Für Vladimir Petkovic ist ein Unentschieden nur ein halbes Resultat. Das sagte der Trainer der Schweizer Nationalmannschaft vor dem WM-Auftaktspiel gegen Brasilien. Aber dieses 1:1 gegen den Rekord-Weltmeister ist mehr als ein halbes Resultat. Die Schweiz hat quasi 1:1 gewonnen. Mit Glück, mit Leidenschaft und grosser Solidarität.
Fussball funktioniert nicht nach Schema X. 2010 startete die Schweiz gegen den amtierenden Europameister Spanien in die WM und siegte 1:0. Also, dachten viele, gibt es keinen besseren Moment gegen Brasilien zu spielen als zum Auftakt. Aber das Brasilien von heute ist nicht das Spanien von damals.
Spanien nahm die Schweiz auf die leichte Schulter. Ganz anders die Brasilianer. Ihr letzter WM-Auftritt endete mit einem 1:7-Debakel gegen Deutschland. Heisst: Sie haben keine Anlaufzeit. Sie stehen an dieser WM von Beginn an in der Bringschuld. Entsprechend ernsthaft sind sie die «Aufgabe Schweiz» angegangen.
Petkovic sagte vor dem Spiel auch: «Nur mit dem Achtelfinal sind wir nicht zufrieden.» Grosse Worte. Nun folgten – mit wenigen Abstrichen – grosse Taten. Sicher: Brasilien hatte mehr Torchancen und die Schweiz etwas Glück, dass der Schiedsrichter Zubers Schubser vor dem Ausgleich zum 1:1 nicht ahndete.
Uns kann es recht sein. Ausserdem ist der Punkt nicht gestohlen. Denn die Schweiz hat einmal mehr Zeugnis ihrer Reife und ihres Selbstbewusstseins abgelegt. Es gehört mittlerweile zur DNA dieses Teams, den grössten Teams der Welt auf Augenhöhe zu begegnen. Mehr noch: Sie sogar so richtig zu ärgern. Das macht Freude.