Der moderne Fussball ist ein Milliarden-Business. Die «Immer grösser, immer weiter»-Mentalität und Weltmeisterschaften in Russland oder Katar sorgen konstant für Unverständnis. Doch dass moderner Fussball auch ganz anders aussehen könnte, zeigt ein kleiner Klub aus dem Südwesten Englands.
Denn der grünste Fussballklub der Welt ist nicht der FC St.Gallen sondern die Forest Green Rovers. Die englischen Viertligisten – also gerade noch so im Profibusiness – wurden von den vereinigten Nationen als erster Klimaneutraler Klub der Welt eingestuft. Der Umweltschutz zieht sich auf vielen Ebenen durch den ganzen Verein.
Auf dem Stadiondach stehen Solaranlagen, die rund einen Fünftel des Energiebedarfs des Klubs decken. Den restlichen Strom beziehen die Rovers aus Windenergie. Wenn es geht, nehmen Fans und Klubvertreter Elektroautos, für die bei der Geschäftsstelle diverse Ladestationen bereitstehen. Und falls ein Fahrzeug doch mal Benzin benötigt, gibt es auch eine Zapfsäule mit Biobenzin aus dem recycelten Frittierfett der Stadionkantine.
Auch das Essen im Stadion ist speziell ökologisch. Wurst vom Grill oder einen Burger? Gibt es in der Rovers-Heimstätte «The New Lawn» alles nicht. Sämtliche Produkte auf der Speisekarte sind nämlich komplett vegan. Auch das Bier, das in kompostierbaren Bechern serviert wird. Die Menüwahl stiess bei den Fans anfangs auf Unverständnis, hat sich mittlerweile aber gut durchgesetzt.
Auch bei den Spielern ist das vegane Essen beliebt. Zwar dürfen sie sich ausserhalb des Stadions ernähren, wie sie wollen. Doch viele haben sich von der Klub-Philosophie inspirieren lassen. Reuben Reid, mittlerweile nicht mehr beim Klub, stellte etwa seine Ernährung um und sagte: «Ich schlafe jetzt besser, habe weniger Verletzungen und bessere Haut, verlor dazu ein wenig Gewicht.»
Nicht nur Spieler und Fans, sondern auch der Rasen bekommt eine rein pflanzliche Ernährung vorgesetzt. «Wir nutzen als Dünger zum Beispiel Seetang aus Schottland. Wir lassen im Boden die Bakterien für uns arbeiten», erklärt Platzwart Adam Witchell. Der Rasen wird von einem solarbetriebenen Mähroboter gestutzt. Und gewässert wird ausschliesslich mit aufgefangenem Regenwasser.
Bleibt die Frage, warum das andere Klubs nicht machen? Es ist nicht so, dass gar nichts gemacht wird. Gerade in der Bundesliga gibt es Initiativen: Mainz und Werder Bremen etwa setzen auf grosse Photovoltaikanlagen auf ihren Stadiondächern. Bremen bekannte sich 2019 auch öffentlich dazu, die Ziele des Klimastreiks zu unterstützten. Die TSG Hoffenheim pflanzt Bäume in Afrika, um den eigenen CO2-Ausstoss zu kompensieren.
Doch um die Klimafreundlichkeit derart radikal umzusetzen, wie es die Forest Green Rovers tun, braucht es einen Besitzer oder Investor, der zu 100 Prozent dahinter steht. Neben Arsenal-Verteidiger Hector Bellerin stieg vor wenigen Tagen ein zweiter grosser Investor ein.
Es ist Dale Vince. Der Windenergie-Millionär rettete den Klub vor dem finanziellen Ruin und sah ihn als Chance, eine neue Zielgruppe «auf die Gefahr des Klimawandels aufmerksam zu machen». Mit Erfolg. Mittlerweile hat der Verein über 50 Fanklubs in 20 verschiedenen Ländern. Die ökologischen Bambus-Shirts waren schon drei Mal ausverkauft.
Auch andere Klubs und Mannschaften wurden auf die Öko-Richtlinien der Rovers aufmerksam. So besuchten schon Funktionäre der englischen Nationalmannschaft und Premier-League-Klubs den Verein, um sich etwa den grünen, veganen Rasen anzuschauen. Mittlerweile hat GFR auch ein Catering gegründet, das unter anderem Chelsea und Norwich City mit veganem Essen versorgt.
Good news, Eco Park is not being called in by the government. It CAN go ahead. Great news. A waste of three months and i am sure it was politics at play, but the outcome matters more. We can push on now with more detailed designs and next steps. We are on our way 😎🥳 pic.twitter.com/eQuu04APFb
— Dale Vince (@DaleVince) March 5, 2020
Ein Traum blieb Klubbesitzer Dale Vince bislang aber noch unerfüllt: Jener von einem reinen Holzstadion. Der «Eco Park» soll 5000 Besucher fassen und der Gemeinde zu Gute kommen. So sind zwei Spielfelder geplant, von dem eines öffentlich zugänglich sein wird. Lange wurde er aber von politischen Hindernissen aufgehalten. Seit kurzem ist aber wieder Bewegung in der Sache. Der Klub erhielt für das Stadion – entworfen von der mittlerweile verstorbenen Londoner Star-Architektin Zaha Hadid – Anfang März grünes Licht.