Aus den Hügeln von Peru ins Bernabéu – die fabelhafte Reise eines jungen Reporters
Cliver Huamán stammt aus der Region Apurímac im Andenhochland von Peru. Und er träumt davon, Fussballkommentator zu werden.
Für das Finale der Copa Libertadores – das südamerikanische Pendant zur Champions League – reiste er Ende November 16 Stunden von seinem Dorf im Süden des Landes in die Hauptstadt Lima. Sein Ziel: Das Spiel zwischen den brasilianischen Vereinen Flamengo und Palmeiras zu kommentieren.
Der Reporter auf dem Hügel
An den Toren des Stadions wurde der 15-Jährige allerdings abgewiesen, weil er sich nicht ordnungsgemäss akkreditiert hatte und noch minderjährig ist. Doch Cliver Huamán hatte eine Idee: Er kletterte auf den Hügel Puruchucol im Osten der Hauptstadt – und kommentierte die Partie von dort aus.
Dafür befestigte er sein Handy an einem Stativ und sprach in ein Mikrofon: «Wir sind im Finale der Copa Libertadores de América. Flamengo kommt voran. Die Mannschaft von Flamengo hat den Ball. In die Mitte, Danilo – Goooooool!» Das Video seiner leidenschaftlichen Reportertätigkeit vor spektakulärer Kulisse ging viral - bei Tiktok hat Huamán unter dem Namen Pol Deportes mittlerweile 1,8 Millionen Follower.
Con una mezcla desbordada de pasión y pura inventiva, Pol Deportes, un joven peruano, se trepó a un cerro junto al Monumental y narró la final de la Copa Libertadores entre Palmeiras y Flamengo como si estuviera en la cabina oficial.
— Out of Context Libertadores (@OC_Libertadores) November 30, 2025
Viajó 18 horas desde Andahuaylas hasta Lima… pic.twitter.com/aCGJyWDkLc
Einladung vom Staatspräsident
Huamáns Familie sind Bauern, sie bauen Quinoa und Kiwicha an. «Ich arbeite, seitdem ich sechs Jahre alt bin. Aber ich will meinen Traum verwirklichen», erzählte er zuletzt im lokalen Fernsehen.
Sein älterer Bruder erkannte das Talent des Jungen und richtete ihm in dem einfachen Haus der Familie eine Kommentatorenkabine ein. Seine ersten Gehversuche als Fussballkommentator machte er mit Spielszenen von Messi und Neymar, die sein Vater auf einem USB-Stick gespeichert hatte.
Nach seinem viralen Hit vom Finale der Copa Libertadores durfte Huamán an der Seite von Profi-Kommentatoren ein Spiel der peruanischen Liga kommentieren. Gemeinsam mit seiner Familie wurde er sogar von Perus Präsidenten José Jerí empfangen.
Euphorischer Empfang in Madrid
Nun reiste Huamán auf Einladung des peruanischen Fernsehsenders Latina und der spanischen Sportzeitschrift «Marca» nach Madrid. Bei seiner Ankunft auf dem Flughafen der spanischen Hauptstadt wurde der eher schüchtern wirkende Junge im dunklen Anzug mit Krawatte von Dutzenden Landsleuten begeistert empfangen. Die Menschen schwenkten peruanische Fahnen, filmten den Jungen mit ihren Handys und skandierten «Peru, Peru!».
Der Höhepunkt der Reise kommt aber noch: Huamán soll die Champions-League-Partie zwischen Real Madrid und Manchester City im Bernabéu-Stadion verfolgen und für Latina mitkommentieren. Und da heisst es dann heute Abend vielleicht wieder: «Gooooool!» (ram/sda/dpa)
