Sport
Kampfsport

Stuart Austin ist MMA-Fighter, aber er sagt: «Ich hasse es, zu kämpfen»

20th August 2022 Copper Box, London, England: PROFESSIONAL FIGHTERS LEAGUE London MMA Stuart Austin celebrates his win against Sofiane Boukichou PUBLICATIONxNOTxINxUK ActionPlus12420119 ShaunxBrooks
Stuart Austin feiert seinen Sieg gegen Sofiane Boukichou.Bild: www.imago-images.de

Dieser MMA-Profi steigt in den Ring, obwohl er sagt: «Ich hasse es, zu kämpfen»

Geld verdienen, indem man andere verprügelt. Die Sinnhaftigkeit von Kampfsportarten wird häufig hinterfragt. Selbst ein gefeierter MMA-Kämpfer wie Stuart Austin will eigentlich gar nicht im Ring stehen.
04.05.2024, 09:53
Ralf Meile
Folge mir
Mehr «Sport»

Die alten Römer liessen zur Belustigung des Volks Sklaven gegeneinander kämpfen. Sie hatten keine Wahl.

Stuart Austin hat die Wahl. Er hasst es, zu kämpfen. Aber er kämpft trotzdem.

«Es ist wie ein Vorstellungsgespräch, aber eines vor 10'000 Leuten. Es ist schrecklich», sagte Austin dieser Tage bei der BBC. Dabei liebe er den Kampfsport und übe ihn aus, seit er fünf Jahre alt sei. Doch zum unerbittlichen Duell Mann gegen Mann, bis einer nicht mehr kann, sagt der moderne Gladiator: «Es ist eine furchtbare Erfahrung, in einem Käfig gegen jemanden zu kämpfen.»

20th August 2022 Copper Box, London, England: PROFESSIONAL FIGHTERS LEAGUE London MMA Stuart Austin throws a punch to the body against Sofiane Boukichou PUBLICATIONxNOTxINxUK ActionPlus12420121 Shaunx ...
Austin bearbeitet seinen Widersacher.Bild: www.imago-images.de

«Niemand zwingt mich, da rauszugehen und zu kämpfen»

Er sei bei weitem nicht der einzige Kämpfer, dem es so gehe, erzählt der 35-jährige Engländer. «Die meisten, die behaupten es zu geniessen, tun es nicht.» Er hat mithilfe eines Sportpsychologen, seinem Bruder, einen Weg gefunden, mit dem Problem umzugehen. «Wenn ich nun in den Ring steige, habe ich einen Tunnelblick. Ich stelle mir vor, wie ich meinem Gegner in einer einfachen Halle gegenüberstehe und das hilft mir.»

Aber warum lässt man seine Fäuste sprechen und sich auf die Birne prügeln, wenn man es verabscheut? Stuart Austin redet gar nicht lange um den heissen Brei herum: «Niemand zwingt mich, da rauszugehen und zu kämpfen. Ich bin aber an einem Punkt angelangt, an dem ich damit vernünftiges Geld verdienen kann. Und wenn man etwas lange Zeit gemacht hat und langsam die Früchte sieht, die man ernten kann, sollte man sich zusammenreissen und weitermachen.» Es gebe schliesslich nichts Schlimmeres als verschwendetes Talent.

Der 1,91 m grosse Faustkämpfer vergleicht seine Situation mit einem gewöhnlichen Angestellten. «Es gibt viele Leute, die nicht aus dem Haus zur Arbeit gehen wollen, wenn es regnet. Manchmal will man etwas nicht tun, aber wenn man gut darin ist und Geld verdienen kann …»

Sein bislang letzter Kampf: Stuart Austin schlägt Adam Palasz.Video: YouTube/OKTAGON UK & Ireland

Keinen Spass mehr, aber Erfolg

Bei 18:8 Siegen steht die Bilanz des MMA-Schwergewichtlers, der bei Oktagon kämpft und den sie «He-Man» rufen, wie die Action-Figur. Wie lange Austin noch in den Ring steigt? Er lässt es offen, sagt aber zugleich, dass es nicht einfacher werde. «Es ist eine wahnsinnige Stress-Situation. Du kämpfst nicht um dein Leben, aber so reagiert der Körper darauf. Und da ich älter und weiser werde, macht es mir einfach keinen Spass mehr.»

Das Perfide: Stuart Austin sagt, ausgerechnet jetzt sei er so gut wie nie zuvor. Seine letzten drei Kämpfe hat er gewonnen. «Das Lustige ist: Je weniger ich es mag und je weniger ich es wettkampfmässig machen will, desto losgelöster werde ich. Das hat mir einen klaren Kopf verschafft und ich bin viel eher in der Lage, im Ring kluge Entscheidungen zu treffen.»

Kampfsportfans können heute Samstag mitverfolgen, wie klug Stuart Austin handelt. In Frankfurt bestreitet er einen Schwergewichts-Titelkampf gegen den Deutschen Hatef «Boss» Moeil.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
60 Sportfotos, die unter die Haut gehen
1 / 62
60 Sportfotos, die unter die Haut gehen
7. Februar 1988: Michael Jordan gewinnt beim NBA-All-Star-Game den Slam-Dunk-Contest. Bei seinem letzten Versuch springt er von der Freiwurflinie ab.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mike Tyson trifft Hasbulla – und eine legendäre Szene wiederholt sich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Christian Weston Chandler
04.05.2024 12:08registriert Dezember 2019
"Die alten Römer liessen zur Belustigung des Volks Sklaven gegeneinander kämpfen. Sie hatten keine Wahl."

Muss dem täglichen Drang nach dem Römischen Reich nachgeben: Das stimmt, aber auch viele wurden freiwillig Gladiatoren, wohl aus den selben Gründen, wieso man heute freiwillig Kampfsportler wird. Auch wird heute wohl überschätzt, wie viele Gladiatoren wirklich in Kämpfen starben. Deren Ausbildung war teuer, da willst du die nicht einfach verheizen. Auch gut möglich, dass sich gerade Gladiatoren aus derselben Schule vor einem Kampf abgesprochen haben, ähnlich wie bei heutigem Wrestling.
251
Melden
Zum Kommentar
avatar
glointhegreat
04.05.2024 17:16registriert Dezember 2014
Der ist ja fast wie ich im job 🤷🏼‍♂️🤣
201
Melden
Zum Kommentar
5
Das Trauma der Eintracht Frankfurt: «Lebbe geht weider»
16. Mai 1992: Nur Abstiegskandidat Rostock kann den zweiten Meistertitel in der Vereinsgeschichte der Eintracht noch verhindern. Dank gütiger Mithilfe des Schiedsrichters gelingt Rostock das Unmögliche und die Eintracht fällt in ein Trauma, aus dem sie sich bis heute nicht befreit hat.

Drei Worte gravieren sich an diesem schwarzen Tag in die Gedächtnisse der Fans von Eintracht Frankfurt: Rostock, Elfmeter und Berg.

Zur Story