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Fall Peng Shuai: Das sind die Reaktionen zum WTA-Rückzug aus China

FILE - Peng Shuai of China serves against Monica Niculescu of Romania during their women's singles match of the China Open tennis tournament at the Diamond Court in Beijing, Wednesday, Oct. 4, 20 ...
Die WTA fordert mehr Informationen zu Peng Shuai und zieht sich aus China zurück.Bild: keystone

«Werte stehen über dem Geld» – die WTA erhält für den China-Boykott viel Applaus

02.12.2021, 10:5802.12.2021, 12:56
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Die schon fast historische Meldung kam spät am gestrigen Abend: Der Tennisweltverband der Frauen (WTA) zieht mindestens für die nächste Saison sämtliche Turniere aus China zurück. Damit riskiert die WTA einen Ausfall von Einnahmen in Millionenhöhe, da China aus finanzieller Sicht ein wichtiger Markt für die Frauentour ist.

Der Entscheid der WTA kommt in den Tenniskreisen aber dennoch sehr gut an. Martina Navratilova, 59-fache Grand-Slam-Siegerin und Aktivistin, schreibt auf Twitter: «Das ist ein mutiger Schritt von Steve Simon und der WTA. Man zeigt, dass Werte und Prinzipien über dem Geld stehen und man hinter Frauen überall auf der Welt steht.»

Gleichzeitig fordert Navratilova das Internationale Olympische Komitee (IOC) dazu auf, sich ebenfalls zur Situation zu äussern. Im kommenden Februar finden in Peking die Olympischen Winterspiele statt. Der Weltverband im Männertennis, die ATP, hat sich bislang noch nicht zur Sache geäussert.

IOC-Vertreter telefonieren per Video erneut mit Peng Shuai
‹›Das Internationale Olympische Komitee spricht erneut mit der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai und verteidigt gleichzeitig seinen «menschlichen Ansatz» in dieser Angelegenheit.

«Wir teilen die Sorge um das Wohlergehen und die Sicherheit von Peng Shuai mit vielen anderen Personen und Organisationen», aber «wir haben uns für einen sehr menschlichen und personenzentrierten Ansatz entschieden», schrieb das IOC in einem Communiqué, in dem keine Aufnahmen oder Bilder aus dem Gespräch veröffentlicht wurden.

Während der IOC-Präsident Thomas Bach vor zehn Tagen den ersten Kontakt eines ausländischen Gesprächspartners mit der Spielerin erreicht hatte, führte ein Team des IOC die zweite halbstündige Videokonferenz durch, in der die Spielerin «sicher und gut zu sein schien, wenn man die schwierige Situation bedenkt, in der sie sich befindet. Wir haben ihr eine sehr breite Unterstützung angeboten, werden in regelmässigem Kontakt mit ihr bleiben und haben bereits ein persönliches Treffen im Januar vereinbart». Diese Abmachung war im Gespräch mit Bach getroffen worden.

Wie in seinen früheren Mitteilungen zu diesem Thema machte das IOC keine Anspielung auf die Anfang November von Peng Shuai gegen einen ehemaligen hochrangigen chinesischen Politiker erhobenen Vorwürfe sexueller Übergriffe, forderte keine Klarstellung in diesem Punkt oder eine Garantie für die volle Bewegungsfreiheit der Spielerin. (sda)

Billie Jean King, die ihrerseits 39 Grand-Slam-Titel gewonnen hat, stösst ins gleiche Horn wie Navratilova: «Ich applaudiere Steve Simon und der WTA für eine starke Position im Kampf um Menschenrechte in China und der ganzen Welt. Die WTA steht auf der richtigen Seite der Geschichte.»

Im Zuge des Davis-Cup-Finals wurde auch die aktuelle Weltnummer 1 bei den Männern, Novak Djokovic, zur Thematik befragt. Auch der Serbe begrüsst den Entscheid der WTA: «Wir haben nicht genügend Informationen über Peng Shuai und ihr Wohlbefinden. Egal ob ATP, WTA, Männer oder Frauen, wir müssen in dieser Sache zusammenstehen. Ich unterstütze das.»

Das findet auch die Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic: «Ich bin sehr einverstanden mit dem Entscheid. Ein grosses Bravo an die WTA, das ist ein gutes Zeichen. Die Führungsarbeit von Steve Simon ist sehr gut.»

Neben Djokovic äusserten sich auch diverse andere aktive und ehemalige Spielerinnen und Spieler positiv zum WTA-Rückzug aus China. Eugenie Bouchard, Chris Evert, Shelby Rogers oder Tenny Sandgren schrieben, sie seien stolz auf Steve Simon und die WTA. CoCo Vandeweghe und Kevin Anderson applaudierten, dass die WTA für Menschenrechte einsteht.

Ganz anders tönt es bei der chinesischen «Global Times». Die Zeitung, die als Sprachrohr der kommunistischen Regierungspartei Chinas gilt, schreibt von einem «Rückschritt, der auf Spekulation basiert». Gemäss Chefredaktor Hu Xijin übe die WTA damit Druck auf Peng Shuai aus und beraube sie ihrer Meinungsfreiheit.

Den Rückzug aus China begründet WTA-Chef Steve Simon mit immer noch zu grosser Unklarheit über den Zustand von Peng Shuai. Die ehemalige Spitzenspielerin aus China verschwand, nachdem sie Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ein hohes chinesisches Regierungsmitglied geäussert hatte. (abu)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bossac
02.12.2021 11:26registriert Juni 2014
„Gemäss Chefredaktor Hu Xijin übe die WTA damit Druck auf Peng Shuai aus und beraube sie ihrer Meinungsfreiheit.“ Peng Shuai kann sich ja noch nicht mal frei zu den von Ihr gemachten Vorwürfen äussern. Wie verdreht ist das denn?
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AyO
02.12.2021 11:07registriert April 2021
Freude herrscht. Ein grossartiges Zeichen vom WTA.
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Peter2
02.12.2021 11:06registriert November 2019
Jetzt noch die ATP. Das Olympische Komitee ist ja schon praktisch von China kontrolliert. Also die werden eher China helfen als irgendwelche Sanktionen aussprechen.
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