Was stand da alles auf dem Spiel. Es ging um viel mehr als nur drei Punkte. An dieser Heim-EM geht es für die Schweizer Fussballerinnen auch darum, dafür zu sorgen, dass ihr Sport in diesem Land weiter wachsen kann.
Ganz viel Druck also auf den Schultern der 11 Spielerinnen vor der Schweizer Rekordkulisse von 34'063 Zuschauenden. Doch nicht die geringste Spur davon, dass dieser Druck lähmen könnte. Von der ersten Minute an zeigte die Schweiz ein hervorragendes Spiel.
Leidenschaftlich, engagiert, mutig, offensiv – mehr kann man von einem Fussballteam nicht verlangen. Es machte Spass, dieser Nati beim Kicken zuzusehen.
Den Auftritt mit Herz krönte Nadine Riesen nach einer knappen halben Stunde mit dem verdienten 1:0. Die St.Gallerin sprintete am linken Flügel Mal für Mal in Richtung Tor. Géraldine Reuteler war vorne überall anzutreffen. Riola Xhemaili band Verteidigerinnen an sich. Noelle Maritz setzte mit einem beherzten Tackling ein Ausrufezeichen. Lia Wälti dirigierte im Mittelfeld. Livia Peng hielt, was auf ihren Kasten kam.
Dieser Auftritt kam in dieser Form praktisch aus dem Nichts. Die Equipe von Trainerin Pia Sundhage präsentierte sich in den vergangenen Monaten oft leblos, schien sich ihrem Schicksal uninspiriert zu ergeben. Doch just als es zählte, gelang es der Schwedin, ihr Team auf den Punkt so einzustellen, dass sehr vieles aufging.
Doch leider hatte auch dieses Fussballspiel zwei Halbzeiten. Und nach dem Seitenwechsel kam das favorisierte Norwegen besser ins Spiel – auch weil die Schweizerinnen dies zuliessen. Innert vier Minuten war alles zunichtegemacht, was vor der Pause aufgebaut worden war. Ein schlecht verteidigter Eckball und ein Eigentor sorgten für die Wende.
Im Land der Berge, die an dieser EM mit dem Motto «Summit of Emotions» («Gipfel der Emotionen») eine Rolle spielen, hatte eine norwegische Riesin das bessere Ende: Ada Hegerberg. Die ehemalige Weltfussballerin des Jahres und sechsfache Champions-League-Siegerin besass mit ihren 1,77 m bei ihrem Ausgleichstor die Lufthoheit und sie war es, vor der Julia Stierli bei ihrem Eigentor in Extremis klären musste.
Reuteler hatte in der Schlussphase eine goldene Möglichkeit, der Schweiz wenigstens einen Punkt zu sichern. Doch vor dem Tor versagten ihr die Nerven. Es wäre der verdiente Lohn gewesen.
Was blieb, war pure Enttäuschung – und trotz allem Zuversicht. An ihrer sackstarken ersten Halbzeit muss sich die Nati orientieren. Wenn sie erneut so spielen kann, dann kann sie gegen Island (Sonntag) und Finnland (Donnerstag) nachholen, was zum EM-Start noch nicht geklappt hat. Noch ist der Gipfel, die K.-o.-Phase, in Sichtweite.
Mir hat es grossen Spass gemacht den Schweizerinnen zuzuschauen. Sie haben mich sehr positiv überrascht und ich freue mich auf die nächsten Spiele. 💪🏻😍🇨🇭