Trotz laufender UEFA-Ermittlungen haben die türkischen Fussballer beim 1:1 in der EM-Qualifikation in Frankreich erneut den Soldatengruss als Solidaritätsbekundung für die Syrien-Offensive ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gezeigt.
Im Stade de France vor den Toren von Paris lief die 81. Minute: Kurz zuvor war Frankreich durch Olivier Giroud in Führung gegangen, doch Innenverteidiger Kaan Ayhan vermieste der «Equipe tricolore» mit dem 1:1 per Kopf die vorzeitige EM-Qualifikation. Mit Soldatengruss wurde der Treffer frenetisch gefeiert. Nach dem Spiel stellte sich nahezu die ganze türkische Mannschaft noch einmal vor dem Fanblock auf und salutierte erneut.
Wie schon beim knappen 1:0-Sieg gegen Albanien am Freitag wollen sie den Punktgewinn den türkischen «Soldaten und Märtyrern» widmen. Dabei geht es um die höchst umstrittene Offensive türkischer Truppen auf die Kurdengebiete in Nord-Syrien. Dass die UEFA wegen der Vorfälle in Albanien eine Untersuchung eingeleitet hat, interessiert in diesem Moment nur wenige.
Auf den Fotos beim Salutieren nicht zu sehen ist der Torschütze selbst. Ayhan soll sich gemäss der Nachrichtenagentur AP nach dem Jubel über das Tor abgedreht und zurück aufs Feld gegangen sein, weshalb es einen hitzigen Disput zwischen Verteidiger Merih Demiral und Ayhan gegeben habe. Demiral soll den Torschützen dazu animiert haben, ebenfalls zu salutieren. Doch Ayhan zeigte den Soldatenjubel nicht, weshalb er auf Social Media von einigen Landsleuten bereits heftig kritisiert wird.
Auch sein Düsseldorfer Teamkollege Kenan Karaman sowie Hakan Calhanoglu und Caglar Söyüncü sollen sich nicht am militärischen Jubel beteiligt haben.
Beim Sieg gegen Albanien am letzten Freitag hatte Ayhan noch wie die meisten seiner Mitspieler mit der Hand an der Stirn salutiert. Sein Klub Fortuna Düsseldorf suchte danach das Gespräch mit dem Innenverteidiger und dessen Nationalmannschaftskollegen Kenan Karaman. Der Bundesligist distanzierte sich später von jeglichen «vermeintlich politisch motivierten Handlungen, die gegen die Werte des Vereins verstossen».
Im Statement wurde geschrieben, dass beide Akteure versichert hätten, dass «es sich lediglich um eine Solidaritätsbekundung für Soldaten und ihre Angehörigen handelte, verbunden mit dem Wunsch, dass sie wieder gesund zu ihren Familien zurückkehren können».
In Deutschland hatte der Soldatengruss besonders für Aufsehen gesorgt, weil die türkischstämmigen deutschen Nationalspieler Ilkay Gündogan und Emre Can Bilder von türkischen Nationalspielern, die den Soldatengruss zeigten, auf Instagram geliked hatten. St.Pauli trennte sich gar mit sofortiger Wirkung von seinem Mittelfeldspieler Cenk Sahin, der sich in einem Instagram-Post ebenfalls mit der türkischen Armee solidarisierte.
Die UEFA verbietet in ihren Statuten politische Bekundungen jeder Art. In der Vergangenheit waren bei entsprechenden Vorfällen, die meist von den Fans auf den Tribünen ausgegangen waren, teils harte Strafen ausgesprochen worden. Das UEFA-Verfahren kann sich gegen den Verband oder aber auch gegen einzelne Spieler richten. (pre)