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Darum weibelt die Politik für personalisierten Tickets Fussballtickets

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«Fangewalt gilt es zu stoppen» – darum weibelt die Politik für personalisierte Tickets

Die Politik will gegen den Willen der Fussballliga und vieler Vereine die personalisierten Tickets einführen. Dabei ist ein kantonaler Flickenteppich an Massnahmen vielleicht sogar sinnvoll, wie Ständerätin Andrea Gmür-Schönenberger sagt.
19.10.2024, 12:0019.10.2024, 15:17
Michael Graber / ch media
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«Ich verstehe die heftige Ablehnung nicht», sagt Andrea Gmür-Schönenberger. Die Luzerner Mitte-Ständerätin ist eine Befürworterin von personalisierten Tickets für den Besuch von Fussballspielen. Die von ihr präsidierte Sicherheitskommission hat vor Wochenfrist einstimmig entschieden, die Schaffung der rechtlichen Grundlagen für die Einführung solcher Billette zu verabschieden.

Andrea Gmuer, Mitte-LU, spricht zur Finanzierung der Armee an der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 3. Juni 2024 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Andrea Gmür-Schönenberger.Bild: keystone

«Es kann doch nicht sein, dass sich gerade Familien mit Kindern nicht an Fussballspiele trauen, weil ein paar Leute solche Matches als Ventil brauchen, um Dampf abzulassen», sagt Gmür-Schönenberger. Mit Tickets, die auf die jeweilige Person registriert sind, werde es einfacher, gezielt solche Unruhestifter zu identifizieren.

Die guten Erfahrungen aus der Pandemie

Bei Liga und vielen Clubs gibt es Widerstand gegen dieses Ansinnen. Die Fussballliga hat sich diese Woche erneut vehement gegen die Einführung einer solchen Registrierungspflicht gewehrt. Es sei unverhältnismässig, führe zu hohen Kosten und zu langen Warteschlangen beim Einlass. Gmür-Schönenberger verweist dagegen auf die Erfahrungen während der Pandemie: «Da ging es mit dem Zertifikat ja auch immer problemlos. Warum das jetzt viel komplizierter sein sollte, erschliesst sich mir nicht.»

Auch an den hohen Kosten – die Liga sprach von einer Million Franken pro Stadion und hohen Personalaufwand – zweifelt die Ständerätin. Sie setzt sie zudem in Relation zu den hohen Sicherheitskosten, die jeweils von den Steuerzahlern bezahlt werden. Heute sind die Fussballvereine auch an den Kosten für den Polizeieinsatz beteiligt. Hätten die personalisierten Tickets einen positiven Effekt, so würden die Ausgaben für die Clubs bei den Sicherheitskosten sinken.

Geht es nach der Sicherheitskommission des Ständerats, sollen künftig die Daten aus dem Hooligan-Register (Hoogan) auch den Ticketverkäufern zur Verfügung gestellt werden. So könnte verhindert werden, dass Leute, die im Hoogan gelistet sind, überhaupt Tickets kaufen könnten. Jeder Kanton entscheidet dann aber selbst, ob er die Möglichkeit des Datenaustausches dann tatsächlich wahrnehmen will.

Nicht jeder Kanton habe das gleiche Problem

Droht da kein kantonaler Flickenteppich? Gmür-Schönenberger sagt: «Im Rahmen des Konkordats nicht. Aber selbst wenn: Wir haben nicht in jedem Kanton die selben Probleme bei der Sicherheit rund um Sportveranstaltungen.» Daher mache es vielleicht sogar Sinn, wenn das unterschiedlich gehandhabt werde. Und vor allem gehe es darum, dass die Kantone zumindest die Möglichkeit hätten, wenn sie es einführen wollen.

Nur: Die meisten Vorfälle passieren heute ausserhalb des Stadions. Da helfen personalisierte Tickets herzlich wenig, oder? «Doch. Die sehr emotionalen Reaktionen auf eine potenzielle Einführung personalisierter Tickets zeigen klar, dass die Leute offensichtlich Angst davor haben, dass man sie so besser identifizieren kann – auch ausserhalb der Stadien», so Gmür-Schönenberger.

Sie besucht selbst gerne Spiele des FC Luzerns und steht dabei auch mal in der Fankurve. «Luzern hat klar die besten Fans. Die Stimmung im Stadion ist jeweils grandios. Das soll und wird so bleiben.» Aber Fangewalt habe keinen Platz, so die Ständerätin. «Die gilt es ein für alle Mal zu stoppen – bevor jemand schwerwiegend verletzt wird.» (aargauerzeitung.ch)

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99 Kommentare
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baBIELon
19.10.2024 12:24registriert August 2016
«Doch. Die sehr emotionalen Reaktionen auf eine potenzielle Einführung personalisierter Tickets zeigen klar, dass die Leute offensichtlich Angst davor haben, dass man sie so besser identifizieren kann – auch ausserhalb der Stadien»

Und jemand der auf diesem Level Argumentiert konnte Ständerätin werden?!?!
Eventuell sehen die ganzen Leute einfach, dass personalisierte Tickets bei Vorfällen ums Stadion einfach wirklich nichts bringen!
Ich glaube ihr zudem nicht, dass sie wirklich schonmal in ner Fankurve stand... Nicht nach solchen Aussagen..
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Dwight D Eisenhower
19.10.2024 12:19registriert April 2020
Ich kann ohne Probleme mit meinen Kids in eine Fankurve. Hatte noch nie Probleme, das ist kein Grund.
Die personalisierten Tickets sind ein Rohrkrepierer, viel Spass mit den Horden auf Regelzügen und in Parks
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Massalia
19.10.2024 12:08registriert Juni 2021
Hach, die Politiker mal wieder... Die pure Verzweiflung.

a) Fangewalt findet praktisch durchwegs ausserhalb der Stadien statt. Was sollen das personalisierte Tickets bringen?

b) Dass ein Grossteil der Fans bereits personalisierte Tickets hat ind auch das nichts bringt, daran denken diese Genies nicht.

Hauptsache ein paar markige Worte und ernsthafte Gesuchter für die Wählerschaft. Keller-Sutter hat dies bis in den Bundesrat gebracht. Heute sehen wir: Ihr Konkordat ist wirkungslos und sie komplett inkompetent als Bundesrätin.
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