Thomas Rüfenacht, was ist Ihnen
durch den Kopf gegangen, als sie die
Attacke des Slowenen erstmals gesehen
haben?
Thomas Rüfenacht: Ich war recht überrascht,
als ich die Szene auf Video gesehen
habe. Ich habe auch erst am Tag danach
realisiert, was passiert ist. Ich habe es während
des Spiels schlicht nicht gemerkt.
Wie erlebten Sie die Szene selber?
Ich war in ein Scharmützel mit dem slowenischen
Spieler Nummer 55 verwickelt
und kassierte von ihm zwei Fausthiebe.
Dann habe ich einen Schlag auf der anderen
Seite gespürt. Ich dachte, dass mich
ein anderer Spieler packt. Wenn ich bemerkt
hätte, was wirklich passiert ist, hätte
ich vermutlich ich etwas anders reagiert
– und auch das ganze Team.
Wann wurde Ihnen bewusst, was hätte
passieren können?
Ich habe noch nie so etwas gesehen im
Eishockey. Ich frage mich schon, welche
Folgen es hätte haben können. Ich kann
nur von Glück reden, dass es nicht anders
gekommen ist. Ich hätte verbluten können.
Ich habe am nächsten Tag nochmals
kontrolliert, ob ich wirklich keine Narbe
am Hals habe.
Slovenia's Jeglic suspended 2 games...TWO GAMES?!?!...for this act against the Swiss.#IIHFWorlds pic.twitter.com/CIjZ4FYyPb
— Pete Buchanan (@Buc07) 7. Mai 2017
Sie haben Familie, zwei Kinder. Wie
hat Ihre Frau reagiert?
Meine Frau hat das Video auch gesehen.
Meine Brüder haben es ihr gezeigt. Sie
war schockiert. Schon wenn so etwas unabsichtlich
passiert muss man oft sagen:
«Uff, jetzt hab ich Glück gehabt.»
Können Sie nachvollziehen, was Ihr
Gegenspieler tun wollte?
Über die Absicht müssen wir nicht diskutieren.
Ich weiss wirklich nicht, was er
sich dabei überlegt hat. Das hat nichts
mehr mit Eishockey zu tun. Das ist nicht
mal mehr ein dreckiges Foul. Das ist nicht
dumm, das ist ganz einfach fahrlässig
Was tun sie, wenn sie Jeglic im Spielerhotel
begegnen. Werden Sie ihn zur
Rede stellen?
Ich weiss es nicht. Am liebsten hätte ich,
dass er gar nicht mehr im Turnier dabei
ist. Ich erwarte, dass vielleicht vom slowenischen
Verband ein Zeichen gesetzt wird.
Können Sie das milde Strafmass, zwei
Spielsperren, nachvollziehen?
Nein. Ich hoffe wirklich, dass der Internationale
Eishockey-Verband die Szene
nochmals betrachtet. Wir wollen keine
Checks gegen den Kopf sehen. Und erst
recht nicht, dass Spieler versuchen, den
Gegner abzustechen. Eigentlich müsste
man so einem Spieler auf internationalem
Level für immer sperren. Stellen Sie sich
vor, er hätte mich wirklich getroffen.
Dann wäre ich nicht mehr hier und es
würde niemand dagegen protestieren,
dass so ein Spieler lebenslänglich aus dem
Verkehr gezogen wird.
Erwarten Sie, dass der Internationale
Eishockey-Verband das Urteil revidiert?
Was bringt es, wenn die Strafe von zwei auf
vier Spiele erhöht wird? Ich verstehe nicht,
warum es in so einem Fall überhaupt eine
Revision braucht. Man muss nur die Reaktionen
aus der ganzen Hockeywelt anschauen.
Das ist überwältigend.