Die schon fast historische Meldung kam spät am gestrigen Abend: Der Tennisweltverband der Frauen (WTA) zieht mindestens für die nächste Saison sämtliche Turniere aus China zurück. Damit riskiert die WTA einen Ausfall von Einnahmen in Millionenhöhe, da China aus finanzieller Sicht ein wichtiger Markt für die Frauentour ist.
Der Entscheid der WTA kommt in den Tenniskreisen aber dennoch sehr gut an. Martina Navratilova, 59-fache Grand-Slam-Siegerin und Aktivistin, schreibt auf Twitter: «Das ist ein mutiger Schritt von Steve Simon und der WTA. Man zeigt, dass Werte und Prinzipien über dem Geld stehen und man hinter Frauen überall auf der Welt steht.»
This is a brave stance by Steve Simon and the WTA where we put principle above $ and stand up for women everywhere and particularly for Peng Shuai.
— Martina Navratilova (@Martina) December 1, 2021
Now - what say you, @IOC ?!? #IOC - so far I can barely hear you!!!#WhereisPengShuai https://t.co/X7tNDbs3Uu
Gleichzeitig fordert Navratilova das Internationale Olympische Komitee (IOC) dazu auf, sich ebenfalls zur Situation zu äussern. Im kommenden Februar finden in Peking die Olympischen Winterspiele statt. Der Weltverband im Männertennis, die ATP, hat sich bislang noch nicht zur Sache geäussert.
Billie Jean King, die ihrerseits 39 Grand-Slam-Titel gewonnen hat, stösst ins gleiche Horn wie Navratilova: «Ich applaudiere Steve Simon und der WTA für eine starke Position im Kampf um Menschenrechte in China und der ganzen Welt. Die WTA steht auf der richtigen Seite der Geschichte.»
Im Zuge des Davis-Cup-Finals wurde auch die aktuelle Weltnummer 1 bei den Männern, Novak Djokovic, zur Thematik befragt. Auch der Serbe begrüsst den Entscheid der WTA: «Wir haben nicht genügend Informationen über Peng Shuai und ihr Wohlbefinden. Egal ob ATP, WTA, Männer oder Frauen, wir müssen in dieser Sache zusammenstehen. Ich unterstütze das.»
Das findet auch die Schweizer Olympiasiegerin Belinda Bencic: «Ich bin sehr einverstanden mit dem Entscheid. Ein grosses Bravo an die WTA, das ist ein gutes Zeichen. Die Führungsarbeit von Steve Simon ist sehr gut.»
Proud of the @WTA https://t.co/gGoGide1ZA
— Genie Bouchard (@geniebouchard) December 2, 2021
Neben Djokovic äusserten sich auch diverse andere aktive und ehemalige Spielerinnen und Spieler positiv zum WTA-Rückzug aus China. Eugenie Bouchard, Chris Evert, Shelby Rogers oder Tenny Sandgren schrieben, sie seien stolz auf Steve Simon und die WTA. CoCo Vandeweghe und Kevin Anderson applaudierten, dass die WTA für Menschenrechte einsteht.
I applaud the WTA in making a very powerful statement, standing up for more than just tennis. Standing up for woman’s rights and voices. https://t.co/9r8ZpQTM7t
— Kevin Anderson (@KAndersonATP) December 1, 2021
Ganz anders tönt es bei der chinesischen «Global Times». Die Zeitung, die als Sprachrohr der kommunistischen Regierungspartei Chinas gilt, schreibt von einem «Rückschritt, der auf Spekulation basiert». Gemäss Chefredaktor Hu Xijin übe die WTA damit Druck auf Peng Shuai aus und beraube sie ihrer Meinungsfreiheit.
Den Rückzug aus China begründet WTA-Chef Steve Simon mit immer noch zu grosser Unklarheit über den Zustand von Peng Shuai. Die ehemalige Spitzenspielerin aus China verschwand, nachdem sie Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ein hohes chinesisches Regierungsmitglied geäussert hatte. (abu)