57. Minute im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen Real Madrid und Schalke 04. Die Deutschen sind praktisch ausgeschieden, liegen im Gesamtskore mit 5:2 im Rückstand. Da fasst sich ein Jungspund ein Herz. Leroy Sané zieht an der Strafraumgrenze ab und schlenzt den Ball herrlich in den Winkel.
Sané? Die Älteren unter uns – hey, ich rede nicht von grauhaarigen Greisen, sondern von Menschen, die in den 80er- und 90er-Jahren aufgewachsen sind – erinnern sich sofort an diesen grossen Stürmer. Souleymane Sané war Angreifer für den Bundesligisten SG Wattenscheid 09 und wann immer dieser notorische Aussenseiter in seinen schwarz-weiss gestreiften Trikots ein Tor feiern durfte, dann schoss es entweder Sané oder der schnauzbärtige Marek Lesniak.
Soweit die Erinnerung. Und nun der Fakten-Check in der Gegenwart: Stimmt das, was wir zu wissen glauben? Oder war alles gar nicht so wild?
Alle Eure Wortspiele hatte der kicker schon vor 20 Jahren... #Sané... Aus der Reihe legendäre Titelblätter: pic.twitter.com/gxZ7c5DO0e
— Inka Blumensaat (@InkaBlumensaat) 10. März 2015
Nun also steht wie bei anderen der Sohn bei den Grossen auf dem Platz. Leroy Sané, der gestern erstmals in der Champions League eingesetzt wurde, ist im Januar 19 Jahre alt geworden. Als «Mann der zweiten Halbzeit» bezeichnet ihn der berühmten Fussball-VäternSpiegel und schreibt, Sané sei «in dieser Form eine echte Alternative für die erste Elf.»
In der Bundesliga gelang dem Offensivspieler bereits ein Tor, im Dezember beim 1:2 gegen Köln. Es war einer von sechs Kurzeinsätzen in dieser Saison, zusammengezählt durfte sich Sané erst während 107 Minuten auf Bundesliga-Ebene präsentieren.
Ob Trainer Roberto di Matteo nach dessen Glanzleistung im Bernabeu nun öfter auf den Youngster setzt? Der Schaffhauser sagt: «Ich möchte, dass die Mannschaft in Zukunft wieder mehr Fussball spielt, und das hat sie heute gemacht.» Ein Indiz, dass er von Sanés Spielweise angetan ist.
Leroy Sané selber meinte nach dem 4:3-Auswärtssieg der Schalker, welcher trotzdem das Ausscheiden in der Champions League bedeutete: «Dass ich mein Debüt in der Champions League ausgerechnet im Bernabeu feiern durfte und dabei auch noch getroffen habe, ist sehr schön. Aber für einen perfekten Abend hat es leider nicht ganz gereicht.»
Sané selber kam dabei in der Schlussphase zu einer guten Chance, die er jedoch nicht verwerten konnte. Den Abend wird der Sohn eines Profifussballers und einer Olympiamedaillen-Gewinnerin in der Rhythmischen Gymnastik dennoch in guter Erinnerung behalten. Und wir werden ihn spätestens in 25 bis 30 Jahren wieder erwähnen, falls Leroy einen Sohn auf die Welt bringt und eine dritte Generation Sané für Furore sorgen wird.