Sag das doch deinen Freunden!
Am Wochenende ist an der Radquer-WM eine junge Belgierin als Betrügerin entlarvt worden. Die 19-Jährige hatte kein Doping genommen. Das überliess Femke Van den Driessche ihrem Bruder Nils, der aus diesem Grund momentan gesperrt ist. Nicht Femke, sondern ihr Velo war gedopt: Die Funktionäre fanden im Rahmen einen Motor.
Wenn Femke Van den Driessche wirklich mit Absicht betrogen hat, dann wird sie gesperrt, gebüsst – und geächtet. Zurecht, denn dann hat sie nicht nur ihre Konkurrentinnen betrogen, sondern einen ganzen Sport in den Misskredit gebracht. Und zwar nicht nur den Profisport. Die Berufssportler sind sich mittlerweile wohl ohnehin gewohnt, dass sie in weiten Teilen der Bevölkerung des Dopingmissbrauchs und damit des Betrugs beschuldigt werden.
Die wahren Opfer sind nicht Fabian Cancellara und Co. Die wahren Opfer sind die vielen jungen Talente in aller Welt und die Millionen von Hobbyfahrern. Seit die «Motor-Doping-Bombe» am Samstagabend geplatzt ist, wurde ich schon von mindestens einem Dutzend Personen darauf angesprochen. Spitzenreiter ist ganz klar die Frage: «Dein neues Rennvelo hat sicher auch einen Motor?» Ja, mega witzig, haha.
Diese Aussagen von Freunden und Verwandten stören mich nicht. Ich weiss, wie sie gemeint sind und ziehe ja auch selber gerne mit faulen Sprüchen auf. Und schliesslich weiss ich genau, dass mein neues Rennvelo keinen Motor besitzt. Es ist ja kein Töff.
Mich nervt es aber schon jetzt ein wenig, wenn ich an Pässefahrten im Sommer denke. Ich stelle mir vor, wie ich schwitzend, aber strahlend neben einem Passschild stehe, um ein Erinnerungsfoto an eine schöne, harte Tour zu schiessen. Und wie Touristen die Szene beobachten, meine zu vielen Kilos auf den Rippen bemerken und sich zuraunen: «Schau, der Dicke hat doch sowieso einen Motor.» Höhöhö.
Das wird mich dann doch nicht kalt lassen. Selbst wenn ich nur zum Plausch fahre, tut so eine Aussage ein bisschen weh. Ich erwarte nicht, dass irgendein Fredi mit seinem Cabrio oder irgendeine Vreni mit ihrem Trike auf der Passhöhe es honoriert, dass ich letztes Jahr über 5000 Kilometer gestrampelt bin. Ich mache das ja für mich und nicht für sie.
Aber sie sollen nicht jeden auf einem Rennvelo auslachen, nur weil eine junge Belgierin mit einem Motörli betrog. Stattdessen dürfen sie sich noch so gerne an denjenigen Touristen orientieren, die uns Velofahrern dann und wann anerkennend zunicken oder die uns gar zuklatschen, wenn wir im Schneckentempo hoch fahren, während sie am Strassenrand auf Campingstühlen Zmittag essen.
Dieses «Doping» gibt vielleicht nicht ganz so viel Power wie ein Motörli. Aber genügend Kraft, um es bis zur nächsten Kurve zu schaffen.
I want to believe. ;)
PS: Danke für die tollen Bilder aus der Bergwelt!