
Pyros sorgen im Schweizer Fussball immer wieder für Gesprächsstoff.Bild: KEYSTONE
Am vergangenen Wochenende sorgten mal wieder Fussball-Chaoten für Aufsehen. Ein Blick auf die Schlagzeilen der letzten Jahre zeigt: Pyrotechnik beschäftigt die Fussballschweiz immer wieder. Doch verändert hat sich die Situation kaum.
18.03.2019, 17:2019.03.2019, 10:43
Am vergangenen Samstag fasste sich die gesamte Fussballschweiz unisono an die Stirn. Beim Spiel zwischen dem FC Sion und den Grasshoppers sorgen Chaoten im GC-Block mit wiederholten Fackelwürfen für den Spielabbruch.
Die Empörung ist gross. Allenthalben wird gefordert, dass man diesen Unruhestiftern doch endlich das Handwerk legen soll. Pyrotechnik habe im Stadion nichts verloren. Das mag eine legitime Meinung sein. Doch gepoltert wird nach solchen Vorfällen schon seit Jahren. Das Problem wurde deshalb aber noch nicht gelöst. Denn Pyro-Vorfälle spielen sich meist in drei Phasen ab.
Vorfall
Am Anfang steht immer der Vorfall. Wobei ein Spielabbruch wie am Samstag in Sitten extrem selten ist. Den Höhepunkt der Pyro-Problematik erlebte die Schweiz 2011 und 2012. Damals überschlugen sich die Zeitungen mit Meldungen zu Pyrotechnik in Fussballstadien, während das zu Beginn des Jahrtausends noch kaum Thema war.

2008: Der «Blick» berichtet über Pyros beim Klassiker FCB gegen FCZ.Bild: screenshot blick/smd

2011 werfen Chaoten im FCZ-Sektor Petarden auf GC-Fans.Bild: screenshot 20min/smd

Ebenfalls 2011, dieses Mal in der Europa League: Bei einem Unfall im FCZ-Sektor gibt es mehrere Verletzte.Bild: screenshot Blick/smd

Immer noch 2011: Auch bei YB gibt es negative Schlagzeilen.Bild: screenshot Blick/smd

2012: In Luzern werden ebenfalls Feuerwerkskörper abgebrannt.Bild: screenshot NLZ/smd

2017: Unschöne Nachrichten aus Sitten.Bild: screenshot Walliser Bote/smd

2018: Auch im Eishockey kommt es manchmal zu Vorfällen.Bild: screenshot blick/smd
Empörte Forderungen
Kurz nach dem Vorfall kommen die empörten Forderungen. Entweder schreibt die (Boulevard-)Presse gleich selbst, was die Klubs, Liga und Justiz nun unternehmen müssen, um den Chaoten das Handwerk zu legen. Oder sie verbreitet die Meinung von Direktbetroffenen oder Experten.
Vom Dialog mit den Fans, über Stadionverbote oder Alkoholverbote in den Stadien bis hin zu langen Gefängnisstrafen: Der Forderungskatalog der Empörten ist lang.

2007: Peter Landolt, damaliger Sicherheitsdirektor der Swiss Football League fordert mehr Personal für die Sicherheitsdienste.bild: screenshot Sonntagszeitung/smd

2007: Der «Blick» fordert «mehr Härte gegen die Typen, die den schönsten Sport der Welt kaputt machen wollen».Bild: screenshot Blick/smd

2008: «20 Minuten» lässt Experten sprechen: Die fordern schnelleres Einschreiten der Polizei.Bild: screenshot 20min/smd

2008: Die «SonntagsZeitung» kritisiert, dass der Verband auf Repression beharrt.Bild: screenshot Sonntagszeitung/smd

2010: Der «Blick am Abend» wirft die Frage auf, ob man Fackeln nicht legalisieren könne.Bild: screenshot BaA/smd

2010: Nochmals der «Blick am Abend». Wie wär's mit dem Militär?Bild: screenshot: BaA/smd

2011: Christian Gross fordert im «Blick» lebenslanges Stadionverbot für Chaoten.Bild: screenshot Blick/smd

2011: GC fordert im «Bund» die Schiedsrichter zum Handeln auf.Bild: screenshot Bund/smd

2011: FCZ-Präsident Ancillo Canepa zieht die Fans in die Verantwortung.Bild: screenshot AZ/smd

2014: Der «Blick» will die Klubs auch sportlich bestrafen.Bild: screenshot Blick/smd

2019: Sion-Präsident Christian Constantin hat die Gästefans im Visier.Bild: screenshot nau/smd
Reaktionen und Konsequenzen
Nach den empörten Forderungen sind Klubs und Liga natürlich gefordert, Stellung zu nehmen und zu reagieren. Manchmal kommen diese sofort, manchmal braucht es Tage, Wochen oder sogar Monate bis eine Reaktion steht oder ein Urteil gefällt ist. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen sie, Missbrauch von pyrotechnischem Material in den Griff zu kriegen.
Mit Stadionverboten und Haftstrafen kann man Einzeltäter zwar bestrafen. Doch der Vorfall vom Samstag in Sitten beweist: Eine nachhaltige Lösung hat bisher noch niemand gefunden. Auch wenn einige Vorschläge schon fast kreativ waren.

2007: Der FCZ probiert die Fans direkt zu treffen, indem sie die Busse des Vereins zahlen müssen.Bild: screenshot: blick/smd

2008: In Basel schaltet sich die Staatsanwaltschaft ein.Bild: screenshot: BAZ/smd

2008: Ebenfalls in Basel. Die Regierung stellt dem Stadionbetreiber zusätzliche Auflagen für Risikospiele.Bild: screenshot: news/smd

2008: Die Liga bestraft den FCZ mit Geisterspielen.Bild: screenshot: tages-anzeiger/smd

2008: YB leitet nach einem Vorfall Sofort-Massnahmen ein: Grösserer Abstand zwischen Sektoren und flammenhemmende Netze.Bild: screenshot: blick/smd

2009: St.Gallen droht mit Sitzplätzen im gesamten Stadion.Bild: screenshot: tagblatt/smd

2010: Die Berner Polizei setzt auf den Internet-Pranger.Bild: screenshot: BaA/smd

2011: Der Fackelwerfer vom «Derby der Schande» meldet sich selbstständig bei der Polizei.Bild: screenshot: Blick/smd

2011: In Thun halten Fans einen Pyro-Werfer fest, bis der Sicherheitsdienst kommt.Bild: screenshot: 20min/smd

2011: Der damalige GC-Präsident Roland Leutwiler schliesst im Dezember nach einem Pyro-Wurf die eigene Fankurve.Bild: screenshot: Blick/smd

2012: Wenig später öffnet er sie aber wieder.screenshot: Blick/smd

2013: Der Versuch, im Letzigrund Pyros zu legalisieren, scheitert.Bild: screenshot: AZ/smd

2013: Die Repressions-Politik gewinnt. Der Kanton Zürich nimmt das Hooligan-Konkordat an.Bild: screenshot: tages-anzeiger/smd

2014: Mit Gratis-Eintritt, -Raclette und -Fendant will Sion-Präsident Constantin Gästefans wohlwollend stimmen und vom Zünden von Pyros abhalten.Bild: screenshot: blick/smd

2014: Der Blick zeigt der Schweiz, wie einfach man Pyros ins Stadion schmuggeln kann.Bild: screenshot: blick/smd

Bild: screenshot: Sonntagszeitung/smd
Auch nach dem Vorfall in Sitten wollen die Vereine für Ordnung sorgen. GC kündigt nach dem Spielabbruch harte Konsequenzen für die eigenen Fans an. Auch strafrechtliche Massnahmen werden geprüft. Doch auch hier dürfte es für Einzelpersonen zwar Folgen haben, das Problem wird dadurch aber nicht an der Wurzel gepackt. Und das Pyro-Karussell dreht sich weiter, bis es mit dem nächsten Vorfall losgeht.
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Stadion na Sihoti, Trencin (Slowakei).
quelle: sportandtravel.de
Vier Jahre Knast für Ostschweizer Pyro-Werfer gefordert
Video: srf
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