Einmal mehr war an einem Grossanlass Verlass auf Mujinga Kambundji. Die 32-jährige Bernerin sicherte sich ihre elfte Medaille an internationalen Meisterschaften, die sechste über 60 m und die dritte an Hallen-Weltmeisterschaften nach Bronze 2018 und Gold 2022.
Kambundji steigerte sich wie schon oft von Lauf zu Lauf: 7,20 Sekunden im Vorlauf, 7,12 Sekunden im Halbfinal und dann 7,04 Sekunden im Final. Zwar war sie mit ihrer Siegerzeit nach einem mässigen Start zwei Hundertstel langsamer als an der Hallen-EM, dennoch nahm sie erfolgreich Revanche an der Italienerin Zaynab Dosso (7,06). Bronze ging an die Luxemburgerin Patrizia van der Weken (7,07).
Kambundji erweiterte ihre beeindruckende Medaillensammlung dadurch weiter. Neben ihren drei Podestplätzen an Hallen-Weltmeisterschaften gewann sie ausserdem zweimal Gold sowie je einmal Silber und Bronze an Europameisterschaften und holte ausserdem jede Medaille einmal bei Hallen-Europameisterschaften. An Freiluftweltmeisterschaften war ihr grösster Erfolg der Gewinn der Bronzemedaille über 200 m in Doha 2019.
Sie sei froh, dass sie nach dem weniger guten Vorlauf und dem durchzogenen Halbfinal ihr Potenzial doch noch abrufen konnte. «Im Final habe ich von A bis Z gemacht, was ich heute konnte. Ich habe mega Freude, dass es gereicht hat für Gold», so Kambundji, die anfügte: «Jede Medaille ist speziell, ein Titel ist noch einmal spezieller und ein Weltmeistertitel ist ‹hönne› schön und macht mich mega stolz.»
Was kann sie aus der Hallen-WM für die Freiluft-Saison mit der WM im September in Tokio als Höhepunkt mitnehmen? «Selbstvertrauen und dass es manchmal andere Wege gibt, die zu Gold führen. Ich freue mich zu sehen, wie wir es immer auf die Reihe bringen, wie Florian (Clivaz, ihr Trainer und Partner) auf mich eingehen kann und sieht, was ich im Moment brauche.» Die Schweizer Sportlerin der Jahre 2019 und 2022 geniesst nach der Hallen-WM noch zwei Tage in Schanghai und dann ein paar weitere freie Tage, ehe es wieder mit dem Training losgeht. Sie plant, diesmal früher in die Saison zu starten. «Ich bin fit, freue mich sehr, Wettkämpfe zu machen», sagte sie.
Mujinga Kambundji sicherte der Schweiz den zweiten Podestplatz in Nanjing, nachdem Angelica Moser im Stabhochsprung Bronze gewonnen hatte. Die Zürcherin stand bei der Elite erstmals an globalen Titelkämpfen auf dem Podest. 4,70 m im ersten Versuch reichten Angelica Moser. Zuvor hatte die 27-Jährige einige Fehlversuche zu verzeichnen und auch danach auf 4,75 m klappte es nicht mehr. Vor zwei Wochen an der Hallen-EM in Apeldoorn hatte die Stabhochspringerin noch mit der Schweizer Rekordhöhe von 4,80 m gewonnen. Den Sieg holte die Französin Marie-Julie Bonnin, die als einzige Athletin 4,75 m übersprang, Silber holte Tina Sutej aus Slowenien.
Am Sonntag könnten vier weitere Medaille folgen durch die Weitspringer Annik Kälin und Simon Ehammer, Audrey Werro über 800 sowie Ditaji Kambundji über 60 m Hürden. Letztere ist die Jahresschnellste in ihrer Disziplin und kennt wie ihre Schwester Mujinga keine Nerven. «Die beiden lassen das Aussergewöhnliche zur Gewohnheit werden», sagte Trainer und Manager Florian Clivaz. Dem ist nichts hinzuzufügen. (nih/sda)