Seit 20 Jahren dominieren die «Big 3» die Tenniswelt. Es begann 2003 mit dem ersten Titel von Roger Federer in Wimbledon. Dann stiess Rafael Nadal dazu und ab den 2010er-Jahren gewann auch Novak Djokovic regelmässig Grand-Slam-Titel und liess dem Rest des Tenniszirkus nur Brotkrumen übrig. Seit Federers Major-Premiere 2003 haben er, Nadal und Djokovic von 80 Grand-Slam-Turnieren nur 14 der Konkurrenz überlassen.
Drei Generationen an Tennisspielern verzweifelten fast immer an den «Big 3». Die Spieler ihrer eigenen, der goldenen Generation: Andy Murray, Stan Wawrinka, Jo-Wilfried Tsonga, Richard Gasquet, Andy Roddick, David Ferrer oder Juan-Martin del Potro.
Auch die nächsten zwei Generationen schafften die Ablöse nicht. In Tenniskreisen spricht man von der «Lost Gen» (verlorene Generation) rund um Kei Nishikori, Milos Raonic, David Goffin oder Dominic Thiem. Und man spricht von der «Next Gen» (nächste Generation) mit Nick Kyrgios, Matteo Berrettini, Borna Coric, Alexander Zverev, Daniil Medwedew oder Stefanos Tsitsipas. Zwar konnten einige dieser Spieler grosse Titel gewinnen, aber niemand konnte der Dominanz von Federer, Nadal und Djokovic ein Ende setzen.
2195 - Carlos Alcaraz is the first player to defeat Novak Djokovic in Wimbledon since Tomas Berdych in quarter-finals 2017, 2195 days ago by retirement. Incredible.#Wimbledon | @Wimbledon #WimbledonFinal pic.twitter.com/X0laTZ1Jdb
— OptaAce (@OptaAce) July 16, 2023
Gestern wurde aber tatsächlich ein neues Tenniszeitalter eingeläutet. Carlos Alcaraz entthronte Novak Djokovic im Wimbledon-Final. Ausgerechnet auf dem heiligen Rasen von Südlondon, in dem Stadion und auf der Unterlage, auf der der Serbe am unantastbarsten schien. Der Spanier fügte Djokovic die erste Wimbledon-Niederlage seit sechs Jahren zu.
Das alleine ist aber nicht genug, um eine neue Zeitrechnung einzuläuten. Es ist die Art und Weise, wie Alcaraz gewonnen hat, die uns diesen Glauben gibt. Er profitierte nicht von einer Aufgabe, wie der letzte Djokovic-Bezwinger in Wimbledon (Tomas Berdych, 2017), sondern spielte schlicht und einfach besser als der Serbe.
Im French-Open-Halbfinal vor wenigen Wochen musste Alcaraz gegen Djokovic noch aufgeben – weil er zu verkrampft und nervös war. Gestern im Wimbledon-Final war diese Nervosität nur einen Satz lang zu spüren.
RACQUET SMASH: Novak Djokovic was unable to keep his cool as his long reign at Wimbledon was brought to an end by Spaniard Carlos Alcaraz in an epic men's singles final. 🎾 #9News
— 9News Australia (@9NewsAUS) July 17, 2023
HIGHLIGHTS: https://t.co/AxhB6GIW6R pic.twitter.com/QKZZCpmZld
Nach dem 1:6 im ersten Durchgang übernahm Alcaraz das Zepter und zeigte, dass Djokovic schlagbar ist. Mit starken Aufschlägen auf den gegnerischen Körper nahm er die Return-Stärke des Serben aus dem Spiel und schlug ihn mit seinen eigenen Waffen. Alcaraz brachte selbst unerreichbar scheinende Bälle zurück und trieb Djokovic so zur Weissglut. Und als er die Chance hatte, den grossen Triumph zu sichern, bewies der erst 20-Jährige grosse Nervenstärke und verwertete gleich den ersten Matchball.
Der Spanier vereint den Spielwitz und die Kraft von Federer mit dem Tempo und der Agilität von Nadal sowie mit der mentalen Stärke von Djokovic – eine beeindruckende Kombination. Selbst Djokovic musste nach der Finalniederlage zugeben: «Einen Spieler wie ihn habe ich noch nie gesehen.»
'People have been talking in the past - 12 months or so - about his game consisting of certain elements from Roger, Rafa, and myself - I would agree with that, I think he's got basically best of all three worlds'
— Bastien Fachan (@BastienFachan) July 16, 2023
Incredible praise from Djokovic to Alcaraz pic.twitter.com/uIgka6O4A6
Roger Federer ist bereits zurückgetreten. Rafael Nadals Rücktritt folgt nächste Saison. Und Carlos Alcaraz hat gezeigt, dass er in der Lage ist, Novak Djokovic selbst auf dessen bester Unterlage zu schlagen. Der Spanier führt die neuste Tennisgeneration um ihn und andere riesige Talente wie Holger Rune und Jannik Sinner in ein neues Zeitalter.
- Rafa "wohnt" in Paris
- Nole "wohnt" in Melbourne.
- NYC ist nicht eindeutig. Kann sich wohl keiner dauerhaft die Miete leisten da 😂