Kennen und lesen Sie eigentlich Gotthelf?
Rolf Gasser: Ja, natürlich.
Gott sei Dank.
Warum?
Weil Sie als langjähriger Geschäftsführer des Schwingerverbandes schon ein wenig der Albert Bitzius des modernen Sportes sind: Sie verteidigen die alten Werte ihres Sportes – eigentlich eines althergebrachten Brauchtums – gegen die neumodischen Strömungen des Sportkapitalismus.
Der Geschäftsführer sozusagen als Gralshüter des Schwingens?
Ja, so ungefähr.
Um auf Gotthelf zurückzukommen: Meine Lieblingsszene in den Gotthelf-Filmen spielt in der Käserei zur Vehfreude. Nicht nur, weil ich gelernter Käser bin. Der Käser steht da in seiner Käserei und verkündet, dass «hüt nid käset wird». Weil die gepanschte Milch sich nicht zum Käsen eigne. Er herrscht die Bauern an. Sie sollen abfahren und mit anständiger Milch wiederkommen.
Sie wollen damit sagen: erzieherische Massnahmen, die auch im Schwingen manchmal erforderlich sind. Rolf Gasser in der Rolle des Käsers?
Ja, so meine ich das. Es geht einfach darum, mit Kennzahlen …
… also mit Fakten …
… genau, mit Fakten und nicht mit Emotionen aufzeigen, wohin die Reise geht und was zu tun ist.
Um welche Kennzahlen geht es?
Wie viele Nachwuchsschwinger und wie viele Aktivschwinger haben wir? Wie gross ist unser Verbandsvermögen? Wie gross sind unsere Einnahmen und Ausgaben? Sind alle Schwingfeste vergeben? Wie hoch sind die Zuschauerzahlen? Nicht nur bei eidgenössischen Anlässen, sondern auch bei anderen Festen. Wie ist das Stimmungsbarometer ganz allgemein in der Öffentlichkeit? Das alles erfassen wir jeden Monat in einem Rapport.
Sie messen sozusagen jeden Monat den Puls der Schwingerszene?
Das ist meine Aufgabe.
Und wie sehen die Zahlen beim Schwingerverband aus?
Wir haben rund je 3000 Jungschwinger und Aktivschwinger. Im Jahr 2023 konnten wir die Zahl der Jungschwinger um mehr als 300 steigern, das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Der Erfolg ist möglich, weil wir eine hohe Medienpräsenz haben. In dieser Beziehung hat das Schweizer Fernsehen einen riesigen Effort gemacht, die Rolle des Fernsehens bei der Entwicklung des Schwingens kann gar nicht hoch genug eingesetzt werden. Früher wollten wir auf dem Pausenplatz beim Fussball die Tricks von Pelé und Karli Odermatt nachahmen, die wir im Fernsehen gesehen haben. Nun eifern immer mehr Buben und auch Mädchen den Schwingern nach. Weil sie das Schwingen aus dem Fernsehen kennen. Wir können nur bestehen, wenn wir die Jungen erreichen.
Wie sieht es beim Geld aus?
Wir sind dazu in der Lage, unser Verbandsvermögen in der Höhe von 1,8 bis 2 Millionen Franken zu erhalten und wir nehmen jedes Jahr rund eine Million ein, die wir laufend vor allem in die Förderung des Jungschwingens und in die Ausbildung (Kampfrichter, Jungschwingerleiter, Speaker, eigene Medienschaffende) investieren. Beispielsweise führen wir jedes Jahr im September einen Schnuppertag durch. Landesweit «porzen» gut 2000 Buben und Mädchen im Sägemehl herum. Die Organisation eines solchen Anlasses kostet Geld. Wichtig ist für mich, dass wir mit den Einnahmen auf allen Ebenen den Nachwuchs fördern: 50 neue Jungschwinger sind mir lieber als eine neue Klubfahne für den Schwingklub.
Über Geld müssen wir schon noch vertiefter reden.
Ich weiss, was jetzt kommt.
Sie können Gedanken lesen?
Nein, aber ich kenne meine Pappenheimer. Also: Die Schwinger haben im letzten Jahr so viel Geld durch Werbeverträge eingenommen wie noch nie. Wir bekommen von diesen Einnahmen zehn Prozent. Das waren letztes Jahr 320'000 Franken, 30'000 mehr als im Vorjahr. 2011 waren es noch 70'000 Franken.
Das bedeutet: Das Sponsoring-Volumen der Bösen ist seit 2011 von 700'000 auf sage und schreibe 3,2 Millionen Franken gestiegen?
Korrekt. Dank der grossen Medienpräsenz, die letztlich allen etwas bringt. Die Organisatoren verdienen etwas, die Sponsoren bekommen eine Möglichkeit, Swissness zu präsentieren und die Schwinger haben die Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Gotthelf würde sagen: Das Geld nicht für Tand* ausgeben.
Ich sehe, auch Sie lesen Gotthelf.
(* Dieses Wort habe ich nicht gekannt und musste es googeln, es steht für nutzlosen Plunder.)
Aber wir sind mit dem Thema Geld noch nicht fertig.
Ja, nun kommt Geist und Geld.
Genau. Wie konnte es zum Sündenfall Pratteln kommen? 3,8 Millionen Minus beim Eidgenössischen, bei einem Budget von 42 Millionen. Wenn das der Ernst Marti, Obmann des Eidgenössischen Schwingerverbandes in den Jahren von 1971 bis 1979, noch hätte erleben müssen!
Das war hoffentlich einmalig und wir haben mitgeholfen, das Defizit zu decken. Wir haben auf die 323'000 Franken verzichtet, die uns beim ESV als Anteil an den verkauften Tickets zugestanden wären. Für uns war klar: Wenn Private helfen und Sponsoren verzichten sollen, dann müssen auch wir das tun. So haben wir erreicht, dass das Defizit ausgeglichen worden ist und sogar pro Helferstunde sechs Franken ausbezahlt werden konnten.
Und wie geht es nun weiter? Wie verhindern Sie den nächsten Sündenfall?
Das nächste Eidgenössische 2025 auf dem Flugplatz Mollis im Glarnerland darf auf keinen Fall ein zweites Pratteln werden. Die Herausforderungen sind gross: Die SBB können höchstens 30 Prozent der Besucherinnen und Besucher nach Mollis befördern. Bei Burgdorf waren es 2013 beispielsweise gut 80 Prozent. Die SBB müssen für Mollis in Näfels und Weesen die Bahnhöfe temporär ausbauen und für die Kosten in der Höhe – laut SBB – von 2,8 Millionen Franken muss das Schwingfest-OK aufkommen.
Dann müsste eigentlich bei der Vergabe eines Eidgenössischen die Bahninfrastruktur vermehrt im Zentrum stehen.
Genau. Bei künftigen Vergaben müssen wir auf die Verkehrssituation achten. Die SBB sagen, es gibt höchstens noch sechs oder sieben Standorte, wo Zusatzbauten nicht erforderlich sind. In Thun, wo das übernächste Eidgenössische 2028 stattfindet, werden nur marginal temporäre Ausbauten notwendig sein.
Die Spar-Diskussionen rund um die Armee dürfte Ihnen auch Sorgen bereiten.
Das ist so. Die Armee ist nach meiner Einschätzung mit ihren Leistungen – Mithilfe Auf- und Abbau der Schwingarena, allenfalls Mithilfe Verkehrsleitung und Sanitätsdienst – wohl der grösste Sponsor eines Eidgenössischen. Bei der Organisation sind wir auf die Armee angewiesen, beim Eidgenössischen 2016 in Estavayer waren es über 5000 Mannstage, für Mollis sind es noch 3600 Mannstage, die zur Verfügung gestellt werden, so brechen Arbeitsleistungen im Wert von gut einer Million Franken weg.
Ich denke, dass es sich hier um einen sinnvollen Einsatz der Armee in Friedenszeiten handelt. Das Eidgenössische ist ja ein Fest, das unser Land abbildet und etwas zum Zusammenhalt des Landes beiträgt. Nur dank dieser Unterstützung durch die Armee ist es möglich, dass wir die Ticketpreise in einem vernünftigen Rahmen halten können. Müssten wir alle Kosten – auch diejenigen der freiwilligen Helfer – voll bezahlen, müssten wir mindestens 500 Franken verlangen. So sind es aber weniger als 300 Franken. Wenn wir ein Fest mit Bier und Bratwurst für alle organisieren, dann können wir nicht Kaviar-Preise verlangen.
Also ein Ticketpreis, den sich auch ein Bauernknechtli leisten kann.
Die landwirtschaftlichen Fachangestellten verdienen heute mehr als zu Gotthelfs Zeiten.
Wir können bei all den Kosten und Herausforderungen von der verlorenen Romantik des Eidgenössischen reden.
Sie mit Ihrer Romantik! Es ist einfach die neue Realität.
Wir möchten noch etwas Salz in die Wunden streuen. Wie konnte es überhaupt zum Sündenfall Pratteln kommen? Wo Sie doch monatlich den Puls messen?
Der ESV ist nicht der Organisator des Eidgenössischen. Wir kümmern uns nur um den schwingerischen, also den sportlichen Bereich.
Ja, klar. Trotzdem: Wie ist dieser Sündenfall möglich geworden?
Ein Teil ist Selbstverschulden der Organisatoren. Beispielsweise konnten ein zu grosser Teil der VIP-Pakete nicht verkauft werden und mussten für 265 statt für 1000 Franken abgegeben werden.
Da hätte sich ein Bauernknechtli ein VIP-Ticket leisten können. Spass beiseite: Wie hoch war der daraus resultierende Verlust?
Siebenstellig. Das war wie gesagt Selbstverschulden. Es gibt aber auch Faktoren, die von den Organisatoren nicht beeinflusst werden konnten. Zuerst hat ein Amt des Kantons Baselland keine Teerung auf dem Festgelände verlangt und dann hat ein anderes Amt vorgeschrieben, dass doch geteert werden muss, was zu grossen Mehrkosten führte. Insgesamt war das Festgelände gemessen an den vorhandenen Gegebenheiten zu gross. Bei einer Redimensionierung wären die zwei teuren Fussgängerbrücken über die Bahngeleise nicht nötig gewesen. Aber eben: «hätti und wetti» …
… waren zwei Brüder, die am Ende nichts hatten. Wir können zusammenfassend im Sinne von Gotthelf ein wenig tadelnd sagen: Der Eidgenössische Schwingerverband hat in Pratteln der Mähre* zu wenig zum Auge geschaut.
Danke, das ist auf mich gemünzt. Ja, da tragen wir Mitverantwortung. Wir sind ja, wie schon gesagt, nicht Veranstalter, wir kümmern uns nur um den sportlichen Bereich und bekommen dafür 16 Prozent der Ticketeinnahmen. Wir haben aber sicherlich zu sehr nur auf diesen sportlichen Bereich geschaut. Nun beraten wir die Organisatoren besser und enger.
(* Mähre ist ein altdeutscher Ausdruck für Streitross oder Stute. Wer der Mähre nicht zum Auge schaut – also sich sorgfältig um das Wohlergehen seines edlen Pferdes kümmert –, ist nachlässig. Daher der Ausdruck «der Mähre zum Auge schauen».)
Der Mähre wird zwar weiterhin nicht zum Auge geschaut, aber sie wird besser beraten.
Manchmal ist es besser, auf Ihre Einlassungen nichts zu erwidern.
In Burgdorf werden dieses Jahr drei Feste – das Kantonale, das Oberaargauische und das Emmentalische – am gleichen Ort durchgeführt. Ist die bessere Nutzung einer Festinfrastruktur eine Option für die Zukunft?
Ja, in Mollis wird beispielsweise die Migros die gesamten Anlagen für ihre Hundertjahr-Feier nach dem Fest am Montag und Dienstag übernehmen. In Burgdorf wollten wir auf dem Festgelände ein Open-Air-Konzert organisieren. Das war dann doch nicht möglich. 2016 war in Estavayer die Durchführung eines Eishockey-Open-Air-Spiels zwischen Fribourg-Gottéron und dem SC Bern in der Schwingfest-Arena geplant. Leider waren die Kosten dann doch zu hoch.
Da wollte man am grossen Rad drehen. Realistischer ist wohl die Durchführung von mehreren Schwingfesten in der gleichen Arena wie nun in Burgdorf.
Burgdorf ist speziell und so nur möglich, weil der Schwingclub Burgdorf dem Oberaargauischen wie dem Emmentalischen Gauverband angehört. Ein Selbstläufer ist diese Kombination von Veranstaltungen nicht. Je ein Fest am 1., am 3. und am 11. August ist viel für die Zuschauerinnen und Zuschauer und für die Helferinnen und Helfer.
Drei Schwingfeste am gleichen Ort, aber kein Jungschwingertag. Das wird kritisiert. Sie sagen ja auch, wie wichtig der Nachwuchs im Schwingen ist.
Die Kritik ist berechtigt. Ich kann zwar bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass der Aufwand den Organisatoren in Burgdorf zu gross ist. Der Jungschwingertag ist immerhin eine Veranstaltung von 250 bis 300 Buben. Eigentlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass bei diesen Festen auch der Jungerschwingertag durchgeführt wird. Ab 2026 kommt nun ins Pflichtenheft der Organisatoren des Bernisch-Kantonalen Schwingfestes, dass am Samstag auch der Jungschwingertag organisiert werden muss. Dieses Jahr wird im Juni der emmentalische Jungschwingertag nun eben in Sumiswald und im Juli der kantonale und der oberaargauische Jungschwingertag in Huttwil durchgeführt.
Blicken wir noch ein wenig in die Zukunft: Schwingen die Berner beim nächsten Eidgenössischen in Mollis wieder obenauf?
Der Weg wird in Mollis – so wie es heute aussieht – über Fabian Staudenmann, Joel Wicki und Samuel Giger führen. Wicki muss mit seiner Statur immer 120 Prozent geben, um erfolgreich zu sein. Das macht ihn doch etwas verletzungsanfällig. Staudenmann ist ein unheimlicher Athlet und momentan der kompletteste Schwinger, er kann auch am Boden zum Resultat kommen. Giger hat im mentalen Bereich enorme Fortschritte gemacht und er hat ja Berner Wurzeln: Sein Grossvater ist von Brienzwiler in die Ostschweiz ausgewandert und seine Mutter pflegt immer noch das Brienzertütsch.
Wer sind die aussichtsreichsten Herausforderer?
Aus der Ostschweiz Werner Schlegel, aus dem Kanton Bern Michael Moser, der mich von seiner Postur her an David Roschi erinnert. Er muss allerdings an Muskelkraft noch etwas zulegen. Mein persönlicher Favorit, vielleicht nicht schon für Mollis, aber für die weitere Zukunft, ist Fabian Hiltbrunner vom Schwingklub Sumiswald. Er mahnt mich in der Art, wie er schwingt, ein wenig an Jörg Abderhalden, Christian Stucki oder Ruedi Hunsperger.
Sie vergleichen ihn mit diesen Titanen?
Er hat in seiner Art, wie er schwingt, wie er sich in allen Situationen verhält, etwas von den drei.
Wir müssen noch einmal auf Gotthelf zurückkommen.
Geld und Geist?
Sie sagen es. Nun verdienen die Schwinger Geld, die ganz Bösen sogar bös viel und mit dem Geld ist auch der Neid eingekehrt. Wieder ist ein Stück Sägemehlromantik dahin.
Neid ist eine versteckte Form der Anerkennung.
Aber es besteht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft. Es gibt nicht mehr bloss Schwinger mit und ohne Kranz. Es gibt jetzt auch solche mit und ohne Werbeverträge.
Ja, das ist eine Gefahr. Es hat jeder eine Chance, aber so wie es auch nicht jeder Eishockey-Junior zu einem Profivertrag beim SC Bern oder bei Langnau bringt, so kann nicht jeder im Schwingen in die Kränze und zu Werbeverträgen kommen.
«Neidtechnisch» besteht aber ein erheblicher Unterschied zwischen Kränzen und Geld.
Das stimmt. Aber so wie nur die Besten Kränze gewinnen können, so stehen Werbeeinahmen nur für die Besten offen. Die Besten können das Geld in ihre Karriere investieren, indem sie das Arbeitspensum reduzieren und sich bessere Trainingsbedingungen leisten. Dagegen gibt es nichts einzuwenden.
Man kann ja auch in der MyHockey League Spass am Hockey haben. Ohne viel zu verdienen.
Genau.
Wie viele Schwinger verdienen mehr als 100'000 Franken?
Sagen wir es so: Ungefähr zehn Schwinger können es sich leisten, Profi zu sein und vom Schwingen zu leben. Aber sie verdienen natürlich nicht genug, um für den Rest des Lebens ausgesorgt zu haben. Es reicht einfach zum Leben.
Wie viel braucht ein Spitzenschwinger zum Leben?
So viel, dass es für einen guten schweizerischen, mittelständischen Lebensstandard reicht.
Am Stammtisch wird immer wieder behauptet, Christian Stucki verdiene nach wie vor durch Werbung eine halbe Million.
Man darf sagen, dass das nicht stark übertrieben ist.
Ist er im Geldverdienen die Nummer 1?
Sicher nicht bloss die Nummer 4. Christian Stucki ist einfach ein Phänomen. Er würde wohl keine Vorlesungen an der Uni Bern halten, aber seine Schlagfertigkeit ist einfach grandios.
Er kann ein Bernhard Russi im Sägemehl werden.
Ja, Obwohl er nur einmal König war und sogar Joel Wicki – einmal König und einmal Erstgekrönter – erfolgreicher an den Eidgenössischen ist.
Ja, weil Joel Wicki halt kein Charisma hat und langweilig ist.
Sagen wir es so: Er geniesst in Schwingerkreisen höchste Anerkennung und Respekt. Aber er strahlt nicht so über die Schwingerszene hinaus wie Christian Stucki.
Wahrscheinlich ist es sogar besser, dass Christian Stucki 2013 nicht König geworden ist. Dort hat er sich bei der Schlussgangniederlage gegen Matthias Sempach als König der Herzen viel Sympathien geholt.
Das dürfte wohl so sein. Nach 2013 hat er sich weiterentwickelt und es ist ihm gelungen, eine Marke zu entwickeln.
Eigentlich ist er ein Glücksfall für das Schwingen.
So ist es.
Ein Thema dürfen wir gerade unter uns Gotthelf-Lesern nicht vergessen. Es gibt wenige Dichter der Weltliteratur, die so eindrucksvolle Frauenportraits geschrieben haben wie Gotthelf. Denken wir nur an Anne Bäbi Jowäger, Uelis Vreneli oder an Änneli in der Käserei zur Vehfreude. Wie steht es um das Frauenschwingen?
Wir sind für das Frauenschwingen nicht verantwortlich. Die Organisation des Frauenschwingens gehört nicht zum Schwingerverband. Wir würden das Frauenschwingen gerne in ferner Zukunft als sechsten Teilverband in den Eidgenössischen Schwingerverband aufnehmen. Aber der Frauenverband hat nur 200 Mitglieder und beim ESV sind es 67'000.
Die Frauen ziehen es vor, selbstständig zu bleiben. Aber wir unterstützen die Frauen, so wie wir können. Wir stellen unsere Reglemente und Unterlagen zur Verfügung und die Zusammenarbeit ist gut. Neu integrieren wir ab dem Jahr 2025 auch die Mädchen zwischen 6 und 10 Jahren an unseren Jungschwingertagen. Eine komplette Zusammenführung der Frauen und Männer im Schwingen ist allerdings schwierig. Sie braucht Zeit und sie wird kommen. Aber es ist wie beim Eishockey. Frauen- und Männer-Schwingen sind wegen der Elemente Kraft, Wucht und Explosivität verschiedene Sportarten wie Männer- und Frauenhockey.
Um bei Gotthelf zu bleiben: Frauen- und Männerschwingen werden nach vielen Irrungen und Wirrungen eines Tages doch zueinanderfinden wie der reiche Liebiwiler Resli und das Annamareili vom Dorngrüt.
Das haben Sie schön gesagt.
Wie es sich unter Gotthelf-Verstehern gehört. Wir danken für das Gespräch.
Aus der Monats-Zeitschrift «Wurzel»