Jakob Ingebrigtsen ist sehr überzeugt von sich. Kürzlich sagte der 22-Jährige in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger: «Ich bin im Mittelstreckenfeld der Einzige mit Tattoos - weil ich der Einzige bin, der gewinnen will. Ich bin derjenige, der heraussticht.» Von daher passt es sogar nicht zu seinem Selbstverständnis, dass er sich über 1500 m wie vor einem Jahr in Eugene mit WM-Silber begnügen musste. Er begründete die Niederlage damit, dass er sich nicht zu 100 Prozent fit gefühlt habe.
Nun kehrt Ingebrigtsen doch noch mit einer Goldmedaille nach Hause. Denn im Final über 5000 m fing er auf den letzten Metern den für Spanien laufenden gebürtigen Marokkaner Mohamed Katir noch ab und distanzierte diesen bei einer Siegerzeit von 13:11.30 Minuten um 14 Hundertstelsekunden. «Dieser Titel bedeutet mir sehr viel, nachdem ich über 1500 m erneut verloren habe», sagte Jakob Ingebrigtsen. «Ich war nicht in Bestform, aber ich hatte die nötige Motivation und bekam grossartige Unterstützung.»
Deutschland beendet die 19. Leichtathletik-Weltmeisterschaften ohne Medaille. Das ist an diesem Anlass das erste Mal überhaupt der Fall. Am Sonntag stach in Budapest mit Speerwerfer Julian Weber auch der letzte Trumpf nicht. Der 28-Jährige belegte mit 85,79 m den 4. Platz. Gold holte der Inder Neeraj Chopra (88,17) vor Arshad Nadeem aus Pakistan (87,82) und dem Tschechen Jakub Vadlejech (86,67).
Trotz der deutschen Misere mochte Sportdirektor Jörg Bügner eine Anpassung des ambitionierten Zieles, bis 2028 wieder zu den Top 5 der Welt zu zählen, nicht vornehmen. Er musste jedoch feststellen, dass «wir in vielen Disziplinen den Anschluss an die Weltspitze verloren haben.»
Dafür hatte der für die Niederlande arbeitende Schweizer Trainer Laurent Meuwly erneut Grund zur Freude. Femke Bol, die bereits über 400 m Hürden Gold geholt hatte, führte die Niederländerinnen mit einer fantastischen Leistung auf den letzten Metern zu Gold über 4x400 m. Mit der Jahresweltbestzeit von 3:20,72 Minuten verwies das Quartett Jamaika und Grossbritannien auf die weiteren Podestplätze. Am ersten Tag der Weltmeisterschaften war Bol in der Mixedstaffel über 4x400 m in Führung liegend knapp vor dem Ziel gestürzt. Darum dürfte die Genugtuung bei ihr nun umso grösser sein.
Im Hochsprung der Frauen gewann die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich nach zwei Silbermedaillen ihren ersten WM-Titel. Die 21-Jährige knackte als einzige Athletin die 2-Meter-Marke (2,01). (abu/sda)