Es ist eine der berühmtesten Szenen der Fussball-Geschichte: Frankreichs Superstar Zinédine Zidane streckt in der Verlängerung des WM-Finals 2006 Italiens Verteidiger Marco Materazzi mit einem Kopfstoss nieder und sieht Rot. Ohne den Spielmacher verlieren die Franzosen schliesslich mit 3:5 im Penaltyschiessen.
Der damalige Schiedsrichter Horacio Elizondo aus Argentinien hatte Zidanes Tätlichkeit selbst gar nicht gesehen, auch die Linienrichter nicht. «Ich sah Materazzi plötzlich 40, 50 Meter entfernt auf dem Platz liegen. Daher unterbrach ich die Partie und fragte meine Assistenten, was passiert sei. Überraschenderweise antworteten mir beide: ‹Wir haben nichts gesehen›», erklärt Elizondo nun zwölf Jahre nach dem Vorfall via TED Talk.
Auf den TV-Bildern war allerdings zu sehen, wie sich der Schiedsrichter vor dem Zeigen der Roten Karte mit einem seiner Linienrichter besprach. Warum stellte er Zidane also überhaupt vom Platz, wenn ja keiner den Kopfstoss gesehen hatte?
In Frankreich ist man heute noch der Ansicht, dass erst die Videobetrachtung durch den vierten Referee dazu geführt habe, dass Zidane überführt wurde. Sein Kopfstoss gilt im Lande des aktuellen Weltmeisters deshalb vielerorts als erste, inoffizielle Anwendung des Videobeweises.
Doch der vierte Offizielle, Luis Medina Cantalejo aus Spanien, hatte die Tätlichkeit mit eigenen Augen gesehen und funkte Elizondo zu: «Furchtbar, Zidanes Kopfnuss gegen Materazzi war fürchterlich! Zidane verpasste Materazzi einen Kopfstoss. Wenn du das Video siehst, wirst du mir nicht glauben.»
Elizondo bestätigt den Funkverkehr und schildert die Momente kurz vor dem Platzverweis: «Als ich zu den beiden hinging, hatte ich bereits alle Informationen und wusste, dass ich Zidane Rot zeigen würde.» Wäre der vierte Offizielle also nicht gewesen, hätte die Geschichte vor zwölf Jahren ganz anders ausgehen können ... (pre)