0501.05.2023, 08:06
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Bundesligaprofi Niklas Schmidt von Werder Bremen hat in einem Interview mit dem «Spiegel» über seine Depressionen gesprochen und vor sozialen Medien gewarnt. Bereits im Januar hatte Schmidt öffentlich gemacht, dass er psychische Probleme gehabt habe.
Kurz nach seinem ersten Bundesligator gegen Borussia Dortmund im August 2022 sei er in ein Loch gefallen. Er habe keine Lust mehr gehabt, vor die Tür zu gehen oder andere Menschen zu sehen, sagte der 25-Jährige. «Nach dem Training wollte ich nur noch schlafen.» Seine Freundin habe ihn in dieser Frage fast dazu zwingen müssen, zum Training zu fahren.

Bremen gewinnt in Dortmund 3:2, nachdem es in der 89. Minute noch 0:2 zurückliegt. Schmidt gelingt das 2:2 in der 93. Minute.Bild: www.imago-images.de
«Ich schaffe es nicht mehr»
Seine Freundin habe auch eine wichtige Rolle dabei gespielt, seine Depressionen überhaupt zu erkennen, sagte Schmidt. Er selber habe es gar nicht bemerkt, bis sie irgendwann weinend vor ihm gestanden und gesagt habe: «Du hast dich stark verändert. Ich mache mir Sorgen.» Er wolle nicht darüber nachdenken, was ohne sie passiert wäre, so Schmidt.
Zwischenzeitlich sei seine Depression so stark gewesen, dass er sich die Frage gestellt habe, wozu er noch weiterleben solle, sagte Schmidt. Seine Freundin habe das mitbekommen und ihm gesagt, dass er sich helfen lassen solle. Im Oktober 2022 sei er dann zu Werder-Trainer Ole Werner gegangen und habe dann gesagt: «Ich schaffe es nicht mehr.» Er habe keine Angst davor gehabt, aussortiert zu werden. Der Sport sei ihm in diesem Moment «total egal» gewesen.
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Viel Verständnis von Teamkollegen
Auch mit der Mannschaft habe er über seine Erkrankung gesprochen. In der Mannschaftsküche habe er gesagt, dass es ihm leidtue und er nicht mehr könne. «Dann sind bei mir die Tränen geflossen.» Jeder einzelne Mitspieler sei daraufhin zu ihm gekommen, habe ihn umarmt und ihm gut zugeredet.
Für das Spiel in Freiburg am 22. Oktober 2022 fiel Schmidt daraufhin aus. Bei den folgenden drei Spielen seiner Mannschaft war er zwar im Kader, aber kam nicht zum Einsatz. Sein Comeback feierte er mit zehn Minuten Einsatzzeit am 12. November 2022 gegen RB Leipzig. Heute gehe er einmal pro Woche zum Psychologen, sagte er dem «Spiegel». Das helfe ihm ungemein.
Kritik an Social Media
Betroffenen rate er: «Haltet euch von Social Media fern!» Instagram oder TikTok seien «Vergleichsportale» und machten die Leute verrückt. «Was soll dieser Schönheits- und Leistungsdruck?» Wenn jemand eine grosse Nase habe, habe er eben eine grosse Nase, sagte Schmidt.
Ausserdem ermutigt er dazu, mit anderen über seine Probleme zu sprechen. «Richtig cool bist du, wenn du deine Probleme aussprechen kannst, wenn du ehrlich bist, wenn du vor deinen Freunden heulst.» (ram/t-online)
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