Während ihrer 15-jährigen Profi-Laufbahn hat sich zwar einiges getan im Frauenfussball, doch damit gibt sich die 135-fache Schweizer Nationalspielerin noch lange nicht zufrieden.
Letztes Jahr hast du deine Karriere als eine der bekanntesten Schweizer Fussballerinnen beendet. Wie hast du die ersten Wochen ohne Trainings und Spiele erlebt?
Lara Dickenmann: Ich hatte die letzten Jahre bei Wolfsbrug nicht viel gespielt, von daher habe ich den Sport an sich nicht wirklich vermisst. Ich habe bereits vor Saisonende bei GC als General Managerin gestartet. Insofern war dieser Übergang fliessend und angenehm.
Das ist ja das Beste, was einer Profi-Sportlerin passieren kann, oder?
Naja, nicht wirklich. Ich hätte mir gerne mehr Zeit genommen, um das Ganze zu verarbeiten und mich zu distanzieren. Andererseits war ich aber auch froh, dass ich während dieser doch auch schweren Zeit bei Wolfsburg diese Aufgabe bei GC bekommen habe. Ich verspürte grosse Wertschätzung, was mir gut getan hat. Meine Motivation war riesig, diese Chance zu packen und den Verein voranzubringen.
Welche Aufgaben bereiten dir bei GC am meisten Freude?
Mir macht alles, was direkt mit Fussball und der fussballerischen Entwicklung der Teams und des Vereins zu tun hat, grosse Freude. Da sehe ich als ehemalige Fussballerin meine Kernkompetenzen. Den strategischen Teil, wo es darum geht, wo wir stehen und wohin wir möchten, finde ich enorm spannend. Ich merke, dass ich in diesem Bereich viel lernen kann von Menschen, die über ein grossen Know-how verfügen.
GC steht auf dem dritten Platz in der Liga. Hast du ihnen endlich gezeigt, wie man Tore schiesst?
Als Geschäftsführerin habe ich leider keine Zeit, um auch noch auf dem Platz zu stehen. Das macht der Trainerinnen-Stab. Die Spielerinnen haben das Toreschiessen aber definitiv verbessert – es gibt aber noch Luft nach oben.
Gleich geht es weiter mit Laras Geschichte, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zum Interview...
Du hast mal gesagt: «Ich will den Frauenfussball in der Schweiz vom Mauerblümchen-Dasein befreien». Wie kommst du voran?
Habe ich das gesagt? (lacht). Das ist sicherlich nichts, was ich alleine schaffen kann. Es braucht die grossen Vereine, die mitziehen. Es braucht den Verband und natürlich ehemalige Spielerinnen, die da mitwirken und ihr Wissen einbringen. Auf so vielen Ebenen braucht es Menschen, die das Projekt Frauenfussball vorantreiben möchten. Es ist ein weiter weg – ich mache aber alles, was in meiner Macht steht.
Was konntest du bei GC bis anhin verbessern?
Wir stehen noch am Anfang, konnten die Rahmenbedingungen in einigen Bereichen professionalisieren. Wir haben eine hauptamtliche Trainerinnenstelle und sind beispielsweise im Physio oder Athletikbereich einige Schritte vorangekommen. Es ist ein schleichender Prozess, der sich aber kontinuierlich verbessert.
Wie merkst du, dass deine Arbeit im Frauenfussball geschätzt wird?
Die grösste Wertschätzung ist sicherlich, wenn ich merke, dass sich die Spielerinnen und die Teams weiterentwickeln und es beim GC Frauenfussball, aber auch beim GC als Gesamtverein in die richtige Richtung geht. Wertschätzung kriege ich auch vom Vorstand, Sponsoren, Gönnern und weiteren Menschen in und um den GC herum. Das gibt mir zusätzliche Motivation, meine Arbeit weiter und besser zu machen.
Was ist dein grösster Traum?
Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit für alle Facetten des Fussballs, sodass nicht ausschliesslich die Männer im Vordergrund stehen. Auch der Behindertenfussball gehört beispielsweise dazu. Es soll nicht immer nur um die Männer gehen. Der Sport soll für seine verschiedenen Ebenen bekannt sein. Die Gelder, die in den Männerfussball fliessen, sind enorm. Dadurch zeigt sich der Sport nicht wirklich von seiner besten Seite. Mein Ziel ist, dass die Frauen das bekommen, was sie verdient haben. Aber auch alle anderen Bereiche des Fussballs verdienen mehr Anerkennung.