Am kommenden Montag wird Murat Yakin 51 Jahre alt. Und der Nationaltrainer kann seinem Geburtstag dieses Mal viel entspannter entgegenblicken als noch vor einem Jahr. Damals war seine Mannschaft mit zwei Niederlagen und einem Torverhältnis von 1:6 in die Nations League gestartet. Nun sieht es komplett anders aus: Zu Beginn der WM-Qualifikation stehen zwei Siege mit 7:0 Toren zu Buche.
Aber es ist eben nicht nur das: Die Formkurve der Mannschaft zeigt schon länger nach oben. So hat die Schweiz zum ersten Mal in der Geschichte des Nationalteams in fünf Spielen in Serie drei oder mehr Tore geschossen. Für Yakin ist dies eine besondere Genugtuung, nachdem im vergangenen Herbst vieles gegen sein Team gelaufen ist. «Ich war es leid, immer wieder zu erwähnen, dass wir zwar gut gespielt haben, aber ineffizient waren», sagt der Nationaltrainer rückblickend. «Wir haben seither an vielen Bereichen gearbeitet: Nicht nur an den Abschlüssen, sondern auch am vertikalen Spiel, dem schnellen Umschalten und nicht zuletzt an den Standards.»
Diese Arbeit trägt nun Früchte. Die Schweizer schiessen Tor um Tor, sodass Yakin durch das viele Faustballen in den nächsten Tagen die Unterarme spüren dürfte. «Es ist schwierig, Punkte zu finden, die wir in den letzten beiden Spielen hätten besser machen können», sagt Yakin. Vielleicht noch das eine oder andere Tor mehr erzielen, mutmasst der Nationaltrainer. Eine Kritik auf hohem Niveau. Schliesslich hatte man in dieser Gruppe mit deutlich mehr Gegenwehr gerechnet.
Kosovo und Slowenien haben natürlich nicht die ganz klingenden Namen im Kader, dennoch haben beide Teams schon mehrfach bewiesen, wie unangenehm sie sein können.
Dass die Schweiz so problemlos in die Qualifikation gestartet ist, ist auch dem Trainer geschuldet, der nach dem letzten Herbst die richtigen Schlüsse gezogen und die Spieler optimal auf die Aufgaben eingestellt hat. «Jeder kennt seine Rolle, wir haben einen hohen Rhythmus im Training, alle haben Spass am Fussball.»
Wie locker Yakin dieser Tage drauf war, zeigt auch eine Szene mit seinem neuen Assistenten Davide Calla. Während des Spiels war zu sehen, wie der Nati-Trainer diesem mit einem Lachen seine Brille in die Hände drückte. Beim SRF-Interview darauf angesprochen, erklärte Yakin: «Er hat in der Distanz einen Spieler verwechselt. Wir sagten: ‹Davide, schau doch richtig hin, vielleicht brauchst du trotzdem eine Brille.›»
Auf Schweden, den vermeintlich härtesten Konkurrenten, hat die Schweiz nach zwei Runden bereits fünf Punkte Vorsprung. Der Nationaltrainer nimmt dies jedoch stoisch zur Kenntnis: «Der Grundstein ist gelegt», sagt er nur. Denn Yakin weiss genau, dass sein Team auch davon profitiert hat, zu Beginn zweimal vor heimischem Publikum zu spielen. Anders als die Schweden, die zweimal auswärts gespielt haben, hatten die Schweizer keinen Reisestress. Dieser steht dann im Oktober mit den Partien in Stockholm und Ljubljana bevor. Bestehen die Schweizer auch dort, ist die WM in Nordamerika plötzlich schon sehr nahe. (abu/sda)