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Olympia 2024: Schützin Audrey Gogniat spricht über ihren Bronze-Gewinn

Audrey Gogniat of Switzerland bronze medal winner in the women's 10m air rifle competition cries as she speaks at the reception in the maison suisse of the 2024 Paris Summer Olympics in Paris, Fr ...
«Ich habe viel zu viel geweint»: Audrey Gogniat wird im Maison Suisse gefeiert.Bild: keystone
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«Ich werde keine Modelinie kreieren» – Schützin Gogniat über Rummel nach Bronze-Gewinn

Bronze-Medaillengewinnerin Audrey Gogniat (21) weiss, dass eine Medaille zwei Seiten hat. Nach ihrem Erfolg spricht die Schützin über Zimmergenossin Nina Christen, ihre Hobbys – und welche Gratulation sie am meisten gefreut hat.
30.07.2024, 22:37
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Sie hatten Tränen in den Augen, als Sie sich bei der offiziellen Feier im «House of Switzerland» auf der Bühne bei ihrem Team bedankten. Haben Sie in den letzten Tagen viel geweint?
Audrey Gogniat: Ja, ich habe viel zu viel geweint. Aber es sind Freudentränen.

Auf Ihrer persönlichen Webseite schreiben Sie als Einleitung: «Wenn ich meinen Werdegang in einem Satz zusammenfassen müsste, würde ich Jean D’Ormesson zitieren: ‹Merci pour les roses, merci pour les épines.› (Danke für die Rosen, danke für die Dornen.)» Warum dieses Zitat des französischen Dichters?
Weil ich mir bewusst bin, dass es im Leben Freud und Leid und in einer Karriere auch Rückschläge gibt. Rosen haben auch Dornen und dieses Bild können wir auf meine Medaille übertragen. Jede Medaille hat zwei Seiten.​

Olympiasiegerin Nina Christen, Sportschiessen, spricht bei einer Podiumsdiskussion anlaesslich dem Olympia-Treff von Swiss Olympic am Donnerstag, 2. November 2023 im Campus Sursee in Oberkirch. Athlet ...
Gogniats Zimmergenossin ist Nina Christen.Bild: keystone

Das weiss auch Nina Christen. Sie teilen hier das Zimmer mit ihr. Sie ist nach ihren Medaillengewinnen von Tokyo vorübergehend in eine Depression geraten. Haben Sie mit Ihr über diese Erfahrungen gesprochen?
Nein. Ich darf immer auf Nina zugehen und etwas fragen. Aber ich bohre nicht. Ich überlasse es ihr, wie und ob sie antworten will. Es ist ihre ganz persönliche Erfahrung und darüber haben wir bisher noch nicht gesprochen. Aber über den Rummel, den nach einem olympischen Medaillengewinn haben wir uns ausgetauscht und sie hat mir ein paar Tipps gegeben.

Befürchten Sie eine ähnliche Erfahrung machen zu müssen?
Nein. Ich werde in Zukunft wohl zu beschäftigt sein.

Sie haben als Hobby Nähen und Malen. Was malen Sie?
Was mir spontan in den Sinn kommt. Ich bevorzuge keine speziellen Sujets.

Ist nun, nach dem Olympischen Medaillengewinn eine Ausstellung mit Ihren Werken geplant?
Nein, nein.

Bronze medalist Audrey Gogniat of Switzerland poses with her bronze medal in front of the Eiffel Tower, on the Trocadero esplanade, one day after the 10m Air Rifle Women event of the Shooting competit ...
In ihrer Freizeit malt und näht Audrey Gogniat gerne – hier strahlt sie mit Bronze vor dem Eiffelturm.Bild: keystone

Nähen Sie Ihre Kleider selbst?
Nein, das könnte ich gar nicht. Es ist einfach ein Hobby, das ich von meiner Gotte übernommen habe.

«Als Überraschung sehe ich die Medaille nicht. Sie ist der Lohn für meine Arbeit.»

Sie könnten nun mit dem olympischen Ruhm eine eigene Modelinie kreieren.
Nein, ich werde keine Modelinie kreieren. Ganz sicher nicht. Ich bleibe bei dem, was ich wirklich kann. Beim Schiessen.

Sie haben überraschend die erste Medaille hier in Paris gewonnen. Sehen Sie ihren Medaillengewinn auch als Überraschung?
Die Emotionen haben mich fast überwältigt und ich brauche noch Zeit, um alles zu verarbeiten und einzuordnen. Aber als Überraschung sehe ich die Medaille nicht. Sie ist der Lohn für meine Arbeit. Ich habe daran geglaubt, dass dieser Traum wahr werden kann und hätte ich das nicht, hätte ich nicht zu den Spielen reisen müssen.

Wissen Sie schon, wo Sie die Medaille aufbewahren werden?
Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Swiss Federal Councillor Ignazio Cassis, left, speaks with Audrey Gogniat of Switzerland bronze medal winner in the women's 10m air rifle competition, at the reception in the maison suisse at the ...
Bundesrat Ignazio Cassis gratulierte Gogniat persönlich.Bild: keystone

Welche Gratulation hat Sie bisher am meisten gefreut?
Ich bin nach gar nicht dazu gekommen, alle zu lesen und ich weiss gar nicht, wie viele es sind. Ganz besonders freue ich mich über den persönlichen Glückwunsch von Bundesrat Cassis. Ich komme aus einem kleinen jurassischen Dorf und dass ich je von einem Bundesrat beglückwünscht werden könnte, konnte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen.

Wie geht es jetzt in Paris weiter?
Bisher lebten wir hier wie in einer Blase, um uns ganz auf den Wettkampf konzentrieren zu können Wir haben unser Quartier in Chateauroux, mein Vater hat dort eine Unterkunft gemietet und wir werden noch ein paar Tage bleiben. Nun können wir diese Blase verlassen und einige Wettkämpfe besuchen.

«Ich hoffe, dass ich den Besuch im Olympischen Dorf nun nachholen kann.»

Chateauroux, wo Sie untergebracht sind und wo die Schiesswettkämpfe ausgetragen werden, liegen fast 300 Kilometer ausserhalb von Paris. Haben Sie das Olympische Dorf schon besucht?
Nein, noch nicht. Aber ich hoffe, dass ich nun diesen Besuch nachholen kann.

Aufgezeichnet von Klaus Zaugg.

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