Vladimir Petkovic und sein ehemaliger Captain Gökhan Inler. Nimmt er ihn mit an die Euro 2016? Bild: KEYSTONE
Am Mittwoch wird Vladimir Petkovic eine erste Kaderliste mit 27 oder 28 Namen präsentieren. Den letzten Cut auf 23 Akteure muss er erst am 29. Mai vollziehen. Klar scheint: Gökhan Inler reist kaum an die EM. Dabei wäre er eminent wichtig – selbst wenn er nicht spielt.
Gökhan Inler hat sportlich eine Saison zum Vergessen hinter sich. Von Napoli wechselte er zu Leicester City aufs Abstellgleis, einen geschickten Wintertransfer verpasste er und in der Nati wurde der Captain im März abgesägt. Kein Wunder bei nur vier Einsätzen in diesem Jahr. Zwei davon im FA-Cup, zwei in der U21.
38 Prozent der watson-User befanden anfangs März – vor dem Nicht-Aufgebot – noch: Inler soll zur EM, auch wenn er bei Leicester nicht spielt. Zwei Wochen später – nach dem Nicht-Aufgebot – waren sich 86 Prozent der User einig: Alles richtig gemacht.
Dass Inler aufgrund dieser Saison auch für die Euro 2016 nicht dabei sein wird, erscheint logisch. Vielleicht schafft es der 31-Jährige nicht mal auf die erste Liste, die Petkovic am Mittwoch bekanntgeben wird.
Es wäre ein grosser Fehler.
Gökhan Inler: Auf dem Feld gibt es für die EM bessere, aber daneben kann er Gold wert sein.
Bild: KEYSTONE
Denn Inler bringt nicht nur die Erfahrung aus 89 Länderspielen und drei Endrunden (EM 2008, WM 2010, WM 2014) mit, sondern noch einen ganz grossen Pluspunkt: Der Leicester-Edelreservist gehörte dem Team an, das eine der allergrössten Sensationen der Fussball-Geschichte vollbrachte.
Egal, dass er nicht gespielt hat. Der 31-jährige Oltner war beim Wunder täglich dabei, rannte im Training, sass in der Kabine, spürte, was so ein Erfolg bewirken kann. Diese Erfahrung ist unbezahlbar.
Der Nati geht es ähnlich wie Leicester vor der Saison. Niemand gibt ihr Kredit, nach den enttäuschenden Resultaten in diesem Jahr spricht man eher vom Vermeiden einer Blamage und null Punkten als einer Viertelfinal-Qualifikation.
Das Gefühl, bei einem der grössten Wunder dabei gewesen zu sein: unbezahlbar. Bild: Carl Recine/REUTERS
Dabei ist die Marge bei den EM-Teilnehmern so klein. Es braucht eine Initialzündung, eine glückliche Wendung und plötzlich läuft's. Fragt mal bei Dänemark oder Griechenland nach.
Inler muss an der EM keine Minute spielen. Von mir aus kann ihn Petkovic als dritten Goalie aufbieten. Er hat nur eine Aufgabe: den Geist von Leicester in die Nati zu übertragen und den Jungs jeden Tag nach dem Nachtessen vom Wunder der «Foxes» zu erzählen.