Es ist eine kleine Zahl am Ende des einseitigen Dokuments, das der FCB aufgrund der Lizenzbestimmungen der Swiss Football League und der UEFA für die Spielzeit 2020/21 veröffentlicht hat. -19,580 steht da hinter dem Jahresergebnis. Und weil diese Zahlen immer in Tausend angegeben werden, steht jetzt fest, was schon lange vermutet wurde: Der FCB hat im Jahr 2019 19,58 Millionen Verlust gemacht.
Einnahmen von rund 70 Millionen stehen Ausgaben von rund 90 Millionen gegenüber. Der Verlust ist so hoch, dass 18,7 Millionen Franken aus der Holding in die AG überführt werden mussten. Das bedeutet, dass die Reserven aus der Erfolgsära zwischen 2010 und 2017 mit acht Meistertiteln in Serie und zahlreichen Auftritten in der Champions League bereits Ende 2019 beinahe aufgebraucht sind.
Unter Bernhard Heusler und Georg Heitz waren die Einnahmen durch UEFA-Prämien und Transfererlöse meist deutlich höher als das ebenfalls immer grösser werdende strukturelle Defizit. Die Rechnung ging auf, es blieb gar etwas Geld auf dem Sparkonto. Doch weil der FCB in den letzten drei Jahren nur noch einmal Champions League spielte und deswegen deutlich weniger einnahm, zahlt Bernhard Burgener jetzt die teure Rechnung und ist gezwungen, das Sparkonto zu plündern.
Besonders gross sind weiterhin die Personalkosten, die 2019 immer noch über 50 Millionen Franken betrugen. Hier gelang es Burgener offenbar nicht, einen Grossteil der angestrebten 20 Millionen einzusparen. Weil auch bei den Transfererlösen deutlich weniger eingenommen wurde als im Champions-League-Jahr 2018, resultiert dieses grosse Defizit, durch das die Reserven in der Holding jetzt beinahe komplett aufgebraucht wurden.
Der FCB erklärt die Transaktion wie folgt: «Der FC Basel 1893 hat 2019 bewusst auf lukrative Transferangebote für mehrere Spieler verzichtet, um europäisch dabei zu sein und den Wert der Spieler zu steigern. Diese Entscheidung zu Gunsten der sportlichen Ziele führte zu einem negativen Geschäftsergebnis 2019, sodass eine Ausgleichszahlung von CHF 18.7 Mio. der FC Basel Holding AG notwendig wurde.»
🗣️ "Wir schauen vorwärts." Roland Heri über die wirtschaftliche Situation des FCB 🔴🔵 #FCBasel1893 #zämmestark #rotblaulive pic.twitter.com/jRJWO8BpsE
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) June 2, 2020
Jetzt bleiben dem Verein neben den verbleibenden rund 2 Millionen Franken in der Holding noch die Reserven in der AG von knapp 16 Millionen. Auch der noch nicht mit eingerechnete 12-Millionen-Transfer von Noah Okafor gibt dem FCB aktuell noch etwas Spielraum, doch die Situation ist brenzlig. Vor allem da im Jahr 2020 auch noch das unvorhersehbare Coronavirus einen nur schwer abzuschätzenden finanziellen Schaden verursacht. CEO Roland Heri sagt im Club-TV: "Da hat die Coronakrise jetzt ein bisschen die Grätsche ausgepackt."
Trotzdem glaubt der FCB gemäss Heri, dass die Wertsteigerung auch in dieser Saison in einem allfälligen Viertelfinal der Europa League immer noch erzielt werden kann. Doch diesen Satz sagt Heri vermutlich nur, um die Wogen zu glätten. Denn auch er weiss, das es in Zukunft wohl eher weniger als mehr für FCB-Spieler mit Potenzial wie Omar Alderete oder Jonas Omlin geben wird. Und so sagt Heri dann auch noch: «Welche Einbrüche auf dem Transfermarkt eintreffen, ist ein Blick in die Kristallkugel.» Und dieser Blick ist trübe.
Zu den Horrorzahlen aus dem Geschäftsjahr 2019 bezieht der CEO im Video auf der Vereinswebsite keine Stellung. Im Bezug auf die finanziellen Sorgen wegen der Coronakrise sagt er aber: «Es haben Optimierungen stattgefunden, die uns helfen. Ausserdem haben unsere Partner uns zugesichert, dass leistungsbezogene Zahlungen eintreffen werden. So sind wir bis im Herbst sicher.»
Dann benötigt der FCB dringend Zuschauereinnahmen, um nicht doch sogar noch in diesem Jahr auf Bundesgelder angewiesen zu sein. Sollte sich der FCB nicht überraschenderweise für die Champions League qualifizieren, bleibt dem Verein nicht anderes übrig, als die Kosten drastisch zu senken. Das beträfe die 1. Mannschaft aber auch die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle.