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Zu was ist diese Mannschaft fähig? Oft wird von ihrem Talent und der Qualität geschwärmt, das Potenzial soll gross sein. Ihr Trainer bezeichnete das Nationalteam als Gruppe von Wettkämpfern.
Xherdan Shaqiri: In den ganz wichtigen Spielen waren wir immer präsent und bereit. Wir haben die Resultate erzielt, die der Trainer verlangte und welche das Publikum von uns erwartete – immer, das zählt.
Von was träumen Sie, und was halten Sie für realistisch? Was ist in Frankreich zu schaffen?
Ein Turnier zu gewinnen, ist der Traum von jedem. Aber wir müssen am Boden bleiben. Ich wiederhole mich immer wieder: Wir bleiben die kleine Schweiz. Als wichtig erachte ich in erster Linie, dass wir uns weiter gut entwickeln. Wir können eine so genannte Überraschungsmannschaft sein an diesem Turnier. Aber über den Gewinn eines grossen Titels sollten wir nicht sprechen.
Über was denn?
Wir haben in erster Linie das Ziel, eine Runde weiterzukommen. Das strebe ich an mit dieser Mannschaft, dann ist vieles offen – wie immer in einem einzigen Spiel.
Wie gegen Argentinien, als im WM-Sommer vor zwei Jahren in São Paulo rund drei Zentimeter zum Elfmeterschiessen fehlten?
Genau! Aber zuerst einmal müssen wir die Achtelfinals erreichen. Nein, ich bin sicher, dass wir das schaffen können. Dann können wir vielleicht beweisen, aus den Fehlern der Partie gegen Argentinien gelernt zu haben.
War es für Sie das beste Spiel der Nationalmannschaft in den letzten Jahren, in ihrer aktuellen Besetzung?
Es war eines der besten Spiele, ja, das denke ich – obwohl wir am Ende als Verlierer vom Platz gingen. Wir sprechen innerhalb der Mannschaft oft von dieser Partie. Jeder spielte unglaublich leidenschaftlich, jeder Einzelne zeigte eine super Leistung.
Das Out ging allen nahe.
Die Enttäuschung war enorm, weil wir sehr gut gespielt hatten. Alle hatten mit grossen Emotionen zu kämpfen – der Tod von Ottmar Hitzfelds Bruder verstärkte die Gefühle noch zusätzlich.
Immer unter Druck, immer im Fokus, die Last auf ihren Schultern wird in Zukunft nicht kleiner.
Die Leute erwarten einiges von mir. Es ist nicht einfach, den sehr hohen Erwartungen immer gerecht zu werden. Ich habe natürlich eine gewisse Visitenkarte und erreicht, was nicht viele geschafft haben. Und ja, ich bin ein Spieler, der eine Partie mit einem Pass, mit einem Tor für die Mannschaft entscheiden kann. Aber es ist genau so, wie der Trainer diese Woche gesagt hat: Die Mannschaft braucht Shaqiri, und Shaqiri braucht die Mannschaft. Und ich finde, die Harmonie auf und neben dem Platz ist sehr gut.
Die Gegner kennen Ihre Qualitäten mittlerweile sehr genau, sie wissen, wen man im Schweizer Team zuerst stoppen muss. Spüren Sie, dass Ihr Spiel detaillierter studiert wird?
Klar wissen sie, welche Kreise sie einzuschränken haben. Das gilt aber nicht nur in Bezug auf mich. Es ist manchmal schon unangenehm, es gleich mit zwei Gegenspielern zu tun zu haben. Aber neu ist diese Situation ja nicht, in Brasilien war es nicht anders.
Für Sie ist diese permanente Beschattung kein Problem?
Ich glaube, diese Herausforderungen bisher gut gemeistert zu haben. Dazu öffnen sich so Räume für meine Mitspieler. Mein Spiel ist polyvalent, ich breche immer wieder aus, flanke, oder lasse mich zwischen die Linien fallen, spiele als Nummer 10 den letzten Pass, oder gehe selber in den Abschluss.
Was hat das England-Jahr bei Ihnen ausgelöst?
Von einer solchen Liga profitiert jeder. Der Stellenwert der Spieler ist enorm, die Wahrnehmung ist beeindruckend; wer sich dort durchsetzt, geniesst ein hohes Ansehen. Man spürt die Dimension, es wird täglich unglaublich viel in diesen Sport investiert.
Haben Sie persönlich weitere Fortschritte gemacht?
Am meisten gelernt habe ich in den Zweikämpfen. Man gewöhnt sich an die Härte der Duelle, schon im Training muss man ab und zu richtig leiden und beissen. Es geht richtig zur Sache.
Tut Ihnen der regelmässige Vergleich gegen europäische Topteams gut? Der Vergleich mit der Weltklasse ist quasi zur Normalität geworden.
Das kann man so sehen, ja. In England steht jedes Wochenende ein Topspiel auf dem Programm.
Sie debütierten mit 18 an der WM 2010, mit 24 sind sie bei 54 Länderspielen angelangt.
Ich weiss natürlich, woher ich stamme, ich habe nicht vergessen, aus welchen Verhältnissen ich gekommen bin. Auf meine Statistik im Nationalteam bin ich entsprechend stolz. Ein solcher Weg ist im Schweizer Fussball wohl nicht alltäglich.
Gehört die Bilanz mit dem Nationalteam auch zur Visitenkarte? Ist der Stellenwert der SFV-Auswahl für Sie entsprechend hoch?
Jeder soll sich seine eigene Meinung bilden, aber für mich ist die Nationalmannschaft wichtig. Nicht viele Schweizer Spieler können von sich behaupten, eine EM-Endrunde erlebt zu haben. Eine solche Erfahrung bleibt immer in Erinnerung – im Erfolgsfall noch etwas besser ...
Es gibt Schweizer Nationalspieler mit kosovarischen Wurzeln, die sich klar zur Fortsetzung im SFV bekannt haben. Sie noch nicht. Wäre für Sie der Zeitpunkt eines endgültigen Commitments derzeit nicht ideal?
Ich erlaube mir jetzt einmal eine Gegenfrage. Was wäre, wenn Sie angerufen würden vom Nationalcoach des Kosovo und er ihnen Folgendes sagen würde: Du bist der Captain meiner Nationalmannschaft! Was würden Sie dann sagen?
Dann ist diese Frage verschoben?
Es gibt jetzt dazu nichts zu sagen. Es gab keinen Anruf, es gab nichts zu entscheiden. Ich konzentriere mich auf die Euro, ich trage das Schweizer Shirt, ich mache alles für das Nationalteam. Wie ich das immer gemacht habe. Mehr kann ich doch nicht tun, oder?
Sportlich macht ein Wechsel zum Kosovo keinen Sinn (selbst mit Schweizer und Albanische Nationalspieler wird es lange dauern, bis sie ein kompetitieves Team haben), an seiner Verbundenheit zum Kosovo kann es nach dem Statement auch nicht liegen, bleibt nur der gekränkte Stolz und der ist ein schlechter Ratgeber.
Ich glaube es war eine Drohung in Richtung Petkovic: Ich kann auch gehen.