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Les Bonbons de Klaus

Paris 2024 als Vorbild für die Spiele von 2038 in der Schweiz

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Olympiamarathon vor Traumkulisse.Bild: www.imago-images.de
Les Bonbons de Klaus

Paris 2024 als Vorbild für die Spiele von 2038 in der Schweiz

Das Leben bei Olympischen Spielen ähnelt dem Aufenthalt in einer Raumstation. Aber Paris 2024 war auch in dieser Beziehung anders und zeigt, wie Olympische Spiele in der Schweiz aussehen könnten.
11.08.2024, 19:47
klaus Zaugg / paris
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Olympische Spiele sind inzwischen fast alle gleich: Ob in Russland, Südkorea, Brasilien, Japan oder China. Künstlich aufgebaute Welten mit wenig oder kaum Kontakte mit der Aussenwelt. Mit der Wirklichkeit. Wie Raumstationen. Mit einem eigens für die Spiele geschaffenen Bus-Transport-System. Die Hotels sind in diese künstliche Welt eingebunden. Vom Aufwachen bis zum Schlafengehen wird diese Welt nicht nur von den Chronistinnen und Chronisten kaum mehr verlassen. Ohnehin wäre der Aufenthalt in der wirklichen Welt wegen Sprachbarrieren für die meisten von eingeschränktem Nutzen.

Erstmals seit 2012 und viel mehr noch als damals in London gilt diese Olympische Isolation in Paris nicht. Die Spiele sind trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht ein in sich geschlossenes System. Die Dienstleistungszentren und Wettkampfstätten verteilen sich wie Inseln im Meer einer grossen Stadt, in der die Sprache Voltaires gesprochen wird, die auch in unserem Land zu den offiziellen Landessprachen gehört. Archipel Olympia statt Raumstation Olympia.

Vera Looser, of Namibia, carries her bike down into a metro station while surveying the course through Paris streets during a training session ahead of her road race event at the 2024 Summer Olympics, ...
In Paris wurde die Metro auch von Athletinnen und Athleten benutzt.Bild: keystone

Das öffentliche Verkehrssystem (Metro) ist besser als das künstliche, für Olympia aufgebaute. Was das bedeutet, lässt sich optisch an den Arbeitsbedingungen für die mehr als 10'000 Chronistinnen und Chronisten aufzeigen: Es ist nicht mehr erforderlich, in den sterilen Medienzentren ohne vernünftige Versorgung mit Speis und Trank zu arbeiten, die jeder Inspiration und Kreativität abhold sind. Vielmehr ist es möglich, wie einst Ernest Hemingway Quartier und Schreibstube in einer Pariser Wohnung einzurichten, zu Fuss in die nächste Bar zu laufen und sich vom wahren Leben inspirieren zu lassen.

In Paris kann man den sterilen Olympia-Arbeitsräumen entfliehen
In Paris kann man den sterilen Olympia-Arbeitsräumen entfliehenklaus zaugg

Und vor allem: Die TV-Bilder für die Daheimgebliebenen waren noch nie so gut. Weil nicht alle Arenen mehr oder weniger gleich sind. Immer wieder kommen geschickt die Kulturdenkmäler der Stadt ins Bild, vom Eiffelturm bis Versailles. Wie bei der Tour de France die wunderbaren Landschaften Frankreichs über die ganze Welt verbreitet werden, so haben Milliarden vor den Bildschirmen die Schönheit von Paris erlebt.

Es war die bisher beste Kombination eines globalen Sportspektakels mit den Besonderheiten einer Stadt. Auch wenn Paris diese Spiele nicht brauchte: Es war doch ein unbezahlbares Standortmarketing. Die Frage, ob die Kosten dafür nicht wohl doch zu hoch sind, lassen wir einmal beiseite.

Switzerland's Nina Brunner serves during the women's semi-final beach volleyball match between Switzerland and Canada at Eiffel Tower Stadium at the 2024 Summer Olympics, Thursday, Aug. 8, 2 ...
Nina Brunner schlägt vor dem Eiffelturm auf.Bild: keystone

Paris 2024 zeigt letztlich auf, wie Olympische Spiele in der Schweiz gestaltet werden könnten, ja müssten. Das Ziel ist es, die Winterspiele 2038 erstmals seit 1948 wieder in die Schweiz zu holen.

Olympische Spiele 2038 müssten in der Schweiz nach der gleichen Philosophie umgesetzt werden wie Paris 2024. Olympische Inseln über das ganze Land verteilt, mit einem öffentlichen Verkehrssystem vernetzt und die Umgebung der Wettkampfstätten so geschickt ins TV-Bild integriert wie soeben in Paris. Die grandiosen Landschaften unseres Landes für ein TV-Milliarden-Publikum sichtbar gemacht. Ein Transportproblem gibt es nicht: Wir haben das beste, dichteste und pünktlichste Eisenbahnsystem der Welt, das bei Winterspielen in der Schweiz die gleiche Bedeutung hätte wie die Metro bei Paris 2024.

Auch wenn unser Land letztlich diese Spiele so wenig braucht wie Paris sie brauchte: Es wäre doch ein unbezahlbares Standortmarketing. Es wird in zweierlei Beziehung eine Frage der Kosten, des Geldes sein. Erstens: Spiele in der Schweiz sind nur möglich, wenn die Privatwirtschaft zum grössten Teil für die Finanzierung aufkommt und Volksentscheide nicht erforderlich sind.

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Olympische Spiele in der Schweiz: bald Realität?Bild: keystone

Zweitens: Die in der Vergangenheit grenzenlos naiven helvetischen Olympia-Träumer sind zum ersten Mal bereit, den für einen Zuschlag unabdingbar erforderlichen Preis zu zahlen: Ein ordentliches Trinkgeld in die Taschen jener, die über die Vergabe entscheiden. Unvergesslich bleibt die wahrhaft zynische, aber vielleicht doch zutreffende Kurzanalyse, warum Sion die Bewerbung für die Spiele von 2006 gegen Turin verloren hat. Obwohl die Bewerbung von Sion in jeder Beziehung im Quadrat besser war: «Die IOC-Verantwortlichen kennen halt den Unterschied zwischen einem Raclette und einem Ferrari.»

Das Problem müsste auch ohne eigene Automobilindustrie zu lösen sein. Immerhin ist die Schweiz nach wie vor eines der wichtigsten Finanzzentren der Welt.

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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bokl
11.08.2024 20:33registriert Februar 2014
Das IOC hat ja schon moniert, dass die Wettkampfstätten zu weit verteilt sein. Da muss die Schweiz hart bleiben. Ansonsten müsste viel neu gebaut werden. Entweder das aktuelle Konzept wird akzeptiert oder die Schweiz sollte verzichten.
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SD1980
11.08.2024 20:22registriert August 2018
Wenn die Entscheidung über die Vergabe von zufrieden gestellten IOC-Mitgliedern abhängig ist, kann ich auf olympische Spiele in der Schweiz verzichten!
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cheeky Badger
11.08.2024 21:54registriert Juli 2015
Klaus schreibt allen ernstes, dass man erstens dafür schauen soll, dass wir ja nicht über Spiele abstimmen dürfen?

Denn wir haben bei allen vergangenen Abstimmungen über Olympische Spiele gesehen, das wir das eifach nicht Wollen.

Dann schlägt er allen erstes auch noch vor das IOC zu bestechen?

„Ein ordentliches Trinkgeld in die Taschen jener, die über die Vergabe entscheiden.„

Spiele wie in Russland. Bravo.
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