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Das sind die 3 typischen Phasen eines Pyro-Vorfalls

Zuercher Fans zuenden Pyros im Fussballspiel der Super League zwischen dem FC Zuerich und dem Grasshopper Club Zuerich, am Samstag, 1. Maerz 2014, im Letzigrund Stadion in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Lea ...
Pyros sorgen im Schweizer Fussball immer wieder für Gesprächsstoff.Bild: KEYSTONE

Das sind die 3 typischen Phasen eines Pyro-Vorfalls

Am vergangenen Wochenende sorgten mal wieder Fussball-Chaoten für Aufsehen. Ein Blick auf die Schlagzeilen der letzten Jahre zeigt: Pyrotechnik beschäftigt die Fussballschweiz immer wieder. Doch verändert hat sich die Situation kaum.
18.03.2019, 17:2019.03.2019, 10:43
  Sportredaktion
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Am vergangenen Samstag fasste sich die gesamte Fussballschweiz unisono an die Stirn. Beim Spiel zwischen dem FC Sion und den Grasshoppers sorgen Chaoten im GC-Block mit wiederholten Fackelwürfen für den Spielabbruch.

Die Empörung ist gross. Allenthalben wird gefordert, dass man diesen Unruhestiftern doch endlich das Handwerk legen soll. Pyrotechnik habe im Stadion nichts verloren. Das mag eine legitime Meinung sein. Doch gepoltert wird nach solchen Vorfällen schon seit Jahren. Das Problem wurde deshalb aber noch nicht gelöst. Denn Pyro-Vorfälle spielen sich meist in drei Phasen ab.

Vorfall

Am Anfang steht immer der Vorfall. Wobei ein Spielabbruch wie am Samstag in Sitten extrem selten ist. Den Höhepunkt der Pyro-Problematik erlebte die Schweiz 2011 und 2012. Damals überschlugen sich die Zeitungen mit Meldungen zu Pyrotechnik in Fussballstadien, während das zu Beginn des Jahrtausends noch kaum Thema war.

2008: Der «Blick» berichtet über Pyros beim Klassiker FCB gegen FCZ.
2008: Der «Blick» berichtet über Pyros beim Klassiker FCB gegen FCZ.Bild: screenshot blick/smd
2011 werfen Chaoten im FCZ-Sektor Petarden auf GC-Fans.
2011 werfen Chaoten im FCZ-Sektor Petarden auf GC-Fans.Bild: screenshot 20min/smd
Ebenfalls 2011, dieses Mal in der Europa League: Bei einem Unfall im FCZ-Sektor gibt es mehrere Verletzte.
Ebenfalls 2011, dieses Mal in der Europa League: Bei einem Unfall im FCZ-Sektor gibt es mehrere Verletzte.Bild: screenshot Blick/smd
Immer noch 2011: Auch bei YB gibt es negative Schlagzeilen.
Immer noch 2011: Auch bei YB gibt es negative Schlagzeilen.Bild: screenshot Blick/smd
2012: In Luzern werden ebenfalls Feuerwerkskörper abgebrannt.
2012: In Luzern werden ebenfalls Feuerwerkskörper abgebrannt.Bild: screenshot NLZ/smd
2017: Unschöne Nachrichten aus Sitten.
2017: Unschöne Nachrichten aus Sitten.Bild: screenshot Walliser Bote/smd
2018: Auch im Eishockey kommt es manchmal zu Vorfällen.
2018: Auch im Eishockey kommt es manchmal zu Vorfällen.Bild: screenshot blick/smd

Empörte Forderungen

Kurz nach dem Vorfall kommen die empörten Forderungen. Entweder schreibt die (Boulevard-)Presse gleich selbst, was die Klubs, Liga und Justiz nun unternehmen müssen, um den Chaoten das Handwerk zu legen. Oder sie verbreitet die Meinung von Direktbetroffenen oder Experten.

Vom Dialog mit den Fans, über Stadionverbote oder Alkoholverbote in den Stadien bis hin zu langen Gefängnisstrafen: Der Forderungskatalog der Empörten ist lang.

2007: Peter Landolt, damaliger Sicherheitsdirektor der Swiss Football League fordert mehr Personal für die Sicherheitsdienste.
2007: Peter Landolt, damaliger Sicherheitsdirektor der Swiss Football League fordert mehr Personal für die Sicherheitsdienste.bild: screenshot Sonntagszeitung/smd
2007: Der «Blick» fordert «mehr Härte gegen die Typen, die den schönsten Sport der Welt kaputt machen wollen».
2007: Der «Blick» fordert «mehr Härte gegen die Typen, die den schönsten Sport der Welt kaputt machen wollen».Bild: screenshot Blick/smd
2008: «20 Minuten» lässt Experten sprechen: Die fordern schnelleres Einschreiten der Polizei.
2008: «20 Minuten» lässt Experten sprechen: Die fordern schnelleres Einschreiten der Polizei.Bild: screenshot 20min/smd
2008: Die «SonntagsZeitung» kritisiert, dass der Verband auf Repression beharrt.
2008: Die «SonntagsZeitung» kritisiert, dass der Verband auf Repression beharrt.Bild: screenshot Sonntagszeitung/smd
2010: Der «Blick am Abend» wirft die Frage auf, ob man Fackeln nicht legalisieren könne.
2010: Der «Blick am Abend» wirft die Frage auf, ob man Fackeln nicht legalisieren könne.Bild: screenshot BaA/smd
2010: Nochmals der «Blick am Abend». Wie wär's mit dem Militär?
2010: Nochmals der «Blick am Abend». Wie wär's mit dem Militär?Bild: screenshot: BaA/smd
2011: Christian Gross fordert im «Blick» lebenslanges Stadionverbot für Chaoten.
2011: Christian Gross fordert im «Blick» lebenslanges Stadionverbot für Chaoten.Bild: screenshot Blick/smd
2011: GC fordert im «Bund» die Schiedsrichter zum Handeln auf.
2011: GC fordert im «Bund» die Schiedsrichter zum Handeln auf.Bild: screenshot Bund/smd
2011: FCZ-Präsident Ancillo Canepa zieht die Fans in die Verantwortung.
2011: FCZ-Präsident Ancillo Canepa zieht die Fans in die Verantwortung.Bild: screenshot AZ/smd
2014: Der «Blick» will die Klubs auch sportlich bestrafen.
2014: Der «Blick» will die Klubs auch sportlich bestrafen.Bild: screenshot Blick/smd
2019: Sion-Präsident Christian Constantin hat die Gästefans im Visier.
2019: Sion-Präsident Christian Constantin hat die Gästefans im Visier.Bild: screenshot nau/smd

Reaktionen und Konsequenzen

Nach den empörten Forderungen sind Klubs und Liga natürlich gefordert, Stellung zu nehmen und zu reagieren. Manchmal kommen diese sofort, manchmal braucht es Tage, Wochen oder sogar Monate bis eine Reaktion steht oder ein Urteil gefällt ist. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen sie, Missbrauch von pyrotechnischem Material in den Griff zu kriegen.

Mit Stadionverboten und Haftstrafen kann man Einzeltäter zwar bestrafen. Doch der Vorfall vom Samstag in Sitten beweist: Eine nachhaltige Lösung hat bisher noch niemand gefunden. Auch wenn einige Vorschläge schon fast kreativ waren.

2007: Der FCZ probiert die Fans direkt zu treffen, indem sie die Busse des Vereins zahlen müssen.
2007: Der FCZ probiert die Fans direkt zu treffen, indem sie die Busse des Vereins zahlen müssen.Bild: screenshot: blick/smd
2008: In Basel schaltet sich die Staatsanwaltschaft ein.
2008: In Basel schaltet sich die Staatsanwaltschaft ein.Bild: screenshot: BAZ/smd
2008: Ebenfalls in Basel. Die Regierung stellt dem Stadionbetreiber zusätzliche Auflagen für Risikospiele.
2008: Ebenfalls in Basel. Die Regierung stellt dem Stadionbetreiber zusätzliche Auflagen für Risikospiele.Bild: screenshot: news/smd
2008: Die Liga bestraft den FCZ mit Geisterspielen.
2008: Die Liga bestraft den FCZ mit Geisterspielen.Bild: screenshot: tages-anzeiger/smd
2008: YB leitet nach einem Vorfall Sofort-Massnahmen ein: Grösserer Abstand zwischen Sektoren und flammenhemmende Netze.
2008: YB leitet nach einem Vorfall Sofort-Massnahmen ein: Grösserer Abstand zwischen Sektoren und flammenhemmende Netze.Bild: screenshot: blick/smd
2009: St.Gallen droht mit Sitzplätzen im gesamten Stadion.
2009: St.Gallen droht mit Sitzplätzen im gesamten Stadion.Bild: screenshot: tagblatt/smd
2010: Die Berner Polizei setzt auf den Internet-Pranger.
2010: Die Berner Polizei setzt auf den Internet-Pranger.Bild: screenshot: BaA/smd
2011: Der Fackelwerfer vom «Derby der Schande» meldet sich selbstständig bei der Polizei.
2011: Der Fackelwerfer vom «Derby der Schande» meldet sich selbstständig bei der Polizei.Bild: screenshot: Blick/smd
2011: In Thun halten Fans einen Pyro-Werfer fest, bis der Sicherheitsdienst kommt.
2011: In Thun halten Fans einen Pyro-Werfer fest, bis der Sicherheitsdienst kommt.Bild: screenshot: 20min/smd
2011: Der damalige GC-Präsident Roland Leutwiler schliesst im Dezember nach einem Pyro-Wurf die eigene Fankurve.
2011: Der damalige GC-Präsident Roland Leutwiler schliesst im Dezember nach einem Pyro-Wurf die eigene Fankurve.Bild: screenshot: Blick/smd
2012: Wenig später öffnet er sie aber wieder.
2012: Wenig später öffnet er sie aber wieder.screenshot: Blick/smd
2013: Der Versuch, im Letzigrund Pyros zu legalisieren, scheitert.
2013: Der Versuch, im Letzigrund Pyros zu legalisieren, scheitert.Bild: screenshot: AZ/smd
2013: Die Repressions-Politik gewinnt. Der Kanton Zürich nimmt das Hooligan-Konkordat an.
2013: Die Repressions-Politik gewinnt. Der Kanton Zürich nimmt das Hooligan-Konkordat an.Bild: screenshot: tages-anzeiger/smd
2014: Mit Gratis-Eintritt, -Raclette und -Fendant will Sion-Präsident Constantin Gästefans wohlwollend stimmen und vom Zünden von Pyros abhalten.
2014: Mit Gratis-Eintritt, -Raclette und -Fendant will Sion-Präsident Constantin Gästefans wohlwollend stimmen und vom Zünden von Pyros abhalten.Bild: screenshot: blick/smd
2014: Der Blick zeigt der Schweiz, wie einfach man Pyros ins Stadion schmuggeln kann.
2014: Der Blick zeigt der Schweiz, wie einfach man Pyros ins Stadion schmuggeln kann.Bild: screenshot: blick/smd
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Bild: screenshot: Sonntagszeitung/smd

Auch nach dem Vorfall in Sitten wollen die Vereine für Ordnung sorgen. GC kündigt nach dem Spielabbruch harte Konsequenzen für die eigenen Fans an. Auch strafrechtliche Massnahmen werden geprüft. Doch auch hier dürfte es für Einzelpersonen zwar Folgen haben, das Problem wird dadurch aber nicht an der Wurzel gepackt. Und das Pyro-Karussell dreht sich weiter, bis es mit dem nächsten Vorfall losgeht.

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#floodlightporn ist das Instagram-Hashtag für jeden Fussball-Nostalgiker
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#floodlightporn – der Hashtag für jeden Fussball-Nostalgiker
Stadion na Sihoti, Trencin (Slowakei).
quelle: sportandtravel.de
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Vier Jahre Knast für Ostschweizer Pyro-Werfer gefordert
Video: srf
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76 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Parcival
18.03.2019 17:32registriert Februar 2015
Phase 4 wurde vergessen - sobald ein Club oder Nati etwas Bedeutendes gewonnen hat, zeigt das Fernsehen die Pyros genussvoll und schon im Fokus.
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Max Dick
18.03.2019 17:55registriert Januar 2017
GC verliert forfait, bekommt ein Geisterspiel und gut ist. Sehe nicht ein was man jetzt wegen Vorfällen, die im Schnitt alle paar Jahre einmal vorkommen und noch nie wirklich schlimm waren, über die Bücher gehen soll. Jeder der sich mit der Sache etwas auskennt, weiss eh, dass sämtliche von Politikern, Boulevardzeitungen und anderen Wichtigtuern geforderten Massnahmen entweder Luftschlösser sind oder gar kontraproduktiv wirken.
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Bud Spencer
18.03.2019 19:36registriert Dezember 2018
Bin klar für die Legalisierung von Pyros. Vor allem muss endlich die Vermischung zwischen Gewalttätigen und Pyrozündern aufhören. Das sind nicht die gleichen Personen!
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