Der Bundesrat hilft den Profi-Klubs der Swiss Football League und der Eishockey-Liga mit einem rückzahlbaren Darlehen von insgesamt 350 Millionen Franken, um den Betrieb der Saison 2020/21 sicherzustellen.
Eine erste Tranche à 175 Millionen Franken soll die Ertragsausfälle ab 1. Juni für die nächsten sechs Monate auffangen. Für den Fall, dass der Spielbetrieb während 12 Monaten nur eingeschränkt möglich ist, soll eine zweite Tranche von weiteren 175 Millionen Franken im Budget 2021 des Bundes eingestellt werden.
Bei beiden Tranchen gehen jeweils 100 Millionen Franken an die Swiss Football League und 75 Millionen Franken an die Eishockeyliga. Die Darlehen werden via Ligen ausbezahlt und sind mit Verpflichtungen und Auflagen verbunden: Zunächst muss ein solidarisch getragener Sicherheitsfonds für künftige Risiken geschaffen werden. Festgelegt wurde, dass die Klubs 30 Prozent der Einnahmen aus den Medienübertragungen und Marketingrechten entsprechend sichern werden.
Zudem dürften die Bundesdarlehen nicht für die Deckung überdurchschnittlicher Gehälter verwendet werden. «Das Steuergeld darf nicht für überrissene Spielerlöhne genutzt werden. Wir werden das kontrollieren», erklärte Sportministerin Viola Amherd vor den Medien.
Die Fussball- und Eishockeyklubs haben sich gemäss Amherd ausserdem verpflichtet, die Durchschnittslöhne in den nächsten drei Jahren um 20 Prozent zu reduzieren, falls sie ein Darlehen in Anspruch nehmen. Weiter muss die Nachwuchsarbeit mindestens im gleichen Umfang wie vor der Pandemie weitergeführt werden.
Die erste Tranche der Darlehen müssen innert fünf Jahren, die zweite innert zehn Jahren zurückgezahlt werden. In den nächsten zwei Jahren sind die Darlehen laut Amherd zinslos, ab 2023 entfällt ein Zinssatz von mindestens einem Prozent darauf. Sie rechne nicht mit Ausfällen, sagte Amherd. «Wir prüfen, ob jemand überlebensfähig ist.» Eine hundertprozentige Garantie gebe es aber nie. Aber die Bundesrätin ist überzeugt: «Der Profi-Sport kann diese Kredite zurückzahlen.»
Was der Bundesrat unter «überdurchschnittlichen Spielersalären» versteht, wurde nicht genauer erläutert. Ebenso wenig konnte die Frage schlüssig beantwortet werden, wie finanzschwächere Klubs wie beispielsweise der FC Thun die Lohnkosten in drei Jahren um 20 Prozent senken sollen.
«Für die Profiligen ist die Situation schwierig», sagte Amherd. Ein Zusammenbruch hätte laut dem Bundesrat enorme Folgen für die Nachwuchsförderung, die Ausbildung und auch die Medien. Es gehe darum, einen Minimalspielbetrieb aufrechterhalten zu können. Laut Matthias Remund, Direktor des Bundesamts für Sport (Baspo), sind die Profiligen froh um die strengen Kreditbedingungen. Er versicherte, dass Vereine, die Darlehen beziehen wollen, keine Dividenden auszahlen werden.
Das Schweizer Eishockey freut sich tatsächlich über die ausgesprochene Bundeshilfe. Ligadirektor Denis Vaucher deutet das als ganz starkes Zeichen der Politik an den Sport. «Zuerst möchten wir dem Bundesrat herzlich danken für die Unterstützung», so Denis Vaucher, «sie ist nicht selbstverständlich. Alle, die behauptet haben, der Sport verfüge in der Politik über keine Lobby, wurden anders belehrt. Wir verfügen durchaus auch über eine Lobby.»
Dass in der Erklärung des Bundesrats von Ertragsausfällen ab 1. Juni für sechs Monate die Rede war, sei primär wegen des Fussballs so. Man könne aus diesem Fahrplan heraus nicht schlussfolgern, dass bis Ende November sicher nicht vor Publikum gespielt werden könne. Die neue Eishockey-Saison soll am 18. September beginnen; ab diesem Datum kann das Eishockey Erwerbsausfälle geltend machen.
«Die Darlehen des Bundes sind an die Bedingung geknüpft, dass gespielt wird», sagt Denis Vaucher. Und der Bund will die Unterstützung des Sports nicht zum Fenster raus werfen. Die Darlehen müssen zurückbezahlt werden. «Die Konditionen für Darlehen sind hart und herausfordernd», so Vaucher. «Es ist ganz wichtig, dass wir auf der Kostenseite auch Massnahmen ergreifen, damit die Darlehen auch zurückbezahlt werden können.»
Dass sich die Politik in die Lohnpolitik der Klubs einmischt, stört im Eishockey niemanden. Stellvertretend für viele Klubvertreter sagt Marc Lüthi (CEO des SC Bern): «20 Prozent reichen nicht». Erwartet wird, dass die Durchschnittslöhne im Eishockey markanter sinken werden.
Bundesdarlehen werden auch für internationale Sportverbände geprüft, die in der Schweiz ansässig und durch die Coronakrise in finanzielle Schieflage geraten sind. Ausgenommen hiervon: Die finanzstarken Fussball-Verbände FIFA, UEFA und das Internationale Olympische Komitee. Das IOK soll sich zu 50 Prozent an der Unterstützung beteiligen, Kantone und Bund zusammen ebenfalls mit 50 Prozent.
Geld gibt es auch für den Breitensport. Für diesen stellt der Bundesrat dieses Jahr 50 Millionen Franken zur Verfügung, für 2021 sogar 100 Millionen. Im Gegensatz zum Profisport handelt es sich hier um A-fonds-perdu-Beiträge. (pre/sda)