«Fangewalt gilt es zu stoppen» – darum weibelt die Politik für personalisierte Tickets
«Ich verstehe die heftige Ablehnung nicht», sagt Andrea Gmür-Schönenberger. Die Luzerner Mitte-Ständerätin ist eine Befürworterin von personalisierten Tickets für den Besuch von Fussballspielen. Die von ihr präsidierte Sicherheitskommission hat vor Wochenfrist einstimmig entschieden, die Schaffung der rechtlichen Grundlagen für die Einführung solcher Billette zu verabschieden.
«Es kann doch nicht sein, dass sich gerade Familien mit Kindern nicht an Fussballspiele trauen, weil ein paar Leute solche Matches als Ventil brauchen, um Dampf abzulassen», sagt Gmür-Schönenberger. Mit Tickets, die auf die jeweilige Person registriert sind, werde es einfacher, gezielt solche Unruhestifter zu identifizieren.
Die guten Erfahrungen aus der Pandemie
Bei Liga und vielen Clubs gibt es Widerstand gegen dieses Ansinnen. Die Fussballliga hat sich diese Woche erneut vehement gegen die Einführung einer solchen Registrierungspflicht gewehrt. Es sei unverhältnismässig, führe zu hohen Kosten und zu langen Warteschlangen beim Einlass. Gmür-Schönenberger verweist dagegen auf die Erfahrungen während der Pandemie: «Da ging es mit dem Zertifikat ja auch immer problemlos. Warum das jetzt viel komplizierter sein sollte, erschliesst sich mir nicht.»
Auch an den hohen Kosten – die Liga sprach von einer Million Franken pro Stadion und hohen Personalaufwand – zweifelt die Ständerätin. Sie setzt sie zudem in Relation zu den hohen Sicherheitskosten, die jeweils von den Steuerzahlern bezahlt werden. Heute sind die Fussballvereine auch an den Kosten für den Polizeieinsatz beteiligt. Hätten die personalisierten Tickets einen positiven Effekt, so würden die Ausgaben für die Clubs bei den Sicherheitskosten sinken.
Geht es nach der Sicherheitskommission des Ständerats, sollen künftig die Daten aus dem Hooligan-Register (Hoogan) auch den Ticketverkäufern zur Verfügung gestellt werden. So könnte verhindert werden, dass Leute, die im Hoogan gelistet sind, überhaupt Tickets kaufen könnten. Jeder Kanton entscheidet dann aber selbst, ob er die Möglichkeit des Datenaustausches dann tatsächlich wahrnehmen will.
Nicht jeder Kanton habe das gleiche Problem
Droht da kein kantonaler Flickenteppich? Gmür-Schönenberger sagt: «Im Rahmen des Konkordats nicht. Aber selbst wenn: Wir haben nicht in jedem Kanton die selben Probleme bei der Sicherheit rund um Sportveranstaltungen.» Daher mache es vielleicht sogar Sinn, wenn das unterschiedlich gehandhabt werde. Und vor allem gehe es darum, dass die Kantone zumindest die Möglichkeit hätten, wenn sie es einführen wollen.
Nur: Die meisten Vorfälle passieren heute ausserhalb des Stadions. Da helfen personalisierte Tickets herzlich wenig, oder? «Doch. Die sehr emotionalen Reaktionen auf eine potenzielle Einführung personalisierter Tickets zeigen klar, dass die Leute offensichtlich Angst davor haben, dass man sie so besser identifizieren kann – auch ausserhalb der Stadien», so Gmür-Schönenberger.
Sie besucht selbst gerne Spiele des FC Luzerns und steht dabei auch mal in der Fankurve. «Luzern hat klar die besten Fans. Die Stimmung im Stadion ist jeweils grandios. Das soll und wird so bleiben.» Aber Fangewalt habe keinen Platz, so die Ständerätin. «Die gilt es ein für alle Mal zu stoppen – bevor jemand schwerwiegend verletzt wird.» (aargauerzeitung.ch)